Morgenhimmel

Ich weiß nicht, was mich geweckt hat - vielleicht das laute Gurren der Holztauben oder das lebhafte Zwitschern der anderen gefiederten Gartenbewohner. Jedenfalls bin ich aufgestanden, um das Fenster zu schließen. Es war schließlich erst 5:00 Uhr - und das am Sonntagmorgen.

Doch als ich aus dem Fenster sah, war mein erster Gedanke: Das musst du festhalten. Die Kamera war schnell geholt und die ersten Bilder ebenso schnell gemacht.

Leider waren aber zwischen mir und dem Morgenrot zu viele Häuser. Und da ich sie nicht wegzaubern konnte, half nur eines: Rein in Jeans und Schlappen, Schlüssel genommen und dem Sonnenaufgang entgegengefahren. Denn wenn der Himmel hielt, was der Blick aus meinem Fenster versprach, dann würde es sich lohnen.

Als ich eine halbe Stunde später zurückkehrte, fand ich: Es hat sich gelohnt! Selbst, wenn die Bilder nichts geworden wären: Der Anblick des Himmels und die Ruhe des Morgens..... besser kann der Tag nicht anfangen.

Ich gebe zu, ich habe mich dann wieder hingelegt. Am Sonntag muss ich nicht um 6:00 Uhr aufbleiben. Als ich dann aufstand, regnete es. Passend zu dem kleinen Gedicht von Justinus Kerner:

Morgenrot, das herrlich rings den Himmel hellt,
Ach! du bist nur Bote, daß heut Regen fällt!
Oft bringt, was entzücket, Tränen nur und Not. –
Tausend Menschenfreuden sind ein Morgenrot.

Aber ganz so pessimistisch gehe ich nicht in den Tag! Herrn Kerners Grundeinstellung zum Leben scheint eine ganz andere zu sein als meine. Ich freue mich an einer Blume, ohne gleich ihr Welken vor Augen zu haben. Und dieser herrliche Morgenhimmel ist jeden Regentropfen wert! ;-)

Allen einen schönen Tag!

Text und Fotos © Siglinde Goertz