Sechs Kaki-Früchte, Zen-Bild von Mu-hsi

Dies kleine Bild, 35,15 cm hoch und 29,1 cm breit, mit schwarzer Tusche auf Papier gemalt und als Kakemono aufgezogen, ist eins der berühmtesten Werke der ostasiatischen Kunst. Kompositbild, retuschiert.
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  • Dies kleine Bild, 35,15 cm hoch und 29,1 cm breit, mit schwarzer Tusche auf Papier gemalt und als Kakemono aufgezogen, ist eins der berühmtesten Werke der ostasiatischen Kunst. Kompositbild, retuschiert.
  • hochgeladen von Jan Kellendonk

Aus: Dietrich Seckel, "Mu-hsi:Sechs Kaki-Früchte".

Dies schlichte und zunächst vielleicht nichtssagende Bild sagt sehr viel, aber mit sehr wenigen Worten; eben daß die Kaki-Früchte eigentlich nichts Besonderes sind, macht sie so überaus geeignet, über die Wirklichkeit etwas Gültiges auszusagen.

Wie überall in der geistigen Sphäre des Zen, etwa in den Koan oder auch im japanischen Haiku oder in der Welt des Teekults wird dem Auge und dem Ohr ein Minimum geboten, damit der Sinn, sofern er dafür aufgeht, ein Maximum erkenne, ja etwas, was sich jedem Maß entzieht.

Wir Europäer dagegen neigen in unserer eigenen Kunst und Dichtung nach dem Urteil der Ostasiaten zum Wortreichtum, zu übertriebener Genauigkeit, zu allzu materieller Gegenständlichkeit; und wenn wir versuchen, etwa ostasiatische Gedichte zu übersetzen, so sagen wir gleich zu viel, und darum sagt unsere Übertragung zu wenig.

Besonders der Zen-Künstler zeigt ja immer nur "eine Ecke" der Dinge, und es gilt trotzdem das Ganze zu begreifen - ja dies gelingt dann sogar besser als bei noch so vollständiger Darstellung, denn diese wäre in jedem Fall doch auch nur Fragment, ohne es sich freilich einzugestehen (und darum unweise); jede vermeintliche "Vollendung" würde nur den Blick verstellen. Das, was nicht dargestellt ist, muß mitgesehen, mitempfunden werden.

Aber der Zen-MaIer suggeriert nicht etwa irgendetwas Bestimmtes, was nur fortgelassen wäre, sondern er präsentiert die ganze Wirklichkeit und das wahre Wesen der Welt in den kleinen, zufälligen und unscheinbaren Dingen, die er uns zeigt; diese, recht verstanden, zeigen sich als mehr als sie selbst. Sie zeigen die Wirklichkeit und nicht bloß Andeutungen einer solchen. Also sind sie auch keine "Symbole", oder allenfalls in einer vorläufigen, noch relativ oberflächenhaften Interpretationsschicht; das rechte Weltverständnis (Satori) deutet nicht etwas an, was jenseits seiner selbst läge, es ist das Wissen von einem bestimmten einzelnen Gegenstand und zugleich das Wissen von der Wirklichkeit, die sozusagen dahinter liegt.

Ist die Welt ein Traum?
Ist sie wesenhaft? Sage! ­
Weder wesenhaft,
Noch auch Traum, daß ich wüßte.
Ein Etwas, ein Nichts in Einem.

Dies kleine Bild, 35,15 cm hoch und 29,1 cm breit, mit schwarzer Tusche auf Papier gemalt und als Kakemono aufgezogen, ist eins der berühmtesten Werke der ostasiatischen Kunst. Kompositbild, retuschiert.
Autor:

Jan Kellendonk aus Bedburg-Hau

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