Wirtschaft in der Krisenzeit
Ratinger Händler und Unternehmer agieren im Coronamodus

Die städtische RMG unterstützt Ratinger Geschäftsleute, in dem sie ihnen derzeit die RatingenApp zu besonders günstigen Konditionen als Informationsplattform anbietet.  | Foto: RMG
  • Die städtische RMG unterstützt Ratinger Geschäftsleute, in dem sie ihnen derzeit die RatingenApp zu besonders günstigen Konditionen als Informationsplattform anbietet.
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Liefert er? Oder liefert er nicht? Er liefert. "Und selten haben sich Kunden darüber so sehr gefreut, wie momentan", sagt Frank Strufe, Inhaber eines Dekorationsfachgeschäftes auf der Hochstraße. Die seit Montag geltende Verordnung erlaubt dem Raumausstatter seine Dienstleistungen unter strengen Auflagen weiter anzubieten. Doch für viele andere Geschäftsinhaber ist die Situation weitaus schwieriger: Sie mussten nicht nur ihre Ladenlokale schließen, sondern auch den Betrieb einstellen. Und eine große Zahl mittelständischer Unternehmen in Ratingen hat ebenfalls in den Coronamodus umgeschaltet.

Um den Einzelhändlern unter die Arme zu greifen, hat die Ratingen Marketing GmbH (RMG) Ende vergangener Woche die Initiative ergriffen: So bietet sie Ratinger Geschäftsleuten an, dass diese, solange das Virus den Handel und die Gastronomie beschränkt, die ansonsten kostenpflichtige Premium-Funktionen der RatingenApp, kostenlos nutzen können.

Auch auf den Social-Media-Kanälen wie Facebook und Instagram macht die RMG auf die Angebote der örtlichen Händler und Gastronomen aufmerksam. "Schließlich können sie oftmals mehr leisten als internationale Online-Versandhändler, die teilweise schon Lieferzeiten bis zu sechs Wochen haben", sagt RMG-Geschäftsführerin Nina Bauer.

Vielen Händlern steht das Wasser bis zum Hals

Solange brauchen die Ratinger Buchhändler nicht. "Wir begrüßen natürlich die Initiative der RMG", sagt Bernd Schultz. Der Vorsitzende des City-Kaufs ist als Inhaber des Buch-Cafés "Peter & Paula" selbst von der Krise betroffen. Wie die Altstadt-Buchhandlung oder "Spiel & Buch" versucht er derzeit seinen Familienbetrieb mit einem Hol- und Bringdienst über Wasser zu halten.

Doch dieses Wasser steht vielen anderen Einzelhändlern finanziell schon bis zum Hals. Zwar seien einige Vermieter den Gewerbetreibenden finanziell entgegen gekommen, heißt es aus der Kaufmannschaft, andere seien für ihre Mieter derzeit jedoch nicht erreichbar. Untereinander hält man aber umso mehr zusammen, über eine WhatsApp-Gruppe sind die Händler ständig in Kontakt.

Die RMG informiert über Unterstützungsleistungen

"Natürlich gibt es gerade unzählige Anfragen, insbesondere zu Unterstützungsleistungen", berichtet Nina Bauer. Ihr Team hat deshalb auf der Homepage www.rmg-ratingen.de Infos für den Einzelhandel, Kleinstunternehmen und Solo-Selbständige zusammengestellt. Dort kann man erfahren, wo welche finanziellen Hilfen beantragt werden können. Die Seite werde "quasi minütlich aktualisiert", so Bauer, auch wegen der täglich rund zehn bis 15 Neuanmeldungen von Geschäftsleuten aus allen Stadtteilen.

Ein Unternehmen, das momentan ebenfalls auf allen elektronischen Kanälen kommuniziert, ist der Fachmarkt Euronics XXL. "Unsere Mitarbeiter sind per Telefon, Facebook, E-Mail oder Whatsapp erreichbar", sagt Marketingleiter Sebastian Lausch. Angefragte Artikel könnten - unter Einhaltung der Abstandsregeln und Hygienevorschriften - weiterhin direkt an der DHL-Station bei Johann+Wittmer abgeholt werden.

Parallel zu den digitalen Initiativen hat die Lintorfer Werbegemeinschaft einen Flyer herausgebracht. Darin informiert sie unter anderem über Kontaktadressen von Einkaufshelfern und den Lieferservice der örtlichen Einzelhändler. Verteilt wird das Faltblatt seit gestern - in guter Lintorfer Solidarität - von Mitgliedern des TuS 08.

UVR: Keine Panik bei Unternehmern

Auch beim Unternehmensverband Ratingen (UVR) glühen derweil die Internet-Drähte. "Seit Ende Februar habe ich mehr Info-Briefe per E-Mail verschickt als in den vergangenen zehn Jahren", sagt Geschäftsführer Dr. Axel Mauersberger. Hauptthema bei den Mitgliedsunternehmen: Die Regelungen zur Kurzarbeit.

Dank einer Verordnung der Bundesregierung kann das ersehnte Kurzarbeitergeld seit Anfang der Woche rückwirkend zum 1. März beantragt werden. "Für die Unternehmen ist diese Entlastung jetzt wichtig, damit sie ihre Mitarbeiter halten können", erklärt Mauersberger. Panik habe er bei den Unternehmern bisher nicht gesehen.

Mit Sorge blickt der UVR-Geschäftsführer dagegen auf die Situation vieler Selbstständiger: "Da kann man nur hoffen, dass die Finanzhilfen bald ankommen."

Autor:

Thomas Zimmermann aus Ratingen

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