„Ein Geschenk Gottes“

Freuten sich über 20 Jahre Hospizgruppe Werden: Adelheid Kröger, Brigitte Hüsgen,  Dorle Streffer, Annette Hohlweck-Müller, Hedwig Reinhard, Andrea Swoboda und Franz K. Löhr. 
Foto: Bangert
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20 Jahre Hospizarbeit in Werden – großer Festakt in der Aula der Folkwang-Universität

„Mein Tod? Darüber möchte ich nicht sprechen!“ Ein absolutes Tabu-Thema. Das Sterben wird verdrängt, verzweifelt bemühen wir Menschen uns, nicht an unsere Endlichkeit zu denken. Doch dann ist der Moment da.

Die letzten Schritte des Lebens fallen so schwer. Dem Sterbenden, seinen Angehörigen, auch dem betreuenden Personal. Am liebsten möchten wir schnell sterben, schmerzfrei und plötzlich, am besten nichts davon merken. Doch die Wirklichkeit sieht oft ganz anders aus: Schmerzen, das Bewusstsein ist verwirrt, große Angst vor der „Schlauch- und Apparatemedizin“. Man möchte keinem, schon gar nicht den Angehörigen, zur Last fallen. Die Hospizbewegung gibt eine Antwort. Sie denkt nach über das Sterben, sieht es als Teil des Lebens. Sie möchte den letzten Weg mitgehen, Trost spenden, helfend zur Seite stehen, sich angesichts der Endgültigkeit auch ihre eigene Hilflosigkeit eingestehen.

Der großen Aufgabe gestellt

Vor 20 Jahren gründeten Dorle Streffer und Adelheid Kröger die Ambulante ökumenische Hospizgruppe in Werden. Eine damals noch recht kleine Gruppe, die sich tapfer dieser großen Aufgabe stellte. In einem bewegenden Festakt in der Aula der Folkwang-Universität gedachten die Redner nun der Anfänge, würdigten die Erfolge. Für musikalische Intermezzi sorgte das international gefragte und bestens gestimmte Minguet Quartett, das Mozart spielte. Das Wunderkind, welches nicht einmal 36 Jahre alt wurde und an „hitzigem Frieselfieber“ starb. Die Musiker boten ein Streichquartett des jungen vitalen Mozart, nicht des grüblerischen, sterbenskranken des Requiems.
Pfarrer Hans Overkämping ist Vorsitzender des Hospiz- und PalliativVerbandes NRW und fasste mit bewegender Aufrichtigkeit sein Credo zusammen, Dorle Streffer und ihren Mitstreitern geradezu wie auf den Leib gemeißelt: „Ein Hospiz ist kein Ort, sondern eine Haltung!“
Bürgermeister Franz-Josef Britz übermittelte Grüße des Oberbürgermeisters Thomas Kufen, der auch schon das Hospiz besucht hatte. Britz fand Worte des Dankes und betonte, dass es nicht wunder nehme, dass ausgerechnet hier Hospizarbeit ein ökumenisches Projekt sei: „Dies zeigt doch, dass in Werden, immerhin 50 Jahre älter als Essen, wieder etwas Besonderes entstanden ist.“ Monsignore Jürgen Schmidt fragte: „Wer von uns kann die Stunden an den Sterbebetten zählen?“ Der Propst und Pfarrer der Gemeinde St. Ludgerus kennt Frau Streffer schon lange, sprach über die griechische Bedeutung ihres Namens Dorothea als „Gabe und Gott“ und weiß: „Sie machen ihrem Namen alle Ehre.“ Dorle Streffer legte nun ihr Amt der Vorsitzenden nieder, ihre Nachfolgerin heißt Hedwig Reinhard. Die frühere Gymnasiallehrerin stellte sich vor, wünschte sich und der ganzen Hospizbewegung Mut und Entschlossenheit, aber auch Geduld und Durchhaltevermögen.

Das Christliche Hospiz

Man entsinnt sich der Zeit, als die Sterbenden im wahrsten Sinne des Wortes in Abstellkammern und Hinterzimmer abgeschoben wurden. Die sich ehrenamtlich Engagierenden waren nur bessere Lückenbüßer, dies ist längst vorbei.
Franz K. Löhr erinnerte sich. In der ambulanten Arbeit fehlte stets eine feste Einrichtung, in der die stationäre Aufnahme der Sterbenden nach den Maßstäben der Hospizbewegung möglich war. So machten sich Löhr und Dorle Streffer auf die Suche, begutachteten verschiedene Gebäude, bis ihr Blick auf das ehemalige Kloster an der Dudenstraße fiel. Die Marienschule, 1858 durch Pastor Cöllmann gegründet, wurde durch die von Maria Theresia Haze gegründeten Ordensgemeinschaft der Töchter vom Heiligen Kreuz geleitet. 1993 war aus der Ordensschule eine Bistumsschule geworden, doch die Ordensschwestern wohnten weiterhin an der Dudenstraße. Dann zogen Agnes Bernharda Zepter, Maria Stephana Stolze und Maria Klara Weßkamp um ins Provinzialmutterhaus „Haus Aspel“ am Niederrhein. Zunächst sollte das ganze Ensemble mit der Marienschule abgerissen werden. Denn 2007 konnte das neue Schulgebäude an der Brückstraße bezogen werden und die alten Gemäuer wurden niedergelegt. Doch Ulrich Bohnen und Hanslothar Kranz setzten durch, dass zumindest das Wohnhaus des Ordens unter Denkmalschutz gestellt wurde. Es präge die Bebauung der Dudenstraße und müsse unbedingt erhalten bleiben. Die GEWOBAU baute ab 2009 in enger Abstimmung mit Denkmalbehörde und Hospizgruppe nach den Bedürfnissen der Schwerstkranken um. Hospiz-Geschäftsführer Franz K. Löhr fügte hinzu: „Wir sind besonders stolz darauf, dass hierfür kein Cent öffentlicher Mittel ausgegeben wurde.“ Das Hospiz konnte 2011 eröffnet werden, bereute bisher rund 400 Gäste.

Der weite Sternenhimmel

Zum Ende einer sehr stimmungsvollen Feier hin fand Christian Streffer die richtigen Worte, um die Arbeit seiner Frau und ihrer Mitstreiter zu beschreiben: „Da wurde möglich gemacht, was unmöglich schien. Ein Schwerstkranker wollte unbedingt seine letzten Stunden auf dem Campingplatz an der Ruhr verbringen, auf dem er sich immer so wohlgefühlt hatte. Also wurden alle Räder in Bewegung gesetzt, gegen Widerstände ein Pflegebett organisiert. Der Mann konnte ein letztes Mal den weiten Sternenhimmel sehen und dann friedlich im Vorzelt seines Wohnwagens entschlafen.“

Kontakt

Ambulante ökumenische Hospizgruppe
Hedwig Reinhard
0201-401244
Annette Hohlweck-Müller
0201-32035025
Christliches Hospiz
Dudenstraße 14
Andrea Swoboda
0201-3203500
Franz K. Löhr
0201-84081293
www.hospiz-werden.de

Freuten sich über 20 Jahre Hospizgruppe Werden: Adelheid Kröger, Brigitte Hüsgen,  Dorle Streffer, Annette Hohlweck-Müller, Hedwig Reinhard, Andrea Swoboda und Franz K. Löhr. 
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Das christliche Hospiz in der Dudenstraße war früher das Kloster der Töchter vom Heiligen Kreuz.
Foto: Archiv
Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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