LWL startet zum "Tag der Muttersprache" eine neue Serie zum Wort des Monats
Poggenstohl: Pilzige Sitzgelegenheit für den Frosch

Das Bild zeigt, warum der Pilz auf plattdeutsch Poggen¬stohl heißt. Der LWL stellt den Poggenstohl jetzt als Wort des Monats vor. Foto: Fotolia/dabjola
  • Das Bild zeigt, warum der Pilz auf plattdeutsch Poggen¬stohl heißt. Der LWL stellt den Poggenstohl jetzt als Wort des Monats vor. Foto: Fotolia/dabjola
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Westfalen. Knieptange, Kinnergaoren, Maihdiärschker - die Bedeutung dieser plattdeutschen Wörter kann man relativ leicht aus dem Hochdeutschen herleiten. Sie stellen nämlich genaue lautliche Entsprechungen von Kneifzange, Kindergarten und Mähdrescher dar. Der Wortschatz des Plattdeutschen ist allerdings über die Jahrhunderte eigenständig gewachsen, und so finden sich viele Wörter, die sich nicht so einfach aus dem Hochdeutschen herleiten lassen.

Die Mundart- und Namenforscher beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) nehmen den Tag der Muttersprache (21.2.) als Startpunkt, um ab sofort jeden Monat ein Wort des Monats vorzustellen. Den Auftakt macht der Poggenstohl."Pogge ist ein plattdeutsches Wort für den Frosch, das in ganz Nordwestdeutschland gebräuchlich ist, etwa bis zu einer Linie Münster - Detmold", erklärt Markus Denkler, Geschäftsführer der Kommission für Mundart und Namenforschung beim LWL. Und was könnte eine Sitzgelegenheit für Frösche sein? Ein Pilz - "als ob sich der frosch seiner als sitzes bediente", heißt es dazu im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm. "Diesen einfallsreichen 'Spitznamen' verwendet man im nordöstlichen Münsterland, außerdem auch im Emsland, in Ostfriesland und in Mecklenburg-Vorpommern", so Denkler. Regnet es anhaltend, womöglich noch in der Erntezeit, dann kann man mit der folgenden münsterländischen Redensart sein Leid klagen: "De Poggenstöhle wasst us noch up'n Puckel!" (Die Pilze wachsen uns noch auf dem Rücken!)  In den deutschen Mundarten kommen zahlreiche phantasievolle Bezeichnungen für den Pilz vor, wie etwa Hexenbutter, Teufelskappe oder Krötendächle. In Ostwestfalen, wo der Frosch auf Plattdeutsch Höpper heißt, sagt man entsprechend Höpperstaul. "Aber nicht nur Frösche nehmen auf Pilzen Platz, auch den Kröten traut man das zu. Deshalb nennt man Pilze im südwestlichen Münsterland, wo die Kröte auf Plattdeutsch Pedde heißt, Peddenstohl und in Südwestfalen, wo Hucke das plattdeutsche Wort für die Kröte ist, Huckenstaul. Auch der niederländische paddenstoel und der englische toadstool, der vor allem Giftpilze meint, haben hier ihren Ursprung", sagt Denkler. All diesen Wörtern liegt eine einprägsame und augenzwinkernde bildliche Vorstellung zugrunde.

Autor:

Michael Menzebach aus Haltern

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