StraßenFeuer Spendengala 2016

Das ist eins der Motive, die Tugce Savci für ihr Studium des Mediendesign auswählte. Dieses wie auch die anderen Fotos zeigt Stationen eines Lebens auf der Straße und erinnert an die damit verbundene Einsamkeit und Isolation. Foto: Tugce Savci | Foto: Tugce Savci
  • Das ist eins der Motive, die Tugce Savci für ihr Studium des Mediendesign auswählte. Dieses wie auch die anderen Fotos zeigt Stationen eines Lebens auf der Straße und erinnert an die damit verbundene Einsamkeit und Isolation. Foto: Tugce Savci
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„Man geht davon aus, dass es in Deutschland rund 380.000 Menschen gibt, die auf der Straße leben. Dabei handelt es sich aber nicht um eine offizielle Statistik, denn eine solche würde bedeuten, dass im Bundeshaushalt Gelder dafür bereit gestellt werden müssten“. erklärte der Initiator der StraßenFeuer Spendengala Norbert Labatzki.

Ohne Spenden wäre Obdachlosenhilfe nicht möglich

Damit wird auch klar, dass die Arbeit, die im Zusammenhang mit Wohnungslosen steht, von Spenden abhängig ist oder den Zuwendungen der Wohlfahrtsverbände. Das ist der Grund der Spendengala, mit deren Erlös der in Gelsenkirchen tätige Verein Arzt Mobil unterstützt wird.

Das Arzt Mobil

Arzt Mobil ist im wörtlichen Sinne zu verstehen, denn es handelt sich um eine rollende Arztpraxis, die an den verschiedenen Wochentagen immer im Umfeld der sozialen Einrichtungen anzutreffen sind, wo sich auch die Wohnungslosen einfinden. Das sind in Gelsenkirchen das Weiße Haus in Buer, das Wilhelm-Sternemann-Haus in Gelsenkirchen oder das Regenbogenhaus in Horst.
Problematisch sehen Dr. Wolfgang Nolte, der Vorsitzende des Vereins Arzt Mobil, und Norbert Labatzki auch die Flüchtlingswelle. „Derzeit fließt viel Geld in die Flüchtlingshilfe, da bleibt weniger für die anderen, die am Rande der Gesellschaft leben“, fürchtet Dr. Nolte.
Zum einen, weil sich Flüchtlinge aus Angst vor Nicht-Anerkennung und Abschiebung auf die Straße und damit in die Illegalität begeben könnten. Zum anderen aber auch, weil die Flüchtlingswelle zu einem Engpass bei der Versorgung mit Medikamenten führen könnte.
Streetworkerin Conni Müller macht deutlich: „Wir wollen nicht Flüchtlinge gegen Obdachlose ausspielen. Wir befürchten aber, dass wir schon bald Flüchtlinge auf der Straße antreffen, die durch Traumatisierung auf Droge kommen.“
Darum geht der Erlös aus der Spendengala zu 100 % in die Arbeit mit Wohnungslosen und um genau zu sein: 80% kommen dem Arzt Mobil zugute und 20% der Obdachlosenzeitung Paperboy.

Ein unterhaltsames Programm

Wer nicht nur den Menschen auf der Straße helfen möchte, sondern auch noch einen unterhaltsamen Sonntagnachmittag verbringen möchte, der ist richtig bei der 3. Auflage der StraßenFeuer Spendengala am Sonntag, 13. März, ab 17 Uhr im Hans-Sachs-Haus an der Ebertstraße.
Das Programm kann sich wieder einmal sehen lassen. Denn mit dabei sind die Klezmer-Formation Badeken di Kallah, Schauspieler Markus Kiefer mit einem Überraschungs-Walkingact, MiR-Solist Joachim Gabriel Maaß mit Liedern von Hildegard Knef, Frank Bürgin als Moderator und Fritz Eckenga als Top-Act. Nicht zu vergessen: Schirmherr Oberbürgermeister Frank Baranowski wird die Eröffnungsansprache halten.

Fotoausstellung zeigt das Leben auf der Straße

Die Fotoausstellung der jungen Mediendesign-Studentin Tugce Savci gewährt Einblicke in das Leben auf der Straße. Denn sie hatte die Aufgabe für ihr Studium eine Ausstellung zu einem frei gewählten Thema zu konzipieren und durchzuführen. Sie widmete sich dem Thema Obdachlose und besuchte Orte, wo diese anzutreffen sind, wie Bahnhöfe, Einkaufsstraßen oder Müllabladestellen.
„Ein tolle Sache wäre es, wenn sich ein Sponsor finden würde, der es Tugce Savci ermöglichen würde, eines ihrer Bilder für einen Monat auf einer großen Plakatwand zu veröffentlichen“, sprach Norbert Labatzki eine Hoffnung aus.
Stadtdirektor Manfred Beck zeigt sich stolz über das soziale Engagement der Künstler, wie in diesem Fall Norbert Labatzki. „Das ist ein Beweis dafür, dass sich die Künstler zur Stadtgesellschaft zugehörig fühlen und das gilt es zu unterstützen.“

Fritz Eckenga hat in Gelsenkirchen lesen gelernt

„Man könnte in der Nachbatrachtung sagen: Fritz Eckenga hat bei uns lesen gelernt. Denn angefangen hat er vor gut 25 Jahren mit dem Rocktheater N8schicht. Damals hätte ich das Rocktheater gern in die Kaue geholt, aber das hätte den Rahmen gesprengt und so entstand die Idee zu „Eckenga kann lesen“. Dass er nun damit zur Spendengala kommt zeigt auch seine Verbundenheit zur Stadt“, freut sich emschertainment-Geschäftsführer Prof. Dr. Helmut Hasenkox. „Ich freue mich auch, dass eine solche Veranstaltung hier im Saal stattfindet, denn das wertet den Bürgersaal im Hans-Sachs-Haus auf. Umso schöner dann, wenn die Stadt den Saal für eine solche Veranstaltung auch kostenlos zur Verfügung stellt. Da sind wir von der emschertainment gern dabei und ich würde mich sehr freuen, wenn die Bude voll wird“, hofft Hasenkox im Sinne der guten Sache.

Das Arzt Mobil trifft die Menschen wo sie leben

Und das ist eben auf der Straße. Der 1. Vorsitzende des Vereins Dr. Wolfgang Nolte schilderte die Arbeit und Finanzierung von Arzt Mobil: „Wir erhalten eine Förderung durch die Stadt Gelsenkirchen, aber im Grund sind wir auf Spenden angewiesen. So finanzieren wir eine unserer drei Streetworker-Stellen nur durch Spenden. Die Streetworkerinnen und die Ärztin Maria Behling sind dabei im Einsatz für die Menschen ohne Wohnung, die auf der Platte leben. Und ihre Arbeit zeigt Erfolge. So gab es in der Neustadt hinter dem Bahnhof immer wieder Beschwerden von Anwohnern, dass sich dort Wohnungslose in Gruppen aufhalten. Polizei und Kommunaler Ordnungsdienst baten darum, dass sich unsere Streetworkerinnen der Sache annehmen und mit den Leuten reden. Das hat mehr Wert als wenn Uniformierte dort auflaufen und inzwischen ist die Situation begradigt.“
Das Arzt Mobil ist mit Notfallmedikamenten für die ersten 24 Stunden ausgestattet. Es handelt sich dabei um ein rollendes Sprechzimmer mit Liege und Geräten, aber eben einer niedrigen Hemmschwelle. Wenn Maria Behling feststellt, dass ein Arztbesuch dringend angesagt wäre, dann versucht sie den Wohnungslosen dazu zu bewegen, denn so wie die Nomalbürger Vorbehalte gegen Wohnungslose haben, haben diese Vorbehalte gegen die Normalbürger und ihre Institutionen.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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