Vor 95- Jahre Ruhrbesezung; Belgische und Französiche Truppen besetzten Horst:

Aus der Ausstellen des Städt Jugendheimes 1983. | Foto: Heinz Kolb
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  • Aus der Ausstellen des Städt Jugendheimes 1983.
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Ruhrbesetzung - belgische und französische Truppen besetzten Horst:

Im Januar 1923 nahm der französische Staatschef einen nichtigen Anlass, den vergleichsweise geringen Schulden von 2,1 Millionen Tonnen Kohle 20.000 Kubikmeter Holz 43.000 Telegraphenstangen zum Vorwand, um französische und belgische Truppen in Marsch zu setzen.

Am 11. Januar 1923 rückten unter Verletzung des Versailler Friedensvertrages 100.000 Mann über den Rhein und besetzten das Ruhrgebiet.

In dem Zuge rückten Truppen mit schweren Tanks und in kriegsgemäßer Ausrüstung am 11. Januar 1923 auch in die Gemeinde Horst ein, diese sollten angeblich nur die Kohlenlieferung sicherstellen.

Kaum waren sie eingerückt wurden auch schon Privatquartiere und Schulen als Unterkunft für die Offiziere und Mannschaften beschlagnahmt.

Zuerst wurde von Ihnen die Emscher Schule und die dortige Turnhalle in Beschlag genommen, sowie die Horster Rennbahn mit Clubheim und Stallungen. All diese Räume und Orte wurde vom 15.01.1923 bis 15.01.1924 von den Truppen belegt.

Der Bahnhof Horst – Nord wurde zur Drehscheibe für die ins Vest abkommandierten Truppen.

Am 26. Februar 23 wurde der Amtmann Dr. Schuhmacher gegen 19 Uhr 30 zur Ortskommandantur geholt, wo der Kommandanten mit seinem Stab versammelt war. Dr. Schuhmacher wurde gefragt, ob er bei seiner Kohlenverweigerung blieb, was er bejahte.

Darauf wurde ihm eine neue französische Verfügung bekanntgegeben, wonach im Falle der Kohlenverweigerung die Privatkeller der Behördenspitze fortgenommen werden sollten.

Dr. Schuhmacher lehnte die Herausgabe des Schlüssel ab. Auch das er als Führer in den Keller gehen sollte, um den Gewaltakt zu erleichtern, erhob er vielmehr mit Rücksicht auf seine Kinder Protest gegen die gewaltsame fortnahme. Dieses taten ebenfalls die Beigeordneten Röcken (Zentrumspartei) und Rothemann (Sozialdemokraten) sowie der Telegraphendirektor Mayer.

Wegen Befehlsverweigerung wurde der Amtmann Dr. Schumacher, die Beigeordneten Röken und Rothemann, die Telegrapheninspektoren Schütte und Kanning verhaftet, und zu mehrmonatiger Gefängnisstrafe verurteilt und ausgewiesen.

Ausgewiesen wurden auch den Telegraphendirektor Meyer, die Inspektorin Kayser,
sowie mehrere Polizeibeamte.

Die beiden Horster Bürger Ricken und Prinz wurden von belgischen Posten erschossen.

Während der Verhaftung und Ausweisung von Amtmann Dr. Schumacher, den beigeordnete Röcken und Rothemann, und den Telegrapheninspektoren Schütte und Kanning übernahmen Ernst Arians und der Gemeindevorsteher Theodor Buter die Geschicke der Gemeinde.

Ihnen oblag es, da das Ruhrgebiet hermetisch abgeschlossen war, die notwendigen Lebensmittel herbeizuschaffen und die Gelder für die Bezahlung der Löhne und Gehälter sowie der Unterstützungen zu besorgen.

Als schließlich auch Geldtransporte beschlagnahmt wurden und die Notenpreise in Berlin nicht mehr in der Lage waren, den Bedarf zu befriedigen, blieb es auch der Gemeinde Horst nicht erspart, eigene Geldscheine drucken zu lassen.

So rückte ein Kommando von 20 Mann die bewaffnet waren, sowie 20 Mann in blauen Arbeitskitteln mit Schüppen und einem Großraumladewagen an und schafften in Kisten, Körben und Mülleimern den Privatkohlenvorrat pflichtgetreuer Staatsbürger fort.

An ihren Minen sah man es ihnen an, dass sie es selbst nicht für erheblich hielten
die Keller zu räumen.

Als am 14. März ein Kohlenzug von der Zeche Nordstern nach Altenessen Abfuhr, wurde dieser an der Kanalbrücke plötzlich von mehreren Soldaten heftig beschossen. Auf diese Art und Weise wollte man den Zug zum stehen bringen, was auch gelang. Das zwang das Begleitpersonal unter Bedrohung mit Waffen, den Zug zur Zeche zurückzugeleiten.

Vier Wochen später am 15. April besetzen französische Truppen die Zeche Nordstern,
am 08. Mai folgte die Kokerei Nordstern.

Nachdem alle Lagerbestände fortgeschafft waren, wurden die Anlagen wieder geräumt, und die Truppen zogen am 12. Juli wieder ab, es blieben aber noch sechs Militärposten zurück.

Durch diese Vorgänge wurde nicht nur die Zeche in Mitleidenschaft gezogen,
sondern die Vorgänge wirkten sich weiter aus.

Die Verhaftungen zahlreicher Personen, vom Werksleiter abwärts bis zum einfachen Arbeiter, brachten ständig neue Unruhe in allen Betrieben; die mannigfachen Behinderungen in der Benutzung in allen Bahnen.

Durch die Behinderungen im Bahnverkehr konnten große Scharen von Menschen, ob mit Straßenbahnen oder anderen öffentlichen Verkehrsmitteln, nicht rechtzeitig zur Arbeitsstelle kommen, oder sie wurden überhaupt nicht erreicht.
Die rigorosen Ausweisungen deprimierten schließlich.

Ein – und Ausreise in das hermetisch abgeschlossene Ruhrgebiet
war nur mit einem französischen oder belgischen Visum möglich.

Gegen diesen „Krieg im Frieden“ rief die Regierung in Berlin zum passiven Widerstand auf,

Quelle : Horster Zeitung 1925 Institut für Stadtgeschichte.

Aus der Ausstellen des Städt Jugendheimes 1983. | Foto: Heinz Kolb
Zeche Nordstern 3/4 in den 20er Jahren | Foto: Heinz Kolb
Autor:

Heinz Kolb (SPD aus Gelsenkirchen

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