„Nicht alles ist schlecht!“

Foto: von Lauff
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Der Tod eines Asylbewerbers aus Ghana war für einige Bewohner der Heiligenhauser Notunterkunft Anlass, um Kritik an den Wohnbedingungen zu üben.

Fest steht: Ein Zusammenhang zwischen dem Todesfall und der Unterbringung besteht nicht. Auch beteiligen sich nicht alle Bewohner an der Kritik. Die Zusammenarbeit mit der Stadt, insbesondere mit Sozialarbeiter Thomas Brüssel (links), funktioniere gut, so Familie Lazic aus Serbien.

Mit Betroffenheit reagierten die Mitarbeiter des Sozialamts der Stadt Heiligenhaus auf den Tod eines aus Ghana stammenden Asylbewerbers, der in dem Übergangswohnheim in der ehemaligen Pestalozzischule in Heiligenhaus untergebracht war. Asylbewerber demonstrierten gegen aktuelle Unterbringungsbedingungen und kritisierten die notärztliche Versorgung.

Der 43-jährige Ghanaer lebte seit bereits 14 Jahren als Asylsuchender in Heiligenhaus und erfreute sich großer Beliebtheit.
Dementsprechend groß war die Anteilnahme bei den rund 80 Mitbewohnern und die Trauer machte sich Luft: Vorwürfe gegen den Rettungsdienst wurden laut. Zurzeit prüft die Justiz, ob es hier zu Versäumnissen kam. Eins ist in diesem Zusammenhang allerdings klar: „Der Mann litt an einer schweren internistischen Grunderkrankung und verstarb nach maximalen medizinischen Bemühungen auf der Intensivstation des Klinikums“, so Ulrike Müller, Pressesprecherin des Klinikum Niederberg.

Darüber hinaus betont der städtische Sozialarbeiter Thomas Brüssel: „Die medizinische Versorgung der Asylbewerber läuft automatisch über das Sozialamt und sichert eine adäquate Krankenversicherungsleistung. Da gibt es keinerlei Unterschied zu anderen Bürgern.“ Auch sei die Beziehung zu den meisten Asylanten oft freundschaftlich.

Vorwürfe über unzureichende hygienische Zustände, Stromausfälle, Schimmelbefall oder zu wenige Duschen wurden seitens der Bewohner laut. Bürgermeister Dr. Jan Heinisch nimmt die Sorgen der Asylbewerber ernst, macht jedoch in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass manche Missstände Folgeerscheinungen seien: „Die Zustände im Asylantenheim sind sicher nicht in jedem Bereich optimal. Jedoch muss man bei den Vorwürfen auch einmal ganz genau hinsehen.“ So seien die Stromausfälle an den Wochenenden darauf zurückzuführen, dass einige Bewohner zeitgleich Kochplatten an das Stromnetz anschließen würden, obwohl in der Gemeinschaftsküche Herde zur Verfügung ständen. Damit sei das Netz dann häufig überlastet. In manchen Zimmern würde außerdem gekocht und gleichzeitig die Wäsche getrocknet, aber kaum gelüftet. Die Folge sei Schimmelbefall. Bei allen Problemen dürfe man nicht vergessen, dass es sich bei der Unterbringung um eine Notunterkunft handle, die als Übergangslösung gedacht sei.

Auch Johanna Boismard, stellvertretende Fachbereichsleiterin für Soziales, weiß: „Wir führen viele Gespräche, auch wenn die Sprachbarriere oft groß ist. Doch leider musste auch schon die Stadtwacht eingeschaltet werden, um Kochplatten zu beschlagnahmen. Die Brandgefahr ist einfach zu hoch. Das kann keiner verantworten.“

Bis im Kellerbereich des Gebäudes vom Immobilienservice der Stadt ein großzügiger Sanitärbereich eingerichtet sei, der das Defizit an Duschen ausgleiche, bestehe für die Bewohner das Angebot, die Duschen der nahegelegenen Sporthalle zu nutzen. Darüber hinaus sind zwei erfahrene Hausmeister täglich von 7.30 bis 16 Uhr im Einsatz.

Brüssel: „Man darf nicht vergessen, wir bringen hier Leute unter, die nicht länger als zwölf Monate in der Bundesrepublik wohnen sollen.“ Wer länger bleibe, entscheide das aus freien Stücken. „Der tote Ghanaer war ein sogenannter ‚Langzeit-Geduldeter‘. Ein Grund hierfür war sicher auch seine schlechte psychische Verfassung. Daher stand ihm ein gesetzlicher Betreuer zur Seite.“ 14 Jahre lang wurde er alle drei Monate „neu geduldet“. Aussicht auf eine Aufenthaltsgenehmigung bestand nicht, da er bis zum Schluss seine Identität (Geburtsurkunde)nicht nachweisen wollte.

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Johanna Boismard, stellvertretende Fachbereichsleitung Soziales bei der Stadt Heigenhaus. 
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Autor:

Astrid von Lauff aus Velbert-Langenberg

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