Grandioses 20. Konzert des Marienkapellenvereins in der Reihe "Klangwellen 714" - „Dudelsäcke aus dem Hohen Dom zu Köln“ in der Marienkapelle zu Monheim

Musiker von Spillyck

Vor dem Hintergrund einer dezenten Lichtinszenierung erlebten die Zuhörer in der bis auf den letzten Platz gefüllten alterwürdigen Marienkapelle in der Reihe „Klangwellen 714“ ein grandioses 20. Konzert. Die Musiker von Spillÿck, Rafael Daun (Dudelsäcke), Ruthilde Holzenkamp (Akkordeon), Thorralf Schuh (Perkussion) und Christian Starke (Dudelsäcke und diverse Holzblasinstrumente) erfreuten nicht nur durch ihre eindrucksvolle Musik, sondern auch durch die besonderen Bilder von Dudelsackspielern im Kölner Dom, die in Großformat an eine Wand projiziert wurden. Christian Starke und Rafael Daun moderierten dazu einfühlsam über die dargestellten Dudelsäcke und deren Spieler, die teils Tanzmusikanten oder teuflische Mischwesen aus Mensch und Tier, aber auch Hirten und sogar Engel waren. Kurzum die musikalischen Darbietungen aus ihrer CD „17 Dudelsäcke im Kölner Dom“ boten den begeisterten Besuchern ein völlig neues Klangerlebnis.

Als die Musiker von Spillÿck mit Dudelsäcken und Trommel in die Kapelle einzogen und dabei die Kölner Hymne „Highland Cathedral“ – besser bekannt als „Du bes die Stadt“ von den Bläck Föss spielten, da dichteten bestimmt viele der Zuhörerinnen und Zuhörer den Text im Kopf in „Du bes die Kapell am Ring“ um.

Zum Dudelsackspieler mit Narrenkappe erklangen Melodien zu Ehren der „kölschen Veedel“
Mit Dudelsack und Schalmei entführten die Musiker sodann mit Melodien von Joh. Georg Linike (1680-1737) die entzückte Zuhörerschaft in eine Form alter Musik, die in dieser historischen Kapelle besonders eindrucksvoll klang. Zu einem Dudelsackspieler mit Narrenkappe im Chorgestühl erklang eine ausgelassene und fröhliche Melodie zu Ehren der „kölschen Veedel“. Mit dem Stück „Wal-Heimat/Lydia“ stellten die Musiker den Bezug zu dämonischen Mischwesen her, die nicht nur im Chorgestühl des Kölner Doms zu finden sind. Schließlich wurde anno 1688 vor Köln im Rhein ein großes “wunderliches See- und Wasserthier“ gesichtet, welches fontänenblasend flussaufwärts strebte und angeblich bis Basel gelangt sein soll.

In einer klangbilderreichen Improvisation griffen die Spillÿck die Geschichte über das „Bruder Konrad-Thema“ aus dem Glogauer Liederbuch (1480) auf. Anschließend führte Thorralf Schuh mit einfühlsamem Spiel seiner verschiedenen Perkussions-Instrumente und seinem Körper als zusätzliches Instrument eindrucksvoll auf, wie die Welt unter Wasser aus Sicht eines Wals aussieht. Zur Abbildung eines Dudelsackpfeifers, der im Kölner Dom auf dem Fenster des aus Ägypten stammenden St. Gereon zu sehen ist, erklangen zwei traditionelle ägyptische Stücke „Al’Amda – Wa Aburi Rahi“. Man vermutet, dass einfache Dudelsäcke bereits im alten Ägypten bekannt waren und mit den römischen Legionen ihren Weg nach Europa fanden.

Auch der Engel über der Figur des Apostels Jacobus des Älteren – ebenfalls ein Fensterbild aus dem Kölner Dom – spielt einen Dudelsack: Da einer der Hauptpilgerwege zum Grab des Heiligen Jacobus in Santiago de Compostela in Galicien seit fast 1000 Jahren über Köln führt, intonierten Spillÿck das Jacobslied und Rafael Daun trug einige Strophen dieses Liedes vor. Im Original wird in ca. 40 Strophen! die Stimmung und Haltung der Menschen der damaligen Zeit sehr anschaulich wiedergegeben. So wird dort aufgezählt, was man alles bei dieser Wanderung mitnehmen und wie man sich auf ihr verhalten soll. Passend zur Marienkapelle endet der originalgetreu vorgetragene Text: „...wir rufen got und sant Jacob an und unser liebe frawen.“

„Dicke Trumm“ schlägt den Takt zur Melodie galizischer Dudelsäcke
Beim anschließenden galizischen „O Forricallo“ schlug die „Dicke Trumm“ den Takt und Jacobsmuscheln klapperten zur Melodie der galizischen Dudelsäcke. Als Hommage an den in Witzhelden geborenen Komponisten Johann Wilhelm Wilms (1772-1847) erklangen Variationen zu „Lieber Augustin“. Christian Starke auf der Blockflöte und Ruthilde Holzenkamp auf dem Akkordeon entlockten mit virtuosem Spiel ihren Instrumenten Klänge, die man bei dieser simplen Grundmelodie nicht erwartete. Doch sie drückten genau das aus, was der Komponist zeigen wollte, nämlich dass man jedes Ding von verschiedenen Seiten betrachten und mit entsprechender Kreativität immer andere überraschende Ergebnisse erzielen kann: Getreu der Devise: “Jeder Jeck es anders“.

Die Melodie des „Gesang vom hl. Georgio“ aus dem Kölner Gesangbuch von 1625 und ein Wallfahrtslied der „Michels-Brüder“, die zum Mont Saint Michel pilgerten, zeigten zum Abschluss nochmals die Ausdrucksfähigkeit der vielfältigen Instrumente.

Die begeisterten Zuhörer feierten diese außerordentliche Aufführung mit lang anhaltendem Beifall.

Autor:

Bernd-M. Wehner aus Monheim am Rhein

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