Heidemarie und Ralf Osthoff: Helfer aus Überzeugung

Heidemarie und Ralf Osthoff haben nach längerer Suche jetzt endlich eine Anstellung zum Integrationshelfer, Inklusionsassistenten und Schulbegleiter gefunden. Was ihnen bis dahin widerfahren ist, schildern sie in diesem Beitrag.   Foto: Kosjak
  • Heidemarie und Ralf Osthoff haben nach längerer Suche jetzt endlich eine Anstellung zum Integrationshelfer, Inklusionsassistenten und Schulbegleiter gefunden. Was ihnen bis dahin widerfahren ist, schildern sie in diesem Beitrag. Foto: Kosjak
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„Integration“ und „Inklusion“ sind nicht nur populäre Schlagworte. Dahinter stecken immer auch Menschen – auf beiden Seiten. Beispielsweise Heidemarie und Ralf Osthoff aus Hattingen.

Die beiden Hattinger sind Integrationshelfer, Inklusionsassistenten und Schulbegleiter, zertifiziert durch die AWo Witten im letzten Oktober. Dass sie sich seitdem vor Betreuungsaufgaben nicht retten können, das ist nur ein Irrglaube. Für den STADTSPIEGEL haben Heidemarie und Ralf Osthoff einmal ihre Erlebnisse bei der Suche nach Verpflichtungen aufgeschrieben.
„Mein Mann und ich sind aus Überzeugung Integrations- bzw. Inklusions-Assistenten bzw. Schulbegleiter geworden. Wir haben selbst drei Kinder und vier Enkelkinder und haben uns deshalb dafür entschieden, weil uns Kinder und deren Wohlergehen sehr am Herzen liegen.
Aber langsam fragt man sich, wo fängt Inklusion oder Integration an?
Da hört man dann Fragen, wie: ,Rauchen Sie?‘, ,Sie haben ja lange Haare!‘, ,Blond oder brünett?‘ – wie hätten Sie es denn gern? – ,Ich hätte aber lieber eine Frau statt einen Mann für mein Kind!‘ oder ,Sprechen Sie auch Polnisch?‘, ,Ein ehemaliger Maurer wäre uns nicht so genehm!‘
Das sind tatsächlich Fragen, die uns gestellt werden! Wir stellen uns die Frage, fragt man das auch das Lehrpersonal, wenn Kinder eingeschult werden? Hätten die Mütter, Väter und Mitverantwortlichen auch lieber einen Mann oder eine Frau? Raucher oder Nichtrauer? Langes oder kurzes Haar! Jung oder Alt! Dürfen es nur Akademiker sein?
Was sagt all das über uns aus? Liebe Mütter, Väter und alle Mitverantwortlichen der ,Integration – Inklusion – Schulbegleiter‘: Ist nicht all dies egal, Hauptsache man kümmert sich liebevoll, vertrauensvoll und mit Respekt um Ihr Kind?
Unsere Stärken: in Bezug auf Kinder ausdauernd, verständnisvoll, überzeugend und ruhig sowie belastbar zu sein.

"Was heißt weltoffen?"

Ist nicht all dies viel wichtiger? Dürfen wir nicht auch für uns das Wort ,Integration‘ beanspruchen? Alle wollen ,weltoffen‘ – ,sozial‘ - ,integriert‘ sein! Wann wollt ihr damit anfangen? Habt ihr die Kinder mal gefragt, ob die was gegen Langhaarige, Raucher, ob Mann oder Frau, ob hellhäutig oder dunkelhäutig, evangelisch, katholisch, muslimisch oder egal was haben? Kinder sind da wahrscheinlich weltoffener als mancher ,sogenannter‘ Erwachsener.
Wir würden sehr gerne als Schulbegleiter arbeiten. Aber warum werden einem so viele Steine in den Weg gelegt? Warum werden wir nicht integriert? Wir, die Ihnen helfen wollen? Kann uns mal einer darauf eine Antwort geben?“
Inzwischen hat die Suche nach zu Betreuenden für die Osthoffs ein gutes Ende gefunden. „Ich habe mittlerweile den ersten Arbeitstag im Rahmen der Schulbegleitung hinter mich gebracht“, so Heidemarie Osthoff. „Arbeitgeber: DRK Witten. Die tägliche Arbeitszeit beträgt zurzeit lediglich 3,5 Stunden, soll aber erhöht werden. Im Augenblick betreue ich ein Kind, was idealerweise auch immer das gleiche Kind sein soll. Vermittlungen finden durch das DRK, die Lebenshilfe, die AWo – bzw. deren Zeitarbeitsunternehmen PeSo – und ähnliche Verbände und Vereine statt, obwohl Jugend- und Sozialämter den exakten Bedarf und Hintergründe der betroffenen Eltern und Kinder genau kennen. Dazu muss man wissen, dass die angestrebte Betreuung ausschließlich durch diese beiden Behörden genehmigt werden.“

Endlich zu Betreuende gefunden

Auch für ihren Ehemann Ralf zeichnet sich ein glückliches Ende seiner Suche nach Betreuungskindern ab, wie er erzählt: „Auch ich habe soeben ein Einstellungsgespräch mit der Firma PeSo – gehört zur AWo – erfolgreich hinter mich gebracht. Ich habe das zu betreuende Kind und den Vater kennengelernt. Mein Dienst begann sofort am nächsten Tag in Wetter und dauert von 8 bis 16 Uhr. Einen schriftlichen Arbeitsvertrag haben wir geschlossen. Die Bezahlung erfolgt nach Stunden knapp über dem jetzigen Mindestlohn. Dazu muss man wissen: Davon wird knapp ein Drittel nochmals in Abzug gebracht, um die entsprechenden Ferienzeiten bezahlt zu bekommen. Fahrtkosten werden von keiner der genannten Firma übernommen.“

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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