Fixstern in UN-Kulturkosmos - Arthaus zeigt "Material in Motion"

Frauke und Dietmar Nowodworski mit "Flying Object".
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„HIER LÄCHELN SICH WILDFREMDE LEUTE AN“

Fester Stern in Unnas Kulturkosmos: Arthaus Nowodworski öffnet jeden 1. Sonntag zwischen 14 und 18 Uhr

"Material in Motion" provoziert zum Nachdenken über Zeit und Vergänglichkeit

Auseinandersetzung mit Zeit, Veränderung der objektiven Realität, das sind nur einige Themen, denen Frauke und Dietmar Nowodworski seit rund 15 Jahren durch Kunstgebilde Ausdruck verleihen. In ihrem Arthaus stellen sie durchweg selbst gefertigte Objekte aus, seit mehr als zehn Jahren. Die Ausstellung „Material in Motion“ zeigt das Arthaus Nowodworski jetzt zu Öffnungszeiten, die mehr Besuchern den Gang durch die einzigartigen Atelierräume des Künstlerpaares ermöglichen sollen.

Man muss sie nicht sofort „verstehen“, es genügt zunächst, die bizarr anmutende Objektkunst der Nowodworskis auf sich wirken zu lassen. Gebrauchtes, Antikes, Benutztes arrangieren die Künstler zu teilbeweglichen Mechanikobjekten. „Es ist das Sammeln von Sinnen“, bringt es Frauke Nowodworski auf den Punkt. Die ehemalige Event-Touristmanagerin kam durch Studienaufenthalte und den Kontakt mit Dietmar Nowodworksi zur Objektkunst. Auf Reisen stöbern sie auf Antiquitätenmärkte, entwickeln Fantasien zu den Gegenständen. So sind die Details von „Flying Object“ eher banal. Eine ausrangierte Balgenkamera, Inliner-Rollen, Elektronikschrott, ein Propeller, Die Grundaussagen der Gegenstände setzen die Künstler in Bezug. So führt „Flying Object“ die rasche und immer schnellere Vergänglichkeit von Technik vor Augen. Der Stil füllt die Lücke zwischen Dadaismus und Joseph-Beuys-Kunst. „Cinetc-Art“ - Bewegungs-Objektkunst, die in ihrer frischen Farbgebung auch von Salvatore Dali beeinflusst ist. „Dabei machen wir nichts nach“, erklärt Dietmar Nowodworski. Jedes Stück ist ein Unikat. So auch „Flying Soap“, auf den ersten Blick ein profanes Stück Hängeseife mit Luftschraube. In Kombination mit Wasserhahn und Kamera wird ein Kunstobjekt daraus, das zum Nachdenken anregt. Wie selbstverständlich das Individuum mittlerweile Überwachung in Kauf nimmt und sich kaum stören lässt, verdeutlicht „Radio-Aktiv“. In einem alten Röhrenradio integrierten die Künstler einen Monitor, auf dem eine diskret geilfilmte Rolltreppe mit ankommenden Menschen in Endlosschleife zu sehen ist.

Durch Lichtinstallationen zur Ruhr 2010, Videoprojekte und Ausstellungen u.a. in Paris und Teilnahme bei der Extraschicht ist das Künstlerpaar bekannt. Graphik-Designer Dietmar Nowodworski machte bereits in den 90er Jahren durch Objektausstellungen auf sich aufmerksam. Zahlreiche Objekte sind heute Teil der Dauerausstellung zur Wiedervereinigung im Zonengrenzmuseum Helmstedt, fast 30 Gebilde mit bissigen und ironischen Darstellungen. Seine künstlerische Liebe gilt der Fotografie. Wohl auch, weil die Eltern ein Fotoatelier in der Schäferstraße betrieben. Margot Nowodworski(86), seine Mutter, arbeitete schließlich als Bildbearbeiterin für die Redaktion der Westfälischen Rundschau und steht bis heute im Arthaus mit Informationen zur Verfügung.

Zuletzt machten die Nowodworskis mit dem Film Die Träume des Monsieur Maron, bei dem Realität und Fktion verschwimmen auf sich aufmerksam. Den Leinwandstreifen projezierten sie auf eine Hausfassdade direkt gegenüber. Architekten, Lehrer, Privatleute zählen zur originären Kunstkäuferschaft. Auftragsarbeiten nehmen die Kunstarrangeure nicht an. Ein original Nowodworski im öffentllichen Raum – Fehlanzeige. Filigranität und Material wären Vandalismus ausgesetzt. Ideen zur Anreicherung des Unnaer Bahnhofsumfeldes entwickelte das Künstlerpaar zu Skizzen, hielt sich aber schließlich zurück. „Der politische Raum ist nicht unser Feld“, meint Dietmar Nowodworski.

Lieber arbeitet er in seiner Werkstatt an neuen Objekten. Sie liegt gleich hinter „Trini´s Büdchen“, einem mit Plunder und Ramsch prall gefüllten Kiosk, früher das Entree des Ateliers im zweitältesten Fachwerkhaus Unnas, als der Zugang noch in der 1. Etage lag. Nicht nur aus Platzgründen hängen Uhrwerke, Töpfe, alte Filmkameras etc. unter der Decke - so bleiben die Bausteine künftiger Kunstobjekte immer im Blick.

Schulklassen besuchen die Ausstellung im Rahmen des Unterrichts und nehmen provokative Denkanstöße mit. So regt „no connection“, eine Montage in Grabesstimmung aus überholten Kommunikationsgeräten zum Nachdenken über Vergänglichkeit und den Sinn der Technik an.

Das Arthaus ist zu einer festen Institution in Unnas Kulturkosmos geworden. An jedem ersten Sonntag im Monat von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Die Öffnungszeiten wurden verlegt. In Kooperation mit dem Lichtkunstzentrum wurden sie neu abgestimmt. 130 Gäste begrüßte das Künstlerpaar am ersten Sonntag mit den neuen Öffnungszeiten.

Autor:

Stefan Reimet aus Holzwickede

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