Spur in die Bronzezeit: Archäologische Überraschung in Brackel ist Denkmal des Monats November

Einzigartige Befunde kamen in Brackel an der Reichshofstraße zu Tage. | Foto: U. Koprivc
  • Einzigartige Befunde kamen in Brackel an der Reichshofstraße zu Tage.
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Erneut kommt das archäologische Denkmal des Monats aus Brackel: Bei einer archäologischen Begleitung von Abbrucharbeiten an der Reichshofstraße fand die Denkmalbehörde der Stadt rund 3 000 Jahre alte menschliche Hinterlassenschaften statt Reste des erwarteten mittelalterlichen Gehöftes. Im Oktober war die Kirche am Hellweg Denkmal des Monats.

Der alte denkmalgeschützte Hellmannshof an der Reichshofstraße, ein imposantes zweigeschossiges Längsdeelenhaus, hatte lange als einer der letzten Zeugen der bäuerlichen Vergangenheit Brackels überdauert. Doch sein Erhaltungszustand hatte sich so dramatisch verschlechtert, dass eine Instandsetzung den fast völligen Austausch aller Bauteile bedeutet hätte. Ohne originale Bausubstanz geht die Denkmaleigenschaft verloren, so dass dem Abbruch von der Denkmalbehörde zugestimmt werden musste.

Einzigartiger Befund kam zu Tage

Statt der erwarteten mittelalterlichen Spuren kam beim Abbruch des Hellmannhofes unterhalb der Kellersohle ein außergewöhnlicher, nicht nur für Westfalen einzigartiger Befund zu Tage. Die mehr als 5 Meter lange und 1,5 Meter breite Erdverfärbung fiel sofort durch ihre dunkelbraune, fast schwarze, torfige Bänderung auf. Sie reichte fast 1,5 Meter in die Tiefe. Darin steckten Überreste von senkrechten und waagerechten Hölzern sowie von vergangenen röhrenartigen Einbauten, z. B. aus Korbgeflecht oder ausgehöhlten Baumstämmen. Es handelt sich offensichtlich um einen im Quellhorizont angelegten Tümpel, vielleicht um eine Viehtränke. Man hatte sie mit hölzernen Fassungen versehen und immer wieder ausgebessert. Die nachträglich eingebrachten, runden, engeren Einbauten deuten an, dass man die Wasserstelle später auch als Brunnen nutzte.

Die Erde der gesamten Einfüllung war durchsetzt mit Splittern und größeren Bruchstücken von kleinen Schneckengehäusen und einzelnen Muschelschalen. Anderes Fundmaterial war spärlich. Außer dem Reibstein einer Getreidemühle, wenigen Feuersteinabschlägen und Kernsteinen kamen einzelne grobe Gefäßscherben mit Quarzeinschlüssen zu Tage. Die Scherben sind typisch für die jüngere Bronzezeit in unserer Region, d. h. für die Zeit zwischen 1 200 und 800 v. Chr., so dass auch der Tümpel bzw. die Tränke mindestens 3 000 Jahre alt sein dürften.

Gemeinsam mit einem Experten aus Waldbrunn im Westerwald verfolgen die Archäologen noch eine weitere Spur: Eine erste Analyse der zahlreichen Schneckenhäuschen erbrachte schon jetzt Hinweise auf eine artenreiche Molluskenfauna aus Süßwasser- und Landschnecken. Die Weichtiere sind äußerst empfindliche Milieu- und Umgebungsanzeiger und lassen daher ganz neue Aufschlüsse zur Umwelt und Siedlungsweise der Bronzezeit in der Hellwegregion erwarten.

Reichshof aus dem frühen Mittelalter

Die Reichshofstraße erinnert mit ihrem Namen an den ehemaligen Reichshof Brackel aus der Zeit Karls des Großen. Die Reichshöfe waren direkt dem Herrscher unterstellt und fungierten als wichtige Verwaltungszentralen des Reiches. Der Reichshofkomplex Brackel bestand aus einem Haupthof, dem sogenannten Schultenhof, und 19 weiteren Einzelhöfen. Später kamen die Dorfkirche und die Kommende, eine Niederlassung des Deutschen Ritterordens, hinzu. Der Hellmannshof lag am Rand dieser alten Besitzungen. Daher stand zu erwarten, dass dort vormals ältere Hofanlagen, vielleicht sogar aus dem Mittelalter, existierten und sich Überreste davon im Boden erhalten hatten. Eine archäologische Begleitung der Abbrucharbeiten gehörte daher zu den Pflichten, die der Spar- und Bauverein Dortmund eG für ihr Bauprojekt von der Denkmalbehörde in das Aufgabenbuch geschrieben wurden.

Autor:

Tobias Weskamp aus Dortmund-Ost

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