Ruhrfestspiele: Hagen Rether, der Menschenfreund
Hagen Rether endlich wieder auf Tour - oft bleibt das Lachen im Halse stecken

Hagen Rether wie immer mit Banane - nicht nur zur Dekoration, sie wird auch gegessen.
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  • Hagen Rether wie immer mit Banane - nicht nur zur Dekoration, sie wird auch gegessen.
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Darauf hat das Publikum lange warten müssen, Hagen Rethers trockene, sarkastische Kommentierung des Zeitgeschehens der letzten beiden Jahre zu hören.

Auch bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen im nahezu ausverkauften Haus am Montagabend heißt sein Programm „Liebe“ - wie immer der Titel seines Programms. Und natürlich sitzt er im Drehstuhl am Flügel: drei Biobananen und eine Flasche Wasser gehören einfach dazu. Man merkt, die Leute wollen ihn hören und lechzen nach seiner Kommentierung der aktuellen Themen, wie: Trump-Anhänger stürmten das Kapitol, Friedrich Merz wurde CDU-Vorsitzender und die FDP ist mit in der Bundesregierung. Viel Denkwürdiges ist in den vergangenen zwei Jahren passiert, über das man reden muss.

Hagen Rether hat sich verändert, auch optisch, er trägt jetzt Bart seit Corona, „um die Frauen fern zu halten“, da die das meistens nicht mögen, so seine Theorie. Und so beginnt er seine Tour de Force über Corona, Ukrainekrieg, Kirchenaustritte, Talkshows und sein Herzensthema „Klimakrise“.

Dabei scheut er keine Kontroverse über die Wahlen in den USA, zu Friedrich Merz, über Laschet zu Söder, der sicher gewählt worden wäre, aber dann doch lieber den zögerlichen Scholz. Auch seine „Lieblingspartei“, die FDP, bekommt wie immer ihr Fett ab (Lindner, „die narzisstische Luftpumpe in der Adoleszenzkrise“). Rether reißt alles an, sogar die fehlende Babymilch in USA, um immer wieder den Finger in die Wunde der neoliberalen Wirtschaftswelt zu legen, die Müttern nicht einmal mehr die Zeit lässt, ihre Babys zu stillen, aus Angst den Arbeitsplatz zu verlieren und damit vielleicht auch gleich das Dach über dem Kopf.

Rether berichtet davon, wie er die Corona-Zeit verbracht hat: Lesen, Spazierengehen, Blutspenden und meint dann: „Die Sachen müssen anders werden“: Obdachlose hießen jetzt Wohnungslose und sind dabei immer jünger. Kassiererinnen können von ihrer Rente nicht leben und Busfahrer müssen inzwischen Wohngeld beantragen. In NRW gingen nur noch knapp über 50 Prozent der Bevölkerung zur Wahl und in München leben Streifenpolizisten „wie Studierende im ersten Semester“ in Wohngemeinschaften.

Er mokiert sich über die offenen Briefeschreiber und ist sich nicht sicher, ob Putin auch die „Emma“ liest. Er lässt natürlich auch die USA nicht aus und persifliert genauso deren Angriffskriege (z.B. Irak), von denen Putin aber nicht die „intelligentere“ Kriegsführung gelernt habe.

Rethers nonchalante Art, mit Bissigkeit das Weltgeschehen zu beschreiben, mutet schon fast desillusionierend an. Und doch betont er in vielen Nebensätzen, dass es wichtig sei, etwas zu verändern. Die wahren Diktatoren seien nämlich bald nicht mehr nur die ‚Putins‘, sondern die dramatischen Klimaveränderungen, mit Hitzerekorden im Frühjahr, Überschwemmungen, Abschmelzen der Gletscher - bei uns die Ahrtalflut.

Hagen Rether bietet kleine Lösungen an, die jeder individuell in seinem Leben umsetzen kann: Veganismus, Kirchenaustritt und stattdessen Spenden als Mitgefühl für die Schwachen und die richtige politische Wahl. Dieser besondere Kabarettist aus Essen scheint noch nicht am Ende zu sein und das Publikum dankt es ihm mit Zustimmung und ganz viel Applaus.

Autor:

Werner Zempelin aus Olfen

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