Recklinghäuser Agendapreis verliehen und posthume Ehrung

Der vom Hertener Künstler Helmut Heinze gestaltete und von der Lokalen Agenda 21 verliehene Recklinghäuser Agendapreis
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Vor 20 Jahren wurde auf der UN-Konferenz in Rio de Janeiro die Agenda 21 als Fahrplan zur nachhaltigen, zukunftsfähigen Entwicklung auf den Gebieten Ökonomie, Ökologie und Soziales beschlossen. Man erkannte, dass an diesem Jahrhundertprojekt nicht nur Politik und Verwaltung, sondern jedermann mitwirken soll. Dies erfolgt am besten in der eigenen Kommune. Daher soll eine Lokale Agenda 21 installiert werden. In Recklinghausen erfolgte dies 1997. Hier arbeiten bürgerschaftlich engagierte Recklinghäuser im Agendaforum sowie in den Fachforen Konsum, Nachhaltige Stadtentwicklung, Runder Frauentisch und Südstadt im Sinne der Agenda 21.

Alfred Stemmler (Gründungsmitglied der Lokalen Agenda 21 und Mitglied des Fachforum Nachhaltige Stadtentwicklung) hatte vor zehn Jahren die Idee, jährlich den Recklinghäuser Agendapreis auszuloben. Seit 2003 wurden jährlich drei Preise (die Preise sind gleichwertig) verliehen. Hiermit werden Einzelpersonen, Gruppen, Vereine, Schulen, Kindergärten, Betriebe und Unternehmen sowie anderweitige Einrichtungen ausgezeichnet, die Beispielhaftes im Geiste der Agenda 21 leisten.

Am 3. Februar wurde der Agendapreis 2011 an zwei Vereine und einen Betrieb überreicht, d. h. der Agendapreis wurde zum zehnten Mal verliehen. Die Organisation lag beim Fachforum Nachhaltige Stadtentwicklung. Ihre Mitglieder Dieter Lottermoser, Alfred Stemmler und Ewald Zmarsly (Forumsprecher) stellten in Gesprächen mit Vertretern der Preisträger die preiswürdigen Aktivitäten vor und überreichten anschließend den Agendapreis. Die Preisträger sind der Verein für Bergbau- und Industriegeschichte Recklinghausen e. V. der Verein für Orts- und Heimatkunde Recklinghausen e. V. und das Casper’s Café Bistro

Der Verein für Bergbau- und Industriegeschichte Recklinghausen e. V. steht einerseits für Tradition und andererseits für neue Ideen. Er setzt sich seit mehreren Jahren erfolgreich für Erhalt, Ausbau, Erweiterung und Umwidmung des Fördermaschinenhauses der ehemaligen Zeche Recklinghausen II ein. In den Räumlichkeiten befindet sich ein Museum, das die Bergbau- und Industriegeschichte unserer Stadt zeigt. Ferner fanden u. a. der Tanzsportverein Grün Gold und der örtliche Schützenverein in dem Gebäude eine neue Heimat. Außerdem können eine Cafeteria und ein Seminarraum für Veranstaltungen von Dritten genutzt werden. Damit leistet der Verein wichtige Beiträge auf dem Gebiet Soziales im Stadtteil Hochlarmark.

Der Verein für Orts- und Heimatkunde Recklinghausen e. V. bewahrt seit über 120 Jahren die Geschichte unserer Stadt durch Geschichtsvermittlung und Ortsbildpflege. Seine ehrenamtlich tätigen Mitglieder setzen sich für Bau-, Boden- und Naturdenkmale in Recklinghausen ein, leiten fachkundige Führungen und verfassen wichtige Beiträge über Recklinghausen. Sie sind das lebendige Gedächtnis unserer Stadt. Zu seinen herausragenden Leistungen der letzten Jahre zählen z. B. die Aufarbeitung und Publizierung der Geschichte des Lohtor-Friedhofs, die Unterschutzstellung des alten evangelischen Friedhofs Halterner Straße mit dessen Gebäuden, die Beschilderung markanter Bodendenkmale in der Innerstadt sowie die Erarbeitung und Herausgabe wichtiger stadtgeschichtlicher Handreichungen.

Obwohl das Casper’s Café Bistro in der Innenstadt erst seit dem 30. Juni 2011 existiert, hatten die Leistungen die Jury (das Agendaforum) überzeugt, um dies mit dem Recklinghäuser Agendapreis zu würdigen. Der Grund ist die Herkunft der angebotenen Produkte. Durch ein großes Angebot an Produkten mit Fair-trade-Siegel werden damit wichtige soziale Beiträge in den Ländern, aus denen die Produkte – z. B. Kaffee, Kakao und Tee – kommen, geleistet. Außerdem stehen Bioprodukte auf der Karte. Zudem stammt ein großer Teil der Lebensmittel aus unserer Region, d. h. die Transportwege sind klein. Die damit verbundenen geringen Emissionen stehen für den ökologischen Aspekt.

Erstmalig fand zusätzlich eine gesonderte Ehrung durch die Lokale Agenda statt. Vilim Vehauc (genannt Willi), der 2010 verstarb, wurde von Frank Cerny und Rafaele Dianin (stellvertretend für die SPD-Fraktion) für den Agendapreis vorgeschlagen. Das Agendaforum als Jury entschied aber, dass der Agendapreis nicht an Verstorbene verliehen werden kann. Man einigte sich darauf, dass Vilim Vehauc zwar nicht den Agendapreis erhält, aber auf der Festveranstaltung gesondert posthum geehrt wird. Pfarrer Bernhard Lübbering (ehem. Pfarrer der Gastkirche), Volker Hardt (Mitglied des Fachforums Nachhaltige Stadtentwicklung, Sprecher des Agendaforums und ehem. städtischer Abfallberater) und Thomas Hahn (in der Gemeinde St. Gertrudis aktiv) stellten in einem Gespräch Willi vor. Willi war ein untypischer Nichtsesshafter, denn er engagierte sich in seiner neuen Heimat Recklinghausen. So sammelte Willi Abfall in zahlreichen gelben Säcken. Damit trug er ehrenamtlich zur Stadtbildpflege bei, denn er wollte hierfür keine Vergütung. Ein Film des WDR über Willi wurde anschließend gezeigt. Die Lokale Agenda möchte an Willi erinnern und sein beispielhaftes Engagement würdigen. Eine Lärche (Baum des Jahres 2012) soll auf dem Friedhof Hillerheide in der Nähe von Willis letzter Ruhestätte gepflanzt werden. Außerdem soll eine Gedenktafel an „Willis“ Bank angebracht werden. Um dies zu finanzieren, wurden von Alfred Stemmler Nadelbäume und Hirschzungenfarn (gestiftet von der Raritätenbaumschule Frank Eschrich) versteigert. Günther Eschrich (Gärtnermeister für Landschaftsbau) assistierte ihm fachlich.

Der Abend wurde von Barbara Marreck (Cello) und Mike Grossart (Gitarre) musikalisch begleitet. Für das leibliche Wohl sorgten in bewährter Form das Fachforum Konsum und der Emscher-Lippe-Tauschring, der ein früherer Agendapreisträger war. Die Koordination hatte Ewald Zmarsly (ehrenamtlicher Mitarbeiter des Agendabüros Recklinghausen).

Autor:

Ewald Zmarsly aus Recklinghausen

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