Lokführer: Nach dem Streik...

Nach dem Streik ist vor dem Streik. Erneut legten die Lokführer die Deutsche Bahn lahm. Klappe, die neunte. Da stellt sich die Frage, wie viel Verständnis die Fahrgäste noch aufbringen. Wir haben uns am Rauxeler Hauptbahnhof umgehört. Zu diesem Zeitpunkt war nicht zu erwarten, dass der Streik bereits am nächsten Tag beendet sein würde. In der Nacht zu Donnerstag (21. Mai) einigten sich Deutsche Bahn und GDL auf eine Gesamtschlichtung.

Mittwoch (20. Mai), 12.30 Uhr. Der erste Streiktag im Personen-, der zweite im Güterverkehr. Gähnende Leere an Gleis 2 am Rauxeler Hauptbahnhof. „Der Zug fällt heute aus“, ist an der Anzeigetafel zu lesen. In diesem Fall ist die S2 nach Duisburg gemeint.

Zwischen Verständnis und Unverständnis

An Gleis 1 ist dagegen mehr los. Wir treffen Philipp aus Habinghorst. Er ist „auf gut Glück“ hergekommen. Der 21-Jährige macht eine schulische Ausbildung in Dortmund, und er ist auf die Bahn angewiesen. Bei zu vielen Fehltagen müsse das Semester wiederholt werden. Verständnis für den Streik bringt Philipp mittlerweile nicht mehr auf.

Wilhelm (73) aus Recklinghausen ist eigentlich kein Bahnfahrer, wie er uns erklärt. „Ich hole hier nur jemanden ab.“ Ob er wohl vergebens wartet? „Nein, denn die private Eurobahn fährt ja.“
Verständnis für die GDL hat er schon: „Es kann nicht sein, dass die ganze Schuld bei der GDL gesucht wird. Die Deutsche Bahn müsste sich in einigen Punkten kompromissbereit zeigen“, meint er. Er weiß aber auch: „Für die Fahrgäste muss die Belastung hoch sein. Es wird zu lange und zu oft gestreikt.“

Auch Philipp (30) aus Recklinghausen ist an und für sich kein Bahnfahrer. Heute fährt er jedoch mit dem Zug nach Hamm – mit der Eurobahn. „Ich halte die Forderungen der GDL für berechtigt“, sagt er. „Lokführer haben eine große Verantwortung und dementsprechend sollten sie auch entlohnt werden.“
Er könne jedoch gleichermaßen nachvollziehen, dass der Frust bei vielen Fahrgästen groß sei. So wie bei Gisela. Die 69-Jährige ist mit der Eurobahn aus Düsseldorf gekommen. „Ich kann das alles so langsam nicht mehr nachvollziehen“, schüttelt sie den Kopf. Jetzt geht es für sie weiter nach Recklinghausen. Und zwar mit dem Auto.

Nadja (58) aus Rauxel ist indes auf dem Weg zur Arbeit nach Westerfilde. „Normalerweise brauche ich neun Minuten. Jetzt sind es rund 45 Minuten“, sagt sie und meint: „Das geht noch.“ Auch wenn sie grundsätzlich verstehen könne, warum gestreikt werde, „ist es für mich nicht schön.“

Autor:

Nina Möhlmeier aus Castrop-Rauxel

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