Neues Konzept für das KARO: Offene Kinder- und Jugendarbeit steht vor dem Aus!

Angeregt aber letztendlich eher ergebnislos verlief der Gedankentaustausch zum Thema „Freizeittreff KARO“ zwischen Jugendamtsleiterin Agnes Stappert, Michaela Reclik und Bürgermeister Ulrich Roland im Rathaus.
  • Angeregt aber letztendlich eher ergebnislos verlief der Gedankentaustausch zum Thema „Freizeittreff KARO“ zwischen Jugendamtsleiterin Agnes Stappert, Michaela Reclik und Bürgermeister Ulrich Roland im Rathaus.
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Man kann es - wohlwollend - „Neuausrichtung“ nennen. Doch auch die Meinung „Das kommt einer Schließung gleich“ ist - je nach Sichtweise des Betrachters - nicht von der Hand zu weisen. Fakt ist, dass es über die Zukunft des KARO an der Butendorfer Schachtstraße sehr geteilte Ansichten gibt.

Auf der einen Seite die Stadt Gladbeck, die als Defizit-Kommune weiter an der Sparschraube drehen muss. Und auf der anderen Seite die Familien, deren Kinder seit Jahren das KARO nahezu täglich besuchen und nun um den Fortbestand der Einrichtung als Haus der offenen Kinder- und Jugendarbeit bangen.

Aktenordner mit bereits 798 Protestunterschriften

Im Rathaus gab es jetzt ein erstes Treffen der beiden Parteien. Die Stadt Gladbeck wurde durch Bürgermeister Ulrich Roland und Jugendamtsleiterin Agnes Stappert vertreten, die Elternschaft unter anderem durch Michaela Recliek. Und die brachte auch gleich einen dicken Aktenordner mit exakt 798 Protestunterschriften gegen die drohende Schließung des KARO mit.

Von einer „Schließung“ der städtischen Einrichtung an der Schachtstraße wollte Bürgermeiste Ulrich Roland indes absolut nichts wissen. Gladbecks Stadtoberhaupt, der im Verlaufe des Gespräches den Einsatz der Butendorfer Bürger zugunsten des KARO mehrfach ausdrücklich lobte, verwies vielmehr darauf, dass gerade Gladbeck im Bereich Kinder- und Jugendarbeit außerordentlich viele Angebote vorhalte. Und das, obwohl die Geburtenrate in der Stadt inzwischen auf rund 600 Kinder pro Jahr zurückgegangen sei. Roland verwies auch auf die Finanzlage der Stadt und trotzdem habe man mehrere kirchliche Kindergärten übernommen und jüngst die Verträge mit zehn Schulsozialarbeitern abgeschlossen. „Wir wollen das Karo in keinster Weise schließen, sondern nur anders nutzen,“ so Ulrich Roland. Und Ferienaktionen sei künftig am KARO wieder geplant.

"BBzB" und "Kotten Nie" sind keine Alternativen

Argumente, die bei Michaela Recliek auf wenig Verständnis trafen. Sie verwiesen auf die rund 800 Protestunterschriften und machten deutlich, dass die geplante Nutzung des KARO durch die Jugendkunstschule absolut nicht mit der bisher vor Ort geleisteten offenen Kinder- und Jugendarbeit zu vergleichen sei. Auch ein Ausweichen der Butendorfer Kinder zum „Bildungs- und Begegnungszentrum Brauck“ (BBzB) oder zum „Kotten Nie“ halten die beiden Damen für illusorisch.

Bestes Beispiel sei doch die diesjährige Sommerferienaktion gewesen, die das KARO-Team am „Kotten Nie“ durchführen musste, erklärte Michaela Recliek. Anstelle bis zu 120 Teilnehmern habe man in Gladbeck-Ost maximal 50 Kinder gezählt.
Hinzugefügt wurde, dass es in den letzten Jahren ja bereits Änderungen im KARO-Angebot gegeben habe. So sei die Einrichtung an Montagen geschlossen. Doch das sei ja gar nichts im Vergleich zu dem, was nun drohe. „Was bleibt den Kindern denn dann noch?“.

Unterstützung erhielt der Bürgermeister durch seine Jugendamtsleiterin Agnes Stappert. Sie machte deutlich, dass es im MIKADO in Stadtmitte Einschnitte gegeben habe, als das KARO eröffnet wurde. Nun wolle man im Gegenzug im MIKADO eventuell ein „Jugend-Cafe“ einrichten. Und für die Neuausreichung des KARO würden auch Zahlen der „Offenen Ganztagsschule“ in Butendorf sprechen. Von rund 100 angemeldeten Kindern sprach Agnes Stappert.

Drängende Kernfrage "Wird das Karo geschlossen?"

Der Kernfrage „Wird das Karo geschlossen?“ wollten Ulrich Roland und Agnes Stappert eigentlich ausweichen. Doch es gelang nur zum Teil. Man werde ein neues Konzept für das KARO erarbeiten, versicherte Agnes Stappert. Offensichtlich ist dabei die Nutzung der KARO-Räume durch die Jugendkunstschule täglich ab 14 Uhr ganz fest eingeplant. „Die Vormittagsstunden stehen aber für Vereine und Verbände, vielleicht auch für neue Eltern-Kind-Angebote, zur Verfügung,“ so die Jugendamtsleiterin. „Für Wünsche aus der Nachbarschaft sind wird stets offen.“ Erst an den Nachmittagen würden die KARO-Räume von der Jugendkunstschule benötigt. Angebote in der offenen Kinder- und Jugendarbeit seien daher dann nicht mehr möglich.

„Das kommt der faktischen Schließung des Karo gleich. Und genau das wollen wir verhindern,“ reagierte Michaela Recliek enttäuscht. „Das Team vom Karo hat über viele Jahre tolle Arbeit geleistet, auch im sozialen Bereich. Das würde alles verloren gehen.“

„Wir nehmen den Protest auf,“ versprach Bürgermeister Ulrich Roland. Den Einspruch werde man auch an die politischen Gremien weiterleiten. Ob dies bei den Politikern aber zu einem Umdenken führen werde, konnte Ulrich Roland natürlich nicht sagen. Die Stadt Gladbeck geht seinen Worten nach jedenfalls davon aus, dass die geplante „Karo-Neuausrichtung“ umgesetzt wird.

Neues Karo-Konzept soll ab Ende 2015 umgesetzt werden

Von diesen dürstern Aussichten nicht beeindrucken lassen wollen sich die Vertreter der Elternschaft. Gegenüber ihren Gesprächspartnern kündigten sie eine Fortsetzung der Unterschriftenaktion an. „Keine Stadt und kein Politiker können die Meinung von mehr als 1000 Bürgern einfach übergehen,“ haben sich die Damen ein erstes Ziel gesetzt. Auch weitere Aktivitäten zugunsten des Erhaltes des KARO in seiner jetzigen Form will man nicht ausschließen.

Viel Zeit bleibt den Butendorfern, die sich für das KARO stark machen, aber nicht mehr: Jugendamtsleiterin Stappert gab an, man wolle das neue Nutzungskonzept ab Ende 2015 umsetzen...

Autor:

Uwe Rath aus Gladbeck

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