Kennst Du schon die Rennleitung110?
Sie ist ein privates Präventionsprojekt!

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Kennst Du schon die Rennleitung110?
Heute bin ich einem Biker von diesem Projekt begegnet. Ich muss gestehen, dass ich erst die Gestaltung des Bikes für eine Attrappe gehalten habe und musste mich des besseren belehren lassen. Um mich daran erinnern zu können wurde mir ein Armband mit der Aufschrift: anständig fahren / www.rennleitung-110.de geschenkt.
Rennleitung#110
DAS PROJEKT
Rennleitung#110 ist ein privates Präventionsprojekt sportlich-motorradfahrender Polizisten und ihrer Freunde und Helfer.
Wir wollen Unfälle verhüten, aber auch zwischen Polizei und Motorradfahrervermitteln und das Ansehen des Motorradfahrens in der Öffentlichkeit verbessern.
Rennleitung#110 basiert auf der Feststellung, dass das polizeiliche Präventionsangebot nicht den richtigen Ansatz verfolgt - zu unspezifisch, zu wenig ansprechend.
Eine sehr aufwendige Sonderauswertung von Motorradunfällen hatte damals – 2009/2010 in Baden-Württemberg – gezeigt, dass es vor allem die Fahrer sportlicher Motorradmodelle sind, welche bei einem vergleichsweise geringen Marktanteil die meisten folgenschweren Motorradunfälle verursachen. Fahrer die durchaus routiniert mit ihrem Fahrzeug unterwegs sind, auf Strecken die ihnen gut bekannt sind (sogenannte „Hausstreckenproblematik“).
Fahrer wie Ricky Lowag selbst einer war und ist. Und da er nie zu Präventionsveranstaltungen seiner Kollegen hin, sondern immer im weiten Bogen davor weggefahren war, schloss er daraus, dass es auch anderen Motorradfahrer so gehen dürfte.
Polizeiliche Präventionsveranstaltungen liefen immer nach dem selben Muster ab: Leute, die in den Augen der Polizei alles richtig machen – Sicherheitstrainings absolvieren, ein Motorrad mit ABS fahren (damals noch sehr selten), Warnweste tragen – unterhielten sich gerne mit der Polizei und bestätigten diese immer wieder darin, dass man doch „viel mehr Blitzen“ müsse. Beide Seiten bestätigten sich also gegenseitig immer wieder gerne, dass sie alles richtig machen und gemeinsam zeigte man sich ratlos, warum immer wieder so viele Motorradunfälle passieren.
Wer ein Problem lösen will, muss das Problem erst verstehen. Und dieses Verständnis ging der Polizei – zumindest damals – in weiten Teilen noch ab.
Jemandem, der sich für viel Geld ein leistungsstarkes und schnelles Fahrzeug kauft, zu sagen, er solle nach Möglichkeit langsam fahren, scheitert schon im Ansatz. Wer eine sichere Geldanlage sucht wird Bausparer und nicht Sportbiker. Und Sport braucht einen Sportplatz. Sportliches Fahren passt nur in einem engen Rahmen in den öffentlichen Straßenverkehr. Was darüber hinausgeht, sollte sich auf der Rennstrecke oder geeigneten Plätzen abspielen.
Die Leute gebetsmühlenartig zu beschwören, beim Fahren nicht den Kopf auszuschalten, ist ebenfalls zum Scheitern verurteilt. Wie bereits der Psychologe und Motorradspezialist Bernt Spiegel in seinem Buch „Die obere Hälfte des Motorrads“ ausführlich erklärt, spielen sich beim Motorradfahren relevanten Hirnabläufe überwiegend im „Reptiliengehirn“ ab. Das Stammhirn, welches in der Evolution sehr früh angelegt wurde, arbeitet schnell und gefühlsbasiert. Alles andere, was an rationellen Bedenken evolutionär darüber gelegt wurde - nicht zuletzt, um das Überleben unserer Spezies zu sichern – ist viel zu langsam und verfliegt im Fahrtwind.
Jeder Motorradfahrer kennt dieses Gefühl und beschreibt es als „den Kopf frei fahren“. Für viele mag es sogar ein Hauptgrund sein, in dieser Tätigkeit zu 100 Prozent aufzugehen. Den „Flow“ zu spüren. Den Sorgen und Nöten für ein paar Stunden zu entfliehen und sich mal keine Gedanken machen zu müssen. Rationell erläutert sind wir uns aller Risiken bewusst. Aber wenn der Druck auf der Starterknopf die Bedenken abschaltet und der Dreh am Gasgriff auch den Puls beschleunigt, ist das alles ganz weit weg.
Man kann das alles mit zahlreichen Studien belegen. Aber wer es nicht „erfahren“ hat wird es nicht verstehen.
Rennleitung#110 versteht sich als eine Art „Selbsthilfegruppe trockener Speed-Junkies“ - ein Streetworker-Ansatz: von Sportbiker zu Sportbiker - auf Augenhöhe - ohne erhobenen Finger
Ein Sportmotorrad in Polizei-Optik spielte von Anfang an eine zentrale Rolle. Diese Motorräder stehen für sich und als Kommunikationsbrücke zwischen „Biker“ und „Bullen“.
Für die Polizei war das damals unmöglich. Zu revolutionär. Zu gewagt.
Unter damaligen Gesichtspunkten war es schon ein Quantensprung „das Gegenüber“ mit dem unter Motorradfahrern gebräuchlichen „Du“ anzusprechen. Dabei spielt es unter dem Helm keine Rolle, ob Du Arbeiter oder Anwalt, Mediziner oder Maurer, Publizist oder Polizist bist – im Regen werden wir alle nass.
Rennleitung#110 sollte vieles verändern.
Quelle: www.rennleitung-110.de/index.php/rennleitung/projekt

Autor:

Corinna Kirschberg aus Marl

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