Machbarkeitsstudie zeigt - das Mercatorhaus kann gebaut werden

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Historisches Mercatorhaus – Ein Haus für Duisburg, für Wissen, für Zukunft und Integration

So ist die Studie über die Möglichkeiten des Nachbaus überschrieben, die nun von der Bürgerstiftung Duisburg vorgestellt wurde.

Wo sich heute noch die alte kaufmännische Berufsschule an der Oberstraße in Duisburg befindet soll der Nachbau des alten Wohnhauses von Gerhard Mercator errichtet werden.

Im Rahmen der Präsentation wurde eine Zeichnung des Nachbaus an OB Sören Link überreicht.

Zunächst stellte Klaus Becker von der Bürgerstiftung Duisburg die grundsätzliche Entstehung des Konzeptes vor. Gut 3500 Arbeitsstunden bürgerschaftlichen Engagement wurden seit Mai 2013 in mehr als 14 Projektgruppensitzungen und mehr als 100 Einzelgesprächen für die Erstellung aufgebracht.

Es gab Verhandlungen mit Banken und möglichen Sponsoren sowie Diskussionsrunden mit Bürgern u Fachleuten.

„Und es gab immer Diskussionen vor allem um das Nutzungskonzept!“

Als Grundlage diente eine Zeichnung von Johannes Corputius aus seinem Stadtplan von 1566. Sie war das erste Bild für den geplanten Wiederaufbau.

Die zunächst veranschlagte Summe von 800.000 Euro wurde schnell ad acta gelegt und in einem Workshop mit der Stadt und im Lauf der Beratungen wurde festgestellt, dass mehr gemacht werden muss, um eine ansprechende Gestaltung des Areals zu erreichen.

Architekt und Stadtplaner Christof Nellehsen erläuterte unterstützt von Architekt Dipl. Ing. Volker Findt den nunmehr entwickelten Entwurf für den geplanten Gebäudekomplex.

Es wurde ein sog. Quadrantenmodell entwickelt, das die Fläche in vier Quadranten (Q) unterteilt: das eigentliche Mercatorhaus (Q 1), ein barocker Anbau (Q 2), ein moderner Neubau (Q 3) und das Ott Vogel Haus (Q 4).

Man habe bewusst den Begriff „Nachbau“ gewählt und nicht Rekonstruktion. Denn ein Nachbau berücksichtigt alle wissenschaftlichen Erkenntnis aber wird keine 100 prozentige Rekonstruktion sein.

„Die planerische Entwurfsaufgabe habe als Ausgangspunkt den Corputiusplan und die archäologischen Funde der Grundmauern im vergangenen Jahr gehabt und das vorhandene Material wurde gemeinsam mit der Stadtarchäologie ausgewertet. Auf diese Weise ist es zum Quadrantenmodell gekommen!“ erklärte Nellehsen.

Ein sinnvoller Umgriff des Gesamtprojektes sei notwendig und die Frage musste geklärt werden, wieviel sollte und muss man an dieser Stelle errichten um die Ziele des Projektes zu gewährleisten.

„Durch den Nachbau des Mercatorhauses wollen wir das Leben des Kartographen erlebbar machen, und zum anderen wollen wir ein funktionierendes Gebäude für die Zukunft errichten!“

Die vier Quadranten sollen differenziert erstellt werden:

- so gibt es in Q 1 das eigentliche Mercatorhaus, gegliedert in ein Vorderhaus und in einen Werkstattteil mit Anbau

- in Q 2 entsteht das sog. Hofgebäude, das als barocker Anbau im wesentlichen nach den Gesichtspunkten des letzten städtebaulichen Erhaltungszustandes errichtet wird,

- in Q 3 soll ein kompletter Neubau als Kopplungsbau entstehen für einen Bereich für den es keine archäologischen Befunde gibt

- und in Q 4 das Ott Vogel Haus, das in einer engen baulichen Beziehung zum Mercatorhaus steht.

Anhand eines Schaubildes wurde erklärt, wie sich die Planung aus wissenschaftlicher und architektonischer Sicht ausdifferenziert. Das Konzept geht beim eigentlichen Mercatorhaus von einer größtmöglichen Rekonstruktionsschärfe aus und dieses sowohl von Außen als auch von Innen. Dieses gilt auch für die Raumeinteilung und Einbauten.

Im Gebäude in Q 2 soll die moderne Infrastruktur in das Gebäude eingebracht werden, wie Aufzüge, Treppenhäuser und WC Anlage. Von dort gelangt man dann in alle Etagen des anderen Gebäudes. Eine ähnliche Funktion soll auch der Neubau in Q 3 erhalten. Das Ott Vogel Haus wird in seinem äußeren Erscheinungsbild nachgebaut, im Innenbereich allerdings abstrahiert dargestellt.

„Im Kontext sollen alle vier Quadranten ein Ensemble schaffen, das die gesamte historische Entwicklung an einem Standort erlebbar macht und dieses vom Mittelalter bis in die heutige Zeit!“

Es erfolgte eine Erklärung der einzelnen Etagennutzungen. Neben der festen Darstellung der Räume im Mercatorhaus selbst sollen alle anderen Räume flexibel nutzbar sein.

Klaus Becker stellte anschließend drei mögliche Nutzungskonzepte vor, die man diskutiert hat.

Die Werkstatt wurde für alle möglichen Nutzungskonzepte als ein fester Bestandteil vorgesehen.

„Wir haben gesagt, dass hier der Geist Mercators durch die Räume flattert“, erklärte Becker diesen wesentlichen Bestandteil der Ideenfindung.

Die erste Idee sieht ein „Europäisches Zentrum für Bildung“ vor, in dem ein Bildungsangebot rund um Mercator angeboten und Ausstellungen, Veranstaltungen des KSM stattfinden sollen und wo man Mercator als Handwerker erleben kann, hier wo er Instrumente, Globen, Karten etc. Gebaut hat.

Des weiteren hat man ein Quartierskonzept besprochen, in dem neben dem Kern „Mercator Werkstatt“ Funktionen für das Mercator Quartier stattfinden könnten und als drittes ein Investorenkonzept, wo man neben der Werkstatt machen kann was man will.

Wen wundert es, das man das

„Europäisches Zentrum für Bildung“

präferiert hat. Vom Direktor der Universität Duisburg Essen wurde eine Stiftungsprofessur angeregt. Auch könne man sich vorstellen Räume in dem Gebäude anmieten. Auch Kulturdezernent Thomas Krützberg befürwortet die nunmehr gefundene Nutzungsvariante.

Die Kosten für die Realisierung des Konzeptes liegen bei den rund 2400qm Nutzfläche für das ganze Ensemble bei gut 11 mio. Euro. Das historische Mercatorhaus wird hierbei mit 1,9 mio. Euro veranschlagt.

Ein „Finanzierungs-Mix“ soll gefunden werden, um das Konzept umzusetzen. Öffentliche Mittel sind natürlich knapp und man wird weitere Gespräche mit dem Städtebau Ministerium führen.

Man prüft zudem die Möglichkeiten durch Zuwendungen durch Stiftungen wie u.a. Die NRW Stiftung. Hinzu kommen Spenden und Sponsoring, wobei man hier auf eine weltweite Suche gehen möchte, denn weltweit profitieren die Menschen von Mercators Arbeiten.

„Der Nachbau ist möglich und wünschenswert," erklärte Klaus Becker in seinen Ausführungen.

„Er gibt den Menschen in Duisburg einen Punkt der Identifikation."

Im Innenhof wäre auch eine kleine Gastronomie denkbar.

OB Sören Link bedankte sich bei den Protagonisten für die Arbeit und das Geleistete.

„Man hat hier Herzblut investiert. Man merkt das auch, denn es wurde ein großer Konsens erzielt! Die Botschaft „Der Nachbau ist möglich!“ ist eine gute Botschaft für die Stadt! Wir sind weiter als bei einem schönen Bild!

Es gibt ein konkretes Nutzungskonzept und wir sind einen guten Schritt weiter. Und wir reden über das gesamte Quartier. Das Mercatorhaus ist hier ein zentraler Baustein. Hier entsteht etwas Neues und Einzigartiges für Duisburg und Stadtgeschichte wird erlebbar.“ so OB Link.

Das Beispiel mache deutlich „es ist machbar“ und die Stadt müsse aus der Studie die nächsten Schritte erarbeiten. Hierzu zählen auch städtebauliche und politische Beschlüsse . Fördermittel müssen beantragt und ein Zeitrahmen erarbeitet werden.

„Hier kann eine neue „alte Mitte“ Duisburgs entstehen. Das Projekt ist ein wichtiger Meilenstein.“

Es sei ein klares Ziel für die Stadt:

„Wir bauen das Gerhard Mercator Haus nach!“

Dezernent Carsten Tum gab zu verstehen, dass das Stadtentwicklungsdezernat dankbar für und glücklich über das gelungene Konzept sei.

„Es wurde viel Zeit und Arbeit hineingesteckt und erleichtert uns die Umsetzung. Stadtarchäologe Thomas Platz hat hier eine grandiose Idee auf den Weg gebracht. Das Konzept bietet uns einen Vorteil, Fördergeldgeber zu finden.“

Eine positive Wahrnehmung sei auch im zuständigen Ministerium in Düsseldorf zu erkennen. Unter den noch stehenden Schulgebäuden werden auch noch Funde vermutet.

„Künftige Investoren wissen, was sie hier erwartet. Es handelt sich um ein herausragendes Projekt, um das man Duisburg beneiden wird.“
so Carsten Tum.

OB Sören Link erklärte abschließend:

„Wir werden auf Sponsoren angewiesen sein. Doch wir müssen diese überzeugen, dass man anstatt in leerstehende Einkaufszentren oder Bürogebäude besser hier einen Beitrag leisten kann. Das Konzept bildet die Grundlage für Anträge auf Fördermittel. Auch könnte hier eine Projektgesellschaft tätigt werden.

Das Mercatorhaus ist das Flaggschiff in diesem Bereich, aber das Mercatorquartier ist das, was hier vermarktet wird. Es wäre doch denkbar, das man Investoren für die 25.000 qm große Fläche dazu animiert, einen Teilbeitrag der Investitionssumme für das Projekt Mercatorhaus aufzubringen.

Ich kann und will mir das Mercatorquartier ohne das Mercatorhaus nicht vorstellen!


Hier wird ein neues Stück altes Duisburg geschaffen!“

In einer umfassenden Broschüre sind die Ideen zur Realisierung des historischen Mercatorhauses zusammengefasst worden. Diese steht auf der Webseite der Bürgerstiftung zum download bereit.

Machbarkeitsstudie Mercatorhaus Duisburg

Autor:

Harald Molder aus Duisburg

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