Mariendom wird Baustelle

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„Die Arbeiten zur Sanierung des Mariendoms sind ausgeschrieben“, teilte Diözesanbaumeister Martin Struck auf Anfrage des Stadtanzeigers mit.

Das Dach ist undicht, nach über 40 Jahren tropft Wasser ins Innere.
„Architekt Gottfried Böhm hatte ursprünglich geplant, das Dach mit Blei zu belegen, noch während der Planungsphase wurde das aus Kostengründen verworfen“, weiß Martin Struck. „Die Dachschrägen bilden einen riesigen monolithischen, also aus einem Stück bestehenden, Block. Der Beton reagiert sehr empfindlich auf thermische Spannungen: Der südliche Teil heizt sich auf, während der nördliche kälter bleibt, es bilden sich Risse, die allerdings nicht die Statik betreffen“, beruhigt Struck.
„In diese Zehntelmillimeter kleinen Risse dringt Wasser, schwemmt Kalkstein aus und verstopft anschließend diese wieder, durch die thermischen Spannungen treten an anderer Stelle neue Risse auf, so kommt es an unterschiedlichen Stellen zu Wassereintritten.“
Vor 20 Jahren wurde versucht, die Undichtigkeiten durch einen Epoxidharzanstrich zu stoppen. „Das war von der Ästhetik her nicht befriedigend. Der Baukörper stellt ein Bergmassiv aus einem Stück dar, nun war da plötzlich eine helle Stelle. Der Harzanstrich ist jetzt auch verwittert. Mit der Sanierung jetzt soll nun die Betonsichtigkeit wieder hergestellt werden“, verspricht der Diözesanbaumeister.
Die Sanierung wird gut drei Millionen Euro kosten. Alleine das Gerüst, das ein Jahr lang stehen wird, verschlingt fast eine Million, denn es ist sehr aufwändig, die Dachschrägen mit einem sicheren Zugang zu umgeben. „Der Baubeginn in diesem Jahr hängt von den Zuschüssen ab“, so Martin Struck, der von der NRW-Stiftung eine Absage erhielt, aber dafür eine Zusage vom Berliner Kulturstaatsministerium. Ein Förderantrag bei der Deutschen Denkmalstiftung läuft noch.
Eine lapidare Absage erhielt der oberste Bauexperte des Kölner Erzbistums von der hoch verschuldeten Stadt Velbert. „Ich hätte ein bisschen mehr Leidenschaft erwartet, denn schließlich hat Velbert mit dem Dom ein internationales Architekturinkunabel, auf das man stolz sein kann. Es wäre schon ein Zeichen gewesen, wenn die Stadtwerke für ein Jahr die abendliche Beleuchtung abschalten und die eingesparten Energiekosten für die Sanierung spendeten.“
Der Erbauer der weltberühmten Wallfahrtskirche, der Kölner Architekt Gottfried Böhm, der im vergangenen Monat sein 95. Lebensjahr vollendete, ist in die Sanierung involviert. „Es wird eine Textil-Betonbeschichtung aufgetragen, welche die Abdichtung wieder herstellt“, so Peter Böhm, ebenfalls Architekt und Sohn des renommierten Kölner Kirchenbaumeisters, der vor zwei Jahren mit seinem hochbetagten Vater das Dach inspizierte und das Vorgehen absprach.
„Das Verfahren wurde am Institut für Bauforschung an der RWTH Aachen entwickelt und wird auch zur Sanierung von Wasserbehältern angewendet.“ Auf eine Karbonfaser wird eine drei Zentimeter dicke Betonschicht aufgespritzt, per Hand wird anschließend die Betonstruktur hergestellt. „Es ist wirklich nichts ungewöhnliches, wenn nach über 45 Jahren ein Dach undicht wird“, findet Peter Böhm und verspricht, dass der Dom nach der Sanierung wieder weitgehend in seinem ursprünglichen Zustand versetzt wird.

Autor:

Lokalkompass Niederberg aus Velbert

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