Interkulturelle Woche
Teilnehmer der „Interreligiösen Radtour“ entdeckten Facetten der religiösen Vielfalt in Monheim

Die Gruppe vor der Evangelischen Altstadtkirche | Foto: Foto von: Giorgio Morra
  • Die Gruppe vor der Evangelischen Altstadtkirche
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Bei strahlendem Sonnenschein trafen sich rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Sonntag, den 22. September 2019, vor der Katholischen Kirche St. Gereon zu einer „Interreligiösen Radtour“. Von dort ging es weiter zur Evangelischen Altstadtkirche, dann zur Osman-Gazi-Moschee in der Niederstraße und endete in der Moschee Omar der Islamischen Gemeinde Monheim und Umgebung in der Opladener Straße. Ziel der Fahrradtour war es, die religiöse Vielfalt in Monheim am Rhein zu entdecken und miteinander ins Gespräch zu kommen.

Unter der Federführung von Benedikt Rhiel, dem städtischen Koordinator für Interkulturelle Bildung, und in Zusammenarbeit mit der
• DITIB Türkisch-Islamische Gemeinde zu Monheim e. V.
• Evangelischen Kirchengemeinde Monheim
• Marokkanischen islamischen Gemeinde in Monheim und Umgebung e.V.
• Katholischen Pfarrgemeinde St. Gereon und Dionysius und dem
• KKV-Gesprächskreis „Christen treffen Muslime“
wurde diese Idee anlässlich der „Interkulturellen Woche“ in die Tat umgesetzt.

Pfarrer Burkhard Hoffmann begrüßte die Teilnehmer in der Kirche St. Gereon, die am Ende des Krieges – genau am 21.02.1945 – von Bomben zerstört und anschließend von dem Langenfelder Architekten Bernhard Rotterdam wiedererrichtet wurde. Hoffmann ging sodann auf das Wirken des damaligen Pfarrers Franz Boehm während der Nazizeit ein, der aufgrund seines aktiven Widerstandes gegen das Regime 1944 verhaftet und am 13. Februar 1945 im KZ Dachau starb. Kirchenmusikerin Ute Merten führte die Teilnehmer sodann auf die Orgelbühne und erklärte ihnen nicht nur die Funktionsweise einer Orgel, sondern gab auch einen geschichtlichen Überblick. So wurde ein orgelartiges Instrument bereits im frühen Griechenland im Jahre 246 vor Christus von einem „Ingenieur“ namens Ktesibios erfunden. Im Übrigen habe es zurzeit der Römer bereits Orgeln gegeben, die durch ihren archaischen Klang die Huldigung der Kaiser unterstreichen oder zur klanglichen Untermalung der Kämpfe in den Arenen diente. Im Laufe der Jahrhunderte sei die Orgel mehr und mehr ins Bewusstsein gekommen, bis sie um das Jahr 800 von Kaiser Ludwig, dem Frommen, auch in der Kaiserpfalz in Aachen für weltliche Zwecke genutzt worden sei und danach auch Einzug in die christlichen Kirchen fand.

Beim anschließenden Besuch der Evangelischen Altstadtkirche – diesen Namen erhielt sie erst in 2008, als das 150. Jubiläum der feierlichen Eröffnung des am 1. Oktober 1858 fertiggestellten Gotteshauses gefeiert wurde – gab Pfarrer Till-Karsten Hesse einen kurzen Überblick über die historische Entwicklung der evangelischen Kirchengemeinde in Monheim. So habe es in den Anfängen der Reformation nur wenige Evangelische in Monheim und in den umliegenden Dörfern gegeben, die sich zur reformierten, aber auch zur lutherischen Lehre bekannten. Damals hätten sich die Reformierten in der ehemals katholischen Marienkapelle versammelt. In ihr habe auch 1619 die 50. Bergische Reformierte Synode stattgefunden. Im Übrigen sei auch die Evangelische Kirche beim alliierten Luftangriff am 21.02.45 stark beschädigt worden. Allerdings hätten diese Schäden relativ schnell provisorisch beseitigt werden können, so dass man schon damals der Katholischen Kirchengemeinde anbieten konnte, in ihr die Messen zu feiern. 2016 erfolgte eine umfassende Renovierung. Mit einem gemeinsamen Lied, einem Psalm, einer Bibellesung, dem Vaterunser und mehreren Orgelstücken, die von Kirchenmusiker Matthias Standfest gespielt wurden, endete dieser Teil der Radtour.

Die nächste Station war sodann die Türkisch-Islamische Gemeinde zu Monheim in der Niederstraße. Hier erläuterte Mohamed Adib, Dialogbeauftragter der Ditib-Gemeinde, die Funktionen der einzelnen baulichen Elemente wie beispielsweise die Gebetsnische. Sie heißt Mihrab und ist der Platz des Imam. Er ist der Vorbeter, dem die Gläubigen im rituellen Gebet folgen. In der Mihrab ist seine Stimme besonders gut zu hören. Ein weiteres Element ist die Kanzel – die Minbar. Von dort aus werden vor dem Freitagsgebet oder an Festtagen die Hutba (Ansprachen) gehalten. Mihrab und die Minbar stehen immer in der Gebetsrichtung – sprich in Richtung Mekka. Adib erläuterte sodann die „fünf Säulen“ des Islam.
1. Das Bekennen des islamischen Glaubens
2. Das rituelle Gebet
3. Die Armensteuer
4. Das Fasten und
5. Die Pilgerfahrt nach Mekka
Anschließend lud die türkische Ditib-Gemeinde die Teilnehmer noch zu türkischen Tee und Gebäck ein.

Letzte Station der „Interreligiösen Radtour“ war die Moschee Omar, das Gemeindezentrum der islamischen Gemeinde Monheim und Umgebung e.V, in der vor allem Muslime mit marokkanischen Wurzeln Mitglied sind. Hier begrüßte El Mahdi Ousrout die Gäste und gab zunächst einen kleinen Überblick über die marokkanische Gemeinde. Der Imam gab sodann eine Einführung in die Schwerpunkte des islamischen Glaubens. Da er arabisch sprach, übersetzte Mounir Labrari seine Ausführungen.
Der Imam rezitierte als Einstieg eine Sure des Korans. Sie besagt, dass die Menschen als Mann und Frau geschaffen seien und zu Völkern und Stämmen gemacht wurden, um sich gegenseitig kennenzulernen. In der Auslegung dieser Sure betonte er die Bedeutung des Kennenlernens. Der Islam lehre den Respekt, die Toleranz und Solidarität zwischen Menschen und Völkern. Im Anschluss führte er noch in die Glaubensgrundlagen des Islam ein, wobei er insbesondere auf die beiden Säulen der „Grundüberzeugung“ und des „göttlichen Gesetzes“ („Scharia“) einging. In diesem Zusammenhang wurden auch Fragen der Teilnehmenden diskutiert, etwa zur Bedeutung und Auslegung des Begriffs Scharia oder der Frage, inwiefern sich Muslime öffentlich von Verbrechen distanzieren sollten, die im Namen des Islam verübt werden.

Der Sprecher des KKV-Gesprächskreises „Christen treffen Muslime“, Bernd-M. Wehner, lud in diesem Zusammenhang dazu ein, diese Diskussionen im Rahmen des Gesprächskreises in Zukunft noch intensiver zu führen.

Die Gespräche und das gegenseitige Kennenlernen wurden dann auf Einladung der Islamischen Gemeinde im Hof der Gemeinde bei Minztee, Gebäck und Früchten im Hof der Gemeinde fortgesetzt.

Der KKV-Gesprächskreis „Christen treffen Muslime“ wurde im Juni 2005 gegründet. Er trifft sich seitdem mit den türkischsprachigen Muslimen in Monheim. Darüber hinaus nehmen seit längerer Zeit auch evangelische Christen und seit kurzem auch Mitglieder der marokkanischen Moscheegemeinde an den vierteljährlich stattfindenden Gesprächen teil.
Ziel des Gesprächskreises ist es, im gemeinsamen Dialog zwischen Christen und Muslimen einander besser kennenzulernen, um so im gegenseitigen Respekt die Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Glauben des Anderen festzustellen.

Autor:

Bernd-M. Wehner aus Monheim am Rhein

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