Bochums Lebenserwartung sinkt – Eine Diagnose

Abseits von anderen, zahlreichen und meist diskussionswürdigen religiösen Verboten: Wer hat nicht schon einmal Unverständnis darüber geäußert, dass z.B. die Zeugen Jehovas eine medizinische Behandlung wie Bluttransfusionen aus Glaubensgründen verweigern? Ist das Wohl und Leben des Patienten jetzt weniger zu gewichten als ein imaginärer Kodex? Und entscheidet hierüber nur der Patient oder die zugehörige Gemeinschaft?

„Jede Medizin schmeckt bitter (sonst wirkt sie nicht)“

ist ein althergebrachter Spruch, mit welchem uns schon unsere Großeltern verfolgt haben. Dennoch erscheint er mir in diesem Kontext nicht unangemessen:

Es geht um Bochum. Es geht um Tradition, Glaubensgrundsätze, Meinungen, Befindlichkeiten und um eine Stadt, die erkrankt ist. Es geht um eine Stadt, die sich nicht mehr heilen lässt, deren Lebensadern immer mehr verkrusten, die am Tropf der finanziellen Abhängigkeiten hängt und die so bald auch nicht mehr aufstehen wird, wenn sich nicht grundlegend etwas ändert.

Die meisten Bürgerinnen und Bürger der Stadt wissen darüber Bescheid. Sie wissen, dass das Rathaus nicht mehr so effizient arbeitet, wie es in einer Stadt dieser Größenordnung angebracht ist. Sie wissen, dass das nicht die Schuld der dortigen Beschäftigten ist, sondern dass die Strukturen und Arbeitsbedingungen dringend modernisiert und optimiert werden müssen. Die Verwaltungsschnecke hat sich seit den 60er Jahren nicht mehr bewegt. Nichts hat sich verändert, nichts wurde verbessert und nichts ist mehr gut.
Die meisten Bürgerinnen und Bürger Bochums ärgern sich über die Zustände ihrer Heimatstadt. Ob es fehlender Baugrund für junge Familien ist, die Zustände der Sport- und Freizeitmöglichkeiten (Schwimmbäder, Turnhallen etc), die Verkehrsinfrastruktur oder Ähnliches. Welcher Arbeitnehmer kommt denn überhaupt noch ohne Umleitungen zu seiner Dienststelle, wer steht nicht im Stau oder leidet unter dem kindlich-naiv gemanagten Radwegekonzept der Stadt?

Was hat es bedeutet, dass gleich 12 Kandidaten für die Wahl zum Oberbürgermeister angetreten sind?

Bedeutet es, dass die Bevölkerung zufrieden mit dem bisherigen Kurs ist? Ich denke NEIN!

Was folgt nun daraus für die Stichwahl zwischen den beiden „großen“ Kandidaten?

Es ist sicherlich interessant, dass Thomas Eiskirch von Seiten der Grünen anscheinend mehr Unterstützung erhält, als eigene Parteigenossen seine Kandidatur befürworten. Ein Kandidat, der mit Rosen und Floskeln nur so um sich wirft, weil er sonst wenig zu tun und zu bieten hat. Eine aktivere Interessensvertretung für Bochum in Düsseldorf hätte man sich schon lange von ihm gewünscht, der – lavierend zwischen Mama Krafts Landesinteressen und seiner eigenen Verwirklichungsgier – bisher wenig für Bochum getan zu haben scheint.
„Motivatorisch“, „motivierend“ und „als Motor“ möchte er für seine „Herzstadt“ wirken. Diese Aussagen (in beliebiger Reihenfolge, um mal hier das Bullshit-Floskel-Bingo anzuführen) hat man in den letzten Wochen zu Hauf gehört; weit mehr übrigens, als klare Aussagen oder Verbesserungsansätze.

Gab es bisher überhaupt eine klare Aussage zu den Verflechtungen mit Life Jugendhilfe GmbH / Lichtenberger, bezüglich der Parteispende, für die Eiskirch unzweifelhaft als Entscheidungsträger verantwortlich war? Gab es eine transparente Kommunikation über weiteren Verbindungen? NEIN!
Aber man muss ihn dennoch loben, denn die wichtigsten Grundsätze eines Vollblutpolitikers scheint er verstanden zu haben: nichts tun, nichts sagen, nichts machen. Alles einfach abprallen lassen. Den nur wer nichts tut, der macht auch keine Fehler …

Einschub über „unabhängige“ Berichterstattung in Bochum:
Auch ist die Berichterstattung über Eiskirch, beziehungsweise Franz in manchen [Ironie an] „kritischen“ [Ironie aus] Medien leider ziemlich weit weg von jeder Home-Office-Professionalität, die selbst Erna Schmuddel bei Basteln ihrer neuen 1&1 Homepage an den Tag legt.
Beispiel PlattBlogg: JE.MA.nd hat bisher noch keinen einzigen kritischen Kommentar zu Herrn Eiskirchs Verflechtungen mit Lichtenberger gemacht; keine „Enthüllungsreportage“ ins Leben gerufen, ja die Vorfälle nicht einmal thematisiert … aber dass Klaus Franz die Einwohnerzahl Bochums ganz grob überschlagen hat, weil er sie scheinbar nicht wusste, daran wurde vom PlottBock fast täglich erinnert.

Gegenfrage: ist Klaus Franz die bessere Lösung?
Dazu heißt es in den sozialen Medien oftmals: „Pest oder Cholera“. Es heißt: „Bloß nicht den Eiskirch, aber auch nicht die CDU“ …
Ist das denn wahr? An dieser Stelle möchte ich einmal sagen: NEIN!
Erstens ändert sich an den Mehrheiten im Rat nichts! Wer also befürchtet, die Merkel-Raute hält direkten Einzug ins Bochumer Rathaus, oder Bochum wird ab Oktober 2015 direkt in die TTIP-Verhandlungen verstrickt sein, der liegt leider grundlegend falsch.

Es ist eine Personenwahl – es geht nicht um die Partei! Und dass Klaus Franz sowohl in Verwaltungsfragen, als auch in finanziellen Themen, als auch im Arbeitspensum, als auch in bisher erworbener und erwiesener Qualifikation, was z.B. Mitarbeitermanagement betrifft, weit überlegen ist, steht auch außer Frage. Wird man ihn deshalb wählen?

Es geht um Bochum. Es geht um Tradition, Glaubensgrundsätze, Meinungen, Befindlichkeiten und um eine Stadt, die erkrankt ist. Es geht um eine Medizin, die erwiesenermaßen wirksam ist; die vielleicht nicht jedem schmeckt, die aber helfen könnte. Zumindest mehr als das Blubber-blubber-Phrasen-Placebo, dass als Rosenzüchter eine glänzendere Karriere vor sich hätte. Werden die notorischen „bloß nicht CDU-Wähler“ über ihren Schatten springen, um eine weitere Abwirtschaftung unser aller Chancen zu verhindern? Wird sich die „schweigende Masse“ der Unzufriedenen durch die Stimmabgabe endlich einmal Gehör verschaffen? Wird man die Chance auf einen „Schuss vor den Bug“ der geliebten Genossen ausnutzen, um klar zu machen: Mir ham die Schnauze voll, mir ham die Schnauze voll [gegrölt]… Es kann ja nicht immer so bleiben [gesungen] …

Bochum hat Zukunft. Bochum braucht aber mehr als Slogans. Bochum ist krank und braucht Medizin. Ermitteln wir das wirksamste Medikament einfach nach Sherlock Holmes deduktiv: wenn alle anderen Möglichkeiten ausscheiden ist das, was übrig bleibt, die Lösung – und die lautet in diesem Fall eindeutig: Klaus Franz.
Wenn diese einmalige historische Chance ungenutzt bleibt, dann zähle ich Bochum bildlich zu den Zeugen Jehovas. Zu den kranken Patienten, die es nicht anders gewollt haben und es somit auch nicht besser verdienen! Dann sollte man das Krankenbett für die nächsten 5 Jahre schon einmal fest buchen.

Und wer weiterhin auf den Floskelmeister hereinfällt oder aus Faulheit seine Stimme für ihn (oder überhaupt nicht abgibt), der kann auch direkt nach Düsseldorf ziehen.
Wer glaubt, Herrn Eiskirchs Politik sei „sozial“, der schickt seine Sprösslinge wahrscheinlich auch in den nächsten McDonald's Kindergarten.
Und wer glaubt, Herrn Eiskirchs propagierter und angestrebter „Generationswechsel“ im Rathaus sei die Lösung, nun – der sei an das Beispiel Nordkorea erinnert. Da sieht man, was daraus wurde.

Gute Besserung, du Perle im Revier …

Autor:

Jörg Bauer aus Bochum

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