Panikmache wegen der ZUE in Rees-Haldern? Über einen nicht ganz geschmeidigen Briefwechsel

Bernd Romanski (links) und Christoph Gerwers sind in diesen Tagen nicht gut aufeinander zu sprechen. | Foto: privat
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Die im Hamminkelner Norden von der Bezirksregierungs Düsseldorf geplante Zentralen Unterbringungseinheit (ZUE) im ehemaligen Nato-Depot Haldern erregt die Gemüter. Jüngst haben sich die Bürgermeister der beiden betroffenen Kommunen (Rees und Hamminkeln) ausgetauscht. Allerdings nicht auf die allerfreundlichste Art.

Hamminkelns neuer Rathauschef Bernd Romanski hatte seinem Ärger in einem offenen Brief an den Reeser Kollegen Luft gemacht. Darin äußert er seine konkrete Sorge darüber, dass laut Gerwers' Statement "viele Flüchtlinge sich auch in Mehrhoog aufhalten werden, da das Depot näher an Mehrhoog als am Halderner Ortskern liegt". Er sei "überrascht und irritiert" über die Aussagen, die Gerwers anlässlich einer Bürgerversammlung in Haldern gemacht habe, zu der (wegen der Dinglichkeit der Sache) sogar Regierungspräsidenten Anne Lütges zugegen war.

Der Hamminkelner Bürgermeister belässt es nicht dabei, sondern legt einen drauf: "Das ist nicht nur unkollegial und respektlos, sondern stellt auch die gute Nachbarschaft in Frage. Nach meiner Auffassung können wir viele Themen nur in einem guten Verständnis miteinander lösen und da sind solche Aussagen überhaupt nicht hilfreich."

Gestern Nachmittag antwortete der Reeser Bürgermeister Christoph Gerwers per Pressemitteilung. Darin steht zu lesen:

(...) "lieber Bernd, vielen Dank für Deinen Offenen Brief vom heutigen Tage. Leider konnte ich Dich telefonisch am vergangenen Mittwoch nicht erreichen, sonst wäre es vermutlich erst gar nicht zu diesem Brief gekommen.

Zur Klarstellung: In der Bürgerinformation habe ich tatsächlich Folgendes gesagt:

1. Ich gehe davon aus, dass auch Flüchtlinge aus der ZUE nach Mehrhoog gehen könnten, da die Entfernung noch geringer ist als zum Reeser Ortsteil Haldern. Aus diesem Grunde habe ich den Bürgermeister der Stadt Hamminkeln schon vor einigen Tagen unmittelbar mündlich informiert.
2. Es werden auch Flüchtlinge nach Haldern kommen, diese werden sich nicht nur in der ZUE aufhalten. Darauf müssen sich die Halderner einstellen.
3. Zu keiner Zeit habe ich die Halderner Bevölkerung „beruhigen“ wollen, sondern habe sehr offen und transparent kommuniziert, dass wir mit diesen Entwicklungen rechnen müssen und das nicht schönreden wollen.
4. Auch von einem engen Kontakt mit der Stadt Hamminkeln habe ich nicht gesprochen, sondern lediglich gesagt, dass ich den Bürgermeister der Stadt Hamminkeln über die Pläne der Stadt Rees informiert habe.

Hinsichtlich Deiner Anmerkung über die Zulässigkeit des vorübergehenden Aufenthaltes der Flüchtlinge in Mehrhoog oder Städten anderer Kreise noch ein Hinweis: In der aktuellen Fassung des Asylgesetztes vom 24.10.2015 wird erläutert, dass der Ausländer in Aufnahmeeinrichtungen für die zuständigen Behörden und Gerichte lediglich erreichbar sein muss. Einem vorübergehenden
Aufenthalt in einem Nachbarkreis oder einer Nachbarstadt steht daher nichts im Wege. Dies nur zur Information.

Zusatz an die Pressevertreter:

In einem Telefonat zwischen mir und dem Bürgermeister Bernd Romanski aus Hamminkeln konnten die Missverständnisse bereits ausgeräumt werden. Somit können wir nun wieder an Lösungen arbeiten.

Freundliche Grüße
Christoph Gerwers

Das ist im Depot Haldern geplant:

Die Bezirksregierung Düsseldorf will im ehemaligen Depot an der Ortsgrenze von Haldern und Hamminkeln-Töven/Wittenhorst eine Zentrale Unterbringungseinheit (ZUE) für knapp 1400 Flüchtlinge installieren. Falls notwendig, sollen Notfalleinsätze über die Hamminkelner Polizeiwache bearbeitet werden.

Darüber äußerte sich Bernd Romanski schon kritisch bei den jüngsten Informationsveranstaltungen für die Bürger der Ortsteile. Er befürchte eine "aufweichende Akzeptanz" der breiten Unterstützung für Migranten, wenn Halderner Flüchtlinge sich vermehrt im ohnehin stark belasteten Mehrhoog aufhielten. Dort ist weiterhin fraglich, ob die Hogenbuschhalle wie vorgesehen in den nächsten Wochen wieder freigegeben werden kann. Denn noch stehen zu wenige Wohnunterkünfte in den Ortsteilen zur Verfügung, wohin die Hallenbewohner verlegt werden könnten.

In Brünen regt sich Widerstand

Gleichzeitig werden die Flüchtlings-"Baustellen" für die Stadt Hamminkeln nicht kleiner. Wie jetzt bekannt wurde, formiert sich in Brünen eine Anwohnerinitiative gegen die Ansiedlung der Asylbewerber am alten Sportplatz Kappertsberg. Die Anlieger befürchten zu starke Beeinträchtigungen des örtlichen Wohnfriedens und einen drastischen Wertverlust ihrer Immobilien. Mit der Unterstützung eines Rechtsanwalts wollen sich die Sportplatz-Anwohner gegen die Pläne der Stadt zur Wehr setzen und schlagen den Reithallen-Parkplatz (RV "Jagdfalke") als geeigneteren Standort für das Asylcamp vor.
Brisante Randerscheinung: Auch der Bürgermeister wohnt am Kappertsberg.

Bernd Romanski (links) und Christoph Gerwers sind in diesen Tagen nicht gut aufeinander zu sprechen. | Foto: privat
Autor:

Dirk Bohlen aus Hamminkeln

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