Alle in einem Bus: Aliens, Drachen und Pastor Babel

Michel Jans schließt mit einem letzten Pinselstrich das Projekt „Aber bitte mit Farbe ...“ im Weezer Petrusheim ab. Rechts die Projektleiterin Anna Kohlhaas.
  • Michel Jans schließt mit einem letzten Pinselstrich das Projekt „Aber bitte mit Farbe ...“ im Weezer Petrusheim ab. Rechts die Projektleiterin Anna Kohlhaas.
  • hochgeladen von Franz Geib

Michel Jans fühlt sich umgeben von Aliens, Außerirdischen. Deswegen, und auch weil „normale“ Mitreisende langweilig wären, sitzen sie im roten Bus, den Jans an die Wand im Kioskflures des Petrusheimes gemalt hat. Zusammen mit Drachen, Chinesen und dem Weezer Pfarrer.
Ob Manfred Babel die Gesellschaft der außergewöhnlichen Insassen genossen hat, konnte am Mittwoch nicht geklärt werden. Wohl aber, was es mit dieser Wandmalerei auf sich hat. Im Rahmen eines Festaktes, musikalisch begleitet von „Haus- und Hofmusiker“ Heribert Allgut, wurde an diesem Tag das Gesamtkunstwerk Kioskflur der Öffentlichkeit präsentiert. Unter dem Namen „Aber bitte mit Farbe“ entstand vor einem Jahr das Projekt „Gestaltung des Flures im Kioskkeller“, mit dem letzten Pinselstrich wurde es in dieser Woche abgeschlossen.
Dieter Paeßens, Bereichsleiter wohnen-arbeiten-leben im Weezer Petrusheim: „Tagtäglich halten sich in diesem Flur viele BewohnerInnen und MitarbeiterInnen auf, um ihre Wäsche abzuholen oder im Kiosk einzukaufen.
Damit dieser Flur mehr Lebensqualität ausstrahlt, sollte Farbe her.“
So weit, so gut, so überschaubar das Projekt, das von Anna Kohlhaas, Studentin der Sozialpädagogik, begleitet wurde. Mit viel Hingabe, Energie und Fantasie wurden die Wände des Kellers zu einem Gesamtkunstwerk zusammen gefügt. Entstanden sind fantasievolle Bilder, Motive und Fragmente, die dem Keller eine ganz andere Note geben.
Anna Kohlhaas: „Jeden Montag und Dienstag trafen sich zwei bis vier Bewohner, machten ein wenig Musik, entwickelten Ideen, die sie an die Wand brachten. Manchmal waren es so viele, dass sie bis 22 Uhr malten.“
Insgesamt elf der Bewohner kamen ab 17 Uhr im Keller zusammen und ließen ihren Gedanken freien Lauf, gaben diesen an den beiden Wänden farblichen Ausdruck. Zum Beispiel im „Bücherregal“ von Michal Jans, der seine Mitbewohner animierte, den „Buchrücken“ jeweils eine Überschrift zu geben. Diese betitelten die „Bücher“ schließlich mit „Fahrt nach Baal 23“, „Kondolenzbuch“, „Gestresste Situationen“ oder „Parry Hotter und Der Gefangene vom Keller“ und „Liebe lebt am längsten“. Scheinbar spontan dahin gemalt, lesen sich die Titel wie die Lebensläufe der Bewohner.
Dieter Paeßens: „In diesen verschiedenen und individuellen Kunstwerken spiegeln sich exemplarisch auch die unterschiedlichen Charaktere und Begabungen der im Petrusheim lebenden und arbeitenden Menschen wieder.“
Zwei der „Künstler“ hatten sich im Laufe des vergangenen Jahres besonders hervorgetan: Michel Jans und Walter Jansen hatten das einmalige Projekt durch ihre dauerhafte Präsenz „pinselführend“ umgesetzt und erhielten dafür aus den Händen von Anna Kohlhaas einen Kunstband. Bei der Überreichung gefragt, warum er denn nun Außerirdische neben Pastor Babel im roten Bus mitfahren ließ, meinte Michel Jans lakonisch: „Schauen sie sich doch mal um, hier leben doch lauter Aliens.“

Autor:

Franz Geib aus Goch

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