Parookaville lebte vier Tage lang von Liebe und Glückseligkeit - VON LUCIA BÜRVENICH
Die Stadt, in der sogar die Toilettenhäuschen wieder bebten

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Einmal im Jahr entsteht mitten im Kreis Kleve eine zusätzliche Stadt, die mit 85.000 Einwohnern alles andere als klein ist, sogar größer als die Kreisstadt selbst - Parookaville.

VON LUCiA BÜRVENICH

Parookaville ist das größte EDM (Electronic Dance Music)-Festival Deutschlands, das dieses Jahr bereits zum 5. Mal stattfand. Aber auf diesem Festival fand man nicht einfach nur eine Bühne und Zelte, eine ganze Stadt wurde auf dem Gelände des Weezer Flughafens aufgebaut, samt Kirche, Schwimmbad, Gefängnis und vielem mehr.
Dort angekommen führte der Weg vieler Besucher erst einmal zur Bank, denn obwohl man immer noch am Niederrhein war, galt hier eine ganz eigene Währung. Mit den dort erworbenen „Token“ konnte man dann nach Herzenslust durch die Stadt flanieren. Ob Haarsalon, Boutique, Supermarkt oder etwas zu essen – hier fand jeder, was er suchte. In der „Church of Parookaville“ gab es sogar die Möglichkeit zu heiraten, wie am Samstag zwei Männer bewiesen. Auch einen eigenen Pass konnte man sich in der Townhall, dem Rathaus der Stadt, ausstellen lassen. Herzstück der Stadt waren natürlich die verschiedenen Bühnen, auf denen bekannte EDM-DJs aus aller Welt auftraten. Neben Robin Schulz, Afrojack oder Steve Aoki gaben weit über 300 Künstler ihr Bestes.
Bis spät in die Nacht wurde gefeiert und den Bass konnte man selbst in den umliegenden Dörfern, in weiter Entfernung, noch hören.
„Parookaville ist, wenn selbst die Toilettenhäuschen im Beat beben!“, meinte ein Besucher lachend.
85.000 Menschen, die teilweise kaum unterschiedlicher sein könnten, feierten hier friedlich zusammen. Nirgendwo sah man Streit oder Gewalt, im Gegenteil, das Miteinander wurde oft von großer Hilfsbereitschaft geprägt.
„So wirklich normal ist hier keiner und das ist auch gut so! Jeder kann sein und aussehen wie er möchte!“, erklärte Lara aus Kleve. Wie viel Wahrheit in diesen Worten steckt erkannte man schnell, wenn man durch Parookavilles Straßen ging. Jeder sah anders aus und egal ob mit blauem Bart, in Glitzer gebadet oder mit überdimensionales Cowboyhut – der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt.
,,Für mich ist Parookaville wie Köln", erzählte Moritz, ein waschechter Kölner mit Indianerschmuck auf dem Kopf, ,,es ist offen, tolerant, locker und man fühlt sich hier überall Zuhause!"
Sein Kumpel Mark fasste, während er Leuchtarmbänder verteilte, alles in nur einem Wort zusammen: ,,Geil!"
Auch Max, ein Security-Guard in Zivil, war begeistert: ,,Parookaville in einem Wort? Verdammt geil, Mann! Waren zwar 3 Worte, aber egal, das geht nicht kürzer!" 
Auch wenn es mal kurz regnete, fiel die Stimmung nicht ins Wasser, manche schützten sich mit Regencapes oder etwas exzentrischer, mit Regenschirm-Hüten, vor dem Wetter, andere genossen im Regen tanzend eine gratis Dusche. Man sah, im Gegenteil zu normalen Städten, nicht überall Menschen mir griesgrämigem Gesichtsausdruck herumlaufen, weil es mal wieder zu heiß, zu kalt, zu voll oder zu laut ist. Überall herrschten Positivität und Offenheit, Einstellungen und Eigenschaften, die hoffentlich auch dann, wenn die zeitweise größte Stadt des Kreises wieder verschwunden und die Beats verstummt sind, noch ein bisschen hier zu spüren bleiben.

Autor:

Franz Geib aus Goch

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