Zeltdorf-Belegung wurde „umgestrickt“ Veränderungen bei den Flüchtlingen am Volkswald – Familien ziehen aus, es flossen Tränen

Im Zeltdorf Am Volkswald sind nun 190 alleinstehende Männer unterschiedlichen Alters untergebracht.      Foto: Archiv
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„Auch wenn Karneval den Kindern noch unbekannt ist, Spaß macht es allemal und nebenbei wird noch Deutsch gelernt.“ Diese fröhliche Meldung übers Maskenbasteln der kleinen Flüchtlinge „Am Volkswald“ stammt vom Altweibertag. Da war noch alles gut.

Doch um 16.30 Uhr erhielt Einrichtungsleiter Dennis Figlus die Nachricht, dass die Familien aus dem Zeltdorf ausziehen müssten. Sie sollten dort unterkommen, wo man sich besser auf ihre Bedürfnisse abstimmen könne.
Die Zeltdörfer waren zunächst schlicht und einfach nach Zuweisung belegt worden, um akut Obdachlosigkeit zu verhindern. Dabei entstanden „gemischte“ Belegungen, die gemeinsame Unterbringung sogar auch innerhalb eines Zeltes brachte Frauen, aber aufgrund des verschiedenen Tagesablaufs auch Familien mit kleinen Kindern immer mehr in Bedrängnis. Auch war das Ausschöpfen der Kapazitäten so nicht möglich, das Platzproblem wurde aber immer drängender: Weitere Behelfsunterkünfte sollen nach Möglichkeit vermieden werden.

Zeitfenster genutzt

Am Karnevalswochenende wurde also das kurzfristige Zeitfenster eines Aufnahmestopps dazu genutzt, die Belegung „umzustricken“. Die kurzfristig vorgenommene Maßnahme überraschte die Beteiligten. Alle Familien und Frauen wurden in andere Einrichtungen verlegt, bei Abfahrt der Busse flossen Tränen, immer noch war nicht klar, wo genau sie künftig untergebracht werden.
Am Volkswald ändert sich das Bild. Im Gegenzug wurden nämlich alleinstehende Männer unterschiedlichen Alters aus der Zeltunterkunft Karnap nach Heidhausen gebracht, ungefähr die Hälfte der nun rund 190 Bewohner. Es sind nicht nur junge Männer, sondern auch Familienväter, die Berufe erlernt und ausgeübt haben. Die relativ kleine Einrichtung wurde auch deswegen gewählt, da es hier ein enormes Engagement von Freiwilligen gibt. Aber gerade diese ehrenamtlichen Helfer des „Runden Tisches“ fühlten sich vor vollendete Tatsachen gestellt, sie reagierten mit großer Bestürzung und bemängelten die unzureichende Kommunikation.

Proteste

Auch die Flüchtlingsfamilien empfanden diese neue Situation als bedrückend, gleich 40 Menschen fanden sich am nächsten Tag wieder am Volkswald ein und wollten zurück in „ihre“ Unterkunft. Nach Protesten rief der Sicherheitsdienst die Polizei, die aber nicht einzugreifen brauchte. Sozialdezernent Peter Renzel warb um Verständnis für die Entscheidung, die aber unumgänglich sei und daher keinesfalls zurückgenommen werde.
In einem konstruktiven und offenen Gespräch mit Vertretern des Betreibers European Homecare und der Stadt wurde deutlich Bedauern über die viele Härten mit sich bringende Maßnahme ausgedrückt. Es gab auch eine Entschuldigung für die mangelhafte Kommunikation. Der „Runde Tisch“ konnte seine Vorschläge einbringen, etwa die bereits Aktivitäten zur Wohnungsvermittlung zu unterstützen. Es wurde nämlich deutlich, dass die Kapazitäten der Stadtverwaltung längst an ihre Grenzen gestoßen sind.

Vertrauensbasis schaffen

In der nächsten Zeit begleiten eigens abgestellte Sozialbetreuer die Angebote des Runden Tisches im Zeltdorf, damit sich die Kursleiter sicher fühlen und eine Kommunikations- und Vertrauensbasis mit den neuen Bewohnern geschaffen werden kann. Auch wurde eine Willkommensaktion für die „Neuen“ angeregt. Die verlegten Frauen wollen übrigens das Frauencafé besuchen, also findet es weiterhin statt.

Gelassenheit

Der Runde Tisch Volkswald rät nach rund zwei Tage andauernder Hektik zu Gelassenheit und gibt sich versöhnlich: „Wir sind überzeugt davon, dass das Engagement der Menschen hier im Stadtteil sinnvoll und notwendig ist. Ebenso, dass es immer noch eine Basis für die Weiterarbeit gibt, auf der Vertrauen neu wachsen kann. Und auch, dass der gute Wille aller Beteiligten zum Guten unseres Gemeinwesens beitragen wird!“

Im Zeltdorf Am Volkswald sind nun 190 alleinstehende Männer unterschiedlichen Alters untergebracht.      Foto: Archiv
Sozialdezernent Peter Renzel (hier bei der Führung durch das Zeltdorf) warb um Verständnis für die Entscheidung.          Foto: Archiv
Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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