Diese Ärzte …

Gestern hatte ich wieder ein Arzt-Erlebnis, das glaubt Ihr nicht. Doch beginnen wir ein paar Monate früher.

Vor ungefähr einem halben Jahr bin ich an einem Sonntag ungeplant so gegen sieben Uhr aufgewacht (mein innerer Wecker stand eher so bei neun Uhr), weil mein rechtes Auge brannte wie Feuer und mein Kopfkissen sich auf meiner Schlafseite nass anfühlte. Gesabbert hatte ich nicht, wie mir ein Blick bewies, denn was ich sah, war Blut. Nasenbluten war es nicht, wie ich schnell feststellte, also folgerte ich, dass kurz vorm Aufwachen das Auge geblutet haben muss.

Gut, dass es neben dem evangelischen Krankenhaus in Düsseldorf eine Notfallpraxis gibt, die man am Wochenende aufsuchen kann. Dort angekommen, kam ich auch ziemlich schnell dran und hatte dabei auch noch Glück, denn ein Augenarzt war im Dienst. Der sah sich das Auge an, stellte fest, dass eine Ader im Auge geplatzt war und daher das Blut kam und dass ich eine Bindehautentzündung hätte. Er verschrieb mir eine Salbe und Augentopfen und nach einer Woche war die Sache erledigt.

Doch vor zwei Monaten brannte das rechte Auge wieder wie der Deibel und ich sah mich veranlasst, erneut einen Augenarzt aufzusuchen. Da der damals in der Notarztzentrale tätige Augenarzt einen guten Eindruck auf mich machte, suchte ich den dann zur normalen Sprechstunde in seiner Praxis auf. Er diagnostizierte wieder eine Bindehautentzündung, verschrieb mir die gleichen Medikamente wie zuvor, doch diesmal besserte sich mein Zustand nicht.

Nach vierwöchiger Behandlung konstatierte der Arzt, dass die Bindehautentzündung mittlerweile chronisch geworden sei und sich auch noch eine Lidrandentzündung dazugesellt hätte. Die Beschwerden mit dem Auge schob er auf das Klima in der Kölner Bucht, das sich von Köln über Bonn bis in die Eifel und ins Bergische Land erstrecken würde. Ich hätte eine Allergie gegen dieses Klima entwickelt. Scheint zu stimmen (dachte ich damals), denn immer, wenn ich mich in anderen Gegenden Deutschlands aufhalte, sind die Beschwerden schlagartig verschwunden und tauchen ebenso schlagartig wieder auf, wenn ich zu Hause bin.

Nachdem ich nun zwei Monate damit zu tun hatte, die Salbe und die Tropfen, obwohl im Beipackzettel das völlige Gegenteil steht, auf ärztliche Verordnung weiter zu benutzen, stellte sich keine Besserung ein. Hinzu kam nun auch noch ein ständiges Pieksen und ein verzerrtes Sehen auf dem rechten Auge. Darauf sprach ich ihn gestern an und ließ verlauten, dass es mir nicht ratsam erscheinen würde, die Tropfen und die Salbe noch länger zu verwenden. Das verzerrte Sehen läge an der Brille, die vom Optiker neu gerichtet werden müsste und die Medizin sollte ich weiter nehmen.

Ich also zum Optiker meines Vertrauens, denn ich schon seit dreißig Jahren aufsuche und der unter anderem mit einer erstklassigen Beratung aufwarten kann. Meine Brille sollte neu gerichtet werden? Nicht nötig, die saß einwandfrei. Im Refraktionsraum sollte dann überprüft werden, ob meine Brille und ich bzw. meine Augen noch miteinander harmonieren. Links war alles in Ordnung, beim rechten Auge begann das große Ratespiel.

Als ich die Buchstaben entziffern sollte, riet ich munter drauflos: „Der letzte Buchstabe könnte ein P, R oder F sein, der erste ein C oder D.“ Stimmte nicht, also wurde eine neue Linse vor mein Auge geschoben. Erkannt habe ich aber trotz mehrmaliger Versuche nichts, ich konnte die Buchstaben beim besten Willen nicht erkennen. „Hm“, meinte der Optiker, da kann etwas nicht stimmen, so schnell kann sich die Sehkraft innerhalb von anderthalb Jahren (seinerzeit wurde meine Brille neu angepasst) nicht verändern. Ich werde das mal näher untersuchen.“

Seine bereits angedeuteten Zweifel an der Diagnose des Augenarztes, es würde sich um eine Allergie handeln, wurden schnell bestätigt. Mit einem einfachen Test, der laut seiner Aussage zur Grundausbildung der Augenärzte gehört, konnte er feststellen, dass ich keine allergischen Reaktionen zeigte, sondern an einer bakteriellen Infektion des Auges leide. Ein weiterer Test ergab dann, dass meine Hornhaut kleine Löcher aufweist, die das verzerrte Sehen verursachen. Die sind entstanden, weil ein paar Wimpern die fatale Neigung haben, sich nach innen zu biegen und dann beim kurzen Schließen der Augen, dass bei jedem Menschen unwillkürlich erfolgt, in die Hornhaut stechen. Dies ist übrigens auch ein Test, den jeder gewissenhafte Augenarzt durchführen kann und sollte.

Der Optiker hat mir dann empfohlen, was ich machen soll, damit die Beschwerden abklingen und schaut sich in einer Woche nochmal an, ob sich die Löcher in der Hornhaut geschlossen haben. Die angebliche Bindehautentzündung würde sich in ein, zwei Tagen zurückbilden, wenn ich die Salbe und die Tropfen weglassen würde, die würden nach so langer Zeit das Auge unnötig reizen. Erst dann könne man feststellen, ob ich eventuell eine neue Brille bräuchte.

Und siehe da, das Brennen des Auges hat schon merklich nachgelassen und auch das verzerrte Sehen ist nicht mehr so stark vorhanden.

Es ist nicht das erste Mal, dass ich an der Fähigkeit der Ärzte zweifle. Bisher dachte ich, die größten Stümper wären die Hautärzte, die es noch nie fertiggebracht haben, außer Vermutungen vernünftige Diagnosen zu stellen und Hautprobleme zu lösen. Das hat erst die Besitzerin eines Reformhauses geschafft, die mir ein bestimmtes Hautbalsam empfohlen hat. Seitdem sind die Beschwerden so gut wie weg.

Doch zumindest dieser Augenarzt scheint nicht zu den Könnern seines Fachgebiets zu gehören. Wie kann es sein, dass ein kleiner Optikerladen eine erstens sehr viel gründlichere Untersuchung durchführt, sich zweitens viel mehr Zeit für eine ordentliche Diagnose nimmt und drittens fachlich wesentlich besser drauf ist als ein Facharzt? Und die Untersuchungen beim Optiker haben noch nicht einmal viel Zeit in Anspruch genommen. Zeit, die sich ein gewissenhafter Arzt für seine Patienten auch nehmen sollte.

Autor:

Horst-Peter Horn aus Hilden

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