Telefon, wie ich es damals erlebte

Der Beitrag von Susanne Schmengler ‚Weniger ist mehr’ hat mich wieder in die Vergangenheit geführt.

http://www.lokalkompass.de/neukirchen-vluyn/ratgeber/weniger-ist-mehr-d184950.html/action/posted/1/#comment567059

Wie war das damals? Wie habe ich die Zeit ‚ohne’ Telefon erlebt?

Wenn man die heutige ‚Telefonitis’ sieht, dann kann man es nicht fassen, dass Anfang der 50er Jahre nur in wenigen Haushalten ein Telefon vorhanden war.

In unserem Haushalt existierte so ein furchtbar schweres schwarzes Telefon. Es diente hauptsächlich meinem Vater um beruflich erreichbar zu sein.
Interessant fand ich damals, dass so mancher Nachbar zu unserer Bekanntschaft gehörte, über den geredet und getratscht wurde.
„Frau XXX, darf ich mal bitte telefonieren, ist gaaanz wichtig“. Mein Vater ließ es nicht zu und so wurde sein Dienstplan unter der Hand ‚gehandelt’. Nach dem Telefonat, das Gerät stand in der ‚guten Stube’, ging es in die Wohnküche zum allgemeinen Tratsch.

Ich selbst hatte gehörigen Respekt vor dem schwarzen Ding, nicht zuletzt, da es mir verboten war da dran zu gehen.

Eine kaum fassbare Geschichte ereignete sich dann später, als ich schon mit 15 in die Lehre ging. Ich bekam nur ganze 2 Wochen Urlaub und so fuhren meine Eltern ohne mich während mir aufgetragen wurde Verantwortung für das Haus zu übernehmen.
Das Telefon war während dieser Zeit tot. Hat mich nicht weiter gestört, wen sollte ich schon anrufen.

Das wiederholte sich beim nächsten Urlaub und so lag es nahe Vater zu fragen, warum das Telefon tot sei. Die Erklärung wurde mit einer Störung in der Leitung, welche durch die Störungsstelle zu beseitigen sei, gegeben.

Als bei einem 3. Urlaub wieder das Telefon gestört war wurde ich endlich wach.
Ich folgte dem Telefondraht in den Keller welcher dann hinter einer Holzwand aus klein gehackten Scheiten verschwand.
Was nun, fragte ich mich, hier schon aufgeben? Nein, ich untersuchte die Wand und fand einen Holzscheit der etwas größer als die anderen war. Der Versuch dieses Holzstück herauszuziehen war ein voller Erfolg. Zum Vorschein kam der Telefondraht, fein säuberlich getrennt.
Jetzt hatte ich nur noch eines im Sinn, wie konnte ich dieses böse Spiel mir nicht zu vertrauen beenden.
Ich besorgte einen kleinen Lampenschalter, setzte ihn zwischen die Drahtenden und steckte einen Zettel dazu mit der Bemerkung ‚Damit du es später einfacher hast!’

Mein Vater rastete völlig aus und beinahe hätte er mich aus dem Haus geworfen, wenn ich Mutter nicht als Fürsprecherin gehabt hätte.
Noch heute dient mir das Telefon trotz Flatrate nur zur Info, nicht zur allgemeinen Kommunikation.

Autor:

Rüdiger Pinnig aus Neukirchen-Vluyn

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