Der Herr der Ringe

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Che-Guevara-Postkarten zieren die Wände, daneben hängen kitschige Aluminium-Dosen mit verschiedenen Aufdrücken, das Bild des kleinen Prinzen lächelt einem von Büchern, Puzzlen und Tassen entgegen. Und mittendrin in diesem wohlgeordneten Chaos arbeitet Axel Gesch an einem neuen Ring.
Denn das ist seit Jahren die Passion des heute 60-jährigen Rentners. Im Keller des Mehrfamilienhauses an der Erich-Ollenhauer-Straße arbeitet Gesch meistens des nachts an seinen Schätzchen.
„Ich brauche nicht besonders viel Schlaf und daher habe ich mir angwöhnt, nachts an meinen Schmuckstücken zu arbeiten“, so Gesch. „Mit dabei ist dann immer ein Hörbuch, das unterhält mich während der Arbeit bestens.“ Neben Ringen liegen in den diversen Auslagen auch Ohrstecker sowie Kettenanhänger. Viele ziert das Bild des kleinen Prinzen, denn das ist Axel Geschs andere Leidenschaft: Er ist ein großer Fan von de Saint-Exupérys Geschichte. Autodidaktisch hatte sich der ehemalige Versicherungsangestellte das Bearbeiten von Silber, Messing, Kupfer und Gold vor 25 Jahren beigebracht.
„Angefangen hatte alles damit, dass mein Vater starb und ich seine Hobbyschreinerei erbte. Aus dem Werkeln mit Holz wurde dann schnell das Herstellen von Edelmetallschmuck“, erzählt Gesch weiter. Das besondere an dem Schmuck made in Heiligenhaus: Jedes Stück ziert ein Spruch aus dem Talmud, der Bibel oder eine andere Lebensweisheit. Und das auf Hebräisch, denn Axel Gesch ist praktizierender Jude, konvertierte vor 17 Jahren gemeinsam mit seiner Frau zum Judentum.
„Religion war immer schon ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens und nachdem wir uns viel angeschaut hatten, blieb das Judentum als die einzige Religion, die uns wirklich überzeugte.“ Und das spiegelt sich auch in Axel Geschs Schmuckstücken wider.
„Besonders beliebt ist der Spruch ‚Wenn nicht jetzt, wann dann‘ aus dem Talmud oder der Songtext ‚Geboren, um zu leben‘. Ich verkaufe auch die so genannten Schindlerringe, in denen der berühmte Satz ‚Wenn einer einen Menschen rettet, so ist es, als ob er eine ganze Welt gerettet hat‘ eingraviert ist.“ Unter den Abnehmern seiner Stücke, die er fast ausschließlich über das Internet vermarktet, sind auch Prominente wie Iris Berben, Peter Hofmann oder Ralf Giordano. Auch Schauspielerin Franka Potente gehört zur Kundschaft, kaufte vor einigen Jahren ihrem damaligen Freund Elijah Wood, der aus „Der Herr der Ringe“ bekannt ist, einen Ring. Besonders stolz ist er aber, dass sogar Barbra Streisand einen Anhänger von ihm besitzt. Den hatte ihr ein gemeinsamer Freund zur Hochzeit geschenkt.
„Eigentlich war mein Schmuck nicht für den Verkauf bestimmt. Den Ausschlag dazu gab vor rund elf Jahren ein Attentat auf eine S-Bahn in Wuppertal. Zu Gunsten der Opfer nahm ich damals mit dem Verkauf des Schmucks 20.000 D-Mark ein.“ Und dabei ist Axel Gesch geblieben und bedient heute eine echte Nische. Wichtig ist ihm aber vor allem eins: „Viel Spaß an der Arbeit und ein offenes Ohr für Jeden.“

Autor:

Janina aus dem Siepen aus Hattingen

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