Sterbefasten

Sterbefasten war dasThema von Christiane und Hans-Christoph zur Nieden im gut gefüllten Alten Ratssaal. Zu dieser Veranstaltung hatten der Hospizkreis Menden und die Buchhandlung Daub eingeladen.
Sterbefasten ist keine Erfindung der Neuzeit, sondern wurde z.B. schon von Marc Aurel und Indianerstämmen praktiziert.

Christiane zur Nieden ist Heilpraktikerin und seit 35 Jahren in der Sterbe- und Trauerbegleitung tätig, ihr Mann Hans-Christoph ist Palliativmediziner.
Nach Veröffentlichung ihres Buches „Sterbefasten“, in dem Christiane zur Nieden den Prozess des Sterbefastens (freiwilliger Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit) ihrer 88-jährigen Mutter eindringlich schildert, kam es zu einem regen Austausch zwischen den Autoren und zahlreichen Betroffenen und deren Angehörigen. Daraus resultierte das 2. Buch „Umgang mit Sterbefasten“, in dem Fallbeispiele gesammelt und kommentiert werden.

Anhand einiger ausgewählter Beispiele zeigt das Ehepaar mögliche Verläufe des Sterbefastens auf: Da ist Edith, die von ihrer Tochter Susan zu Hause begleitet wird. Edith ist in den ersten Tagen noch recht aktiv, am 6. Tag lässt ihre Kraft nach und der Durst wird stärker, immer quälender, aber sie lehnt die Aufnahme von Flüssigkeit ab. Edith verstirbt am 11. Tag ganz ruhig in den Armen ihrer Tochter.
Bei Detlev dauert der Sterbeprozess bis zum 31. Tag, was daraus resultiert, dass er täglich noch bis zu 1 Liter Wasser und Tee zu sich nimmt. Erst als er dies gravierend reduziert, kann er am 37. Tag ruhig einschlafen.
Frau und Herr zur Nieden weisen darauf hin, dass die Zufuhr von Flüssigkeit dem Körper das Sterben erschwert. So bilden auch Infusionen und das Zuführen von Sauerstoff erschwerende Faktoren. Bei 70 % der Sterbefastenden dauert der Sterbeprozess in der Regel 10 bis 16 Tage.
Auch in Altenheimen ist Sterbefasten -wenn bisher noch relativ selten durchgeführt- möglich.
Herr zur Nieden berichtet von einem Bewohner, der diesen Wunsch nicht explizit geäußert hat, dessen Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit aber gut gehändelt wurde.
Nicht durchführbar ist das Sterbefasten bei psychisch Kranken und bei Menschen mit Demenz.

Gute Voraussetzungen für das Umsetzen von Sterbefasten sind nach Hans-Christoph zur Nieden,
dass die Betroffenen hoch betagt sind (über 85 Jahre), ein Durchhaltevermögen haben und gut begleitet werden, wobei eine gewissenhafte Mundpflege das A und O ist.
Auch wenn das Sterbefasten kein leichter Weg ist, so schenkt es den Betroffenen und den Angehörigen eine sehr intensive Zeit.

In der sich anschließenden Diskussion kam auch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum selbstbestimmten Sterben zur Sprache, was sich auf alle Phasen des Lebens bezieht und somit für viele Menschen in seiner Tragweite überraschend ist.
Es wurde auch thematisiert, dass ebenfalls in Seniorenheimen die Individualität der Bewohner im Hinblick auf ihre Selbstbestimmung mehr Berücksichtigung finden sollte.
Auch wenn die Zahlen der Sterbewilligen und Sterbefastenden zunehmen werden, da unsere Gesellschaft immer älter wird (Äußerung eines Teilnehmers), wird die Anzahl der Suizide nach Auffassung von Frau zur Nieden nicht gravierend ansteigen, denn „zu wissen, dass man einen Ausweg hat, lässt die Menschen leben“ (Zitat Christiane zur Nieden)

Autor:

Ilona Düppe aus Menden (Sauerland)

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