Gegen „Grenzen in den Köpfen“

(V.l.n.r.) Verwaltungsdirektor Mathias Türpitz, Präses Siegmund Ehrmann, Staatssekretärin Zülfiye Kaykin, Direktor Hans-Wilhelm Fricke-Hein und Landtagsabgeordneter Ibrahim Yetim.Foto: privat
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Weihnachten ist noch gar nicht da, doch beim Neukirchener Erziehungsverein hat bereits der Neujahrsempfang stattgefunden. Als Gast dabei war die nordrhein-westfälische Staatssekretärin für Integration, Zülfiye Kaykin.

Für mehr Teilhabe, Chancengleichheit und Gleichberechtigung von Menschen mit Zuwanderungshintergrund sprach sich die Politikerin zu Beginn des Kirchenjahres ais. Es sei traurig und schmerzhaft für alle, dass viele Menschen mit Migrationshintergrund angesichts der über Jahre unaufgeklärten Morde durch Neonazis in Angst und Bedrängnis lebten, sagte die frühere Geschäftsführerin der Merkez-Moschee in Duisburg-Marxloh vor mehr als 100 Gästen im Neukirchener Berufskolleg.
Rund 20 Prozent der 18 Millionen Menschen in Nord-rhein-Westfalen hätten eine Zuwanderungsgeschichte, so die türkischstämmige SPD-Politikerin. Angesichts dieser Zahlen gehe es darum, schon die Kinder im Land auf eine Vielfalt von Sprachen und Religionen vorzubereiten. Kaykin: „Die Grenzen in den Köpfen müssen fallen.“ Ein menschliches Klima sowie eine Willkommenskultur und -struktur seien wichtige Voraussetzungen für ein gutes und erfolgreiches Zusammenleben. Sozialer Aufstieg von Menschen mit Migrationshintergrund sei zwar in Deutschland möglich, aber leider längst noch nicht Normalität.
Geradezu vorbildlich sei in diesem Zusammenhang das Leitbild des Neukirchener Erziehungsvereins, in dem es heiße, dass Gottes Liebe allen Menschen gelte, lobte Kaykin ihre Gastgeber. Wenn man das beherzige und es schaffe, zuerst den Menschen zu sehen, ohne gleich auf Herkunft, Sprache und Religion zu schauen, werde Integration gelingen, so die Staatssekretärin in ihrer mit viel Beifall bedachten Rede.
Auch Siegmund Ehrmann, Präses des Erziehungsvereins, war in seiner Begrüßung auf den Neonazi-Terror in Deutschland eingegangen. Er sei bedrückt und beschämt, sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete. Jetzt sei die Zivilgesellschaft, seien alle Bürger gefordert, Partei zu ergreifen und Teilhabe zu organisieren. Auch diakonische Unternehmen wie der Erziehungsverein könnten durch aufsuchende Sozialarbeit einen Beitrag dazu leisten.
In einem geistlichem Wort rief Pfarrer Hans-Wilhelm Fricke-Hein, Direktor des Neukirchener Erziehungsvereins, dazu auf, nicht wegzuschauen und nichts zu bagatellisieren. Eine Gesellschaft müsse sich nicht nur daran messen lassen, wie sie mit den Schwächsten umgehe, sondern auch daran, was sie gegen Hass und Gewalt tue.
Der Neujahrsempfang des Neukirchener Erziehungsvereins fand zum vierten Mal statt. In seinem Grußwort erinnerte Bürgermeister Harald Lenßen daran, dass der Erziehungsverein nicht nur einer der beiden größten Arbeitgeber in der Stadt sei, sondern auch in vielfältiger Weise in das öffentliche Leben der Stadt hineinwirke. Das Märchenfestival, das der Erziehungsverein nach einjähriger Pause in diesem Jahr wie-der mit Hilfe von Sponsoren auf die Beine gestellt habe, sei eines der besten und größten in Deutschland. Viele Bürger der Stadt hätten zudem mit großem Interesse verfolgt, was aus dem Projekt zur U-Haft-Vermeidung mit Jugendlichen auf dem Heckrathshof geworden sei. Mittlerweile hätten sich die Gemüter beruhigt. Es habe sich herumgesprochen, dass der Erziehungsverein dort gute Arbeit leiste, befand der Bürgermeister.

Autor:

Marjana Križnik aus Düsseldorf

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