Silberjubiläum für den Ambulanten Hospizdienst: Bis zuletzt Hand in Hand

Ein Teil der Hattinger Hospizgruppe mit Silvia Kaniut, Koordinatorin der Regionalgruppe Hattingen (sitzend ganz rechts), und ihrer Vorgängerin Beate Achtelik 2.v.r. sitzend), die natürlich immer noch aktiv zur Gruppe gehört. Foto: Pielorz
  • Ein Teil der Hattinger Hospizgruppe mit Silvia Kaniut, Koordinatorin der Regionalgruppe Hattingen (sitzend ganz rechts), und ihrer Vorgängerin Beate Achtelik 2.v.r. sitzend), die natürlich immer noch aktiv zur Gruppe gehört. Foto: Pielorz
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Viele Menschen möchten bis zum Schluss zuhause leben. Gerade bei schweren Erkrankungen ist das nicht einfach und pflegende Angehörige kommen hier schnell an ihre Grenzen. Vor 25 Jahren, 1992, gründeten sieben Ehrenamtliche nach einem Vortrag über bürgerschaftliches Engagement in der Hospizarbeit einen Arbeitskreis mit dem Ziel, Sterbende an die Hand zu nehmen und Angehörige in ihrer Arbeit zu entlasten. Daraus entwickelte sich der Ambulante Hospizdienst Witten/Hattingen, der auch für Sprockhövel zuständig ist. In der inhaltlichen Arbeit der Ehrenamtlichen hat sich in 25 Jahren viel verändert.

Schon seit der Gründung dabei sind Christel Kleinebrecht und Karin Klemt. Damals war es noch kein Verein, sondern „nur“ eine Initiative, die kurz nach der Gründung der bundesweiten Vereinigung „Omega – mit dem Leben sterben e.V.“ beitrat. Doch schnell wünschte man sich vor Ort eine engere, regionale Vernetzung mit anderen Hospizlern. Daraus entstand der „Ambulante Hospizdienst Witten/Hattingen.“ Und aus der früher eher kurzfristigen Sterbebegleitung ist ein intensives Netzwerk entstanden, welches heute auch Kinder und Jugendliche in Kindergärten und Schulen mit dem Thema Sterben und Tod berührt.
Andrea hat im Sommer ihre Schwester an Krebs verloren. Von der Diagnose bis zum Tod dauerte es zwei Jahre. Die erkrankte Hattingerin wurde während dieser Zeit von ehrenamtlichen Hospizlern begleitet, die auch für die Schwester eine große Hilfe waren. „Ich wusste meine Schwester bis zu ihrem Tod immer gut versorgt“, sagt Andrea. Besonders intensiv kümmerte sich Anne Bentmann um die kranke Frau. Die Hattingerin hat Erfahrung mit der Versorgung Krebskranker, hatte sie doch selbst einen lieben Menschen durch diese Krankheit verloren. Das und der Wunsch, einem kranken Menschen eine liebevolle Begleitung in den Tod zu ermöglichen, sind Motivation für die ehrenamtliche Mitarbeit vieler Hospizler. „Wir versuchen, das Leben und die Lebendigkeit nach Hause zu bringen“, so Bentmann.

In 25 Jahren hat sich viel verändert

Das ist ein Beispiel für die Begleitung durch den Ambulanten Hospizdienst, der von jedem Bürger angerufen werden kann. „Unser Dienst ist kostenlos, wir unterliegen der Schweigepflicht und helfen unabhängig von der Religion“, erzählt Silvia Kaniut, Koordinatorin der Regionalgruppe Hattingen, die ihre Aufgabe von Beate Achtelik übernommen hat. Wichtig sei es für die Erkrankten und die Angehörigen, dass jemand zuhört und es jemand ist, der sich mit dem Prozess des Sterbens auskennt. „Unsere älteste, aber nicht mehr aktiv arbeitende Hospizlerin ist Ella Spychalski. Sie ist 89 Jahre alt und war bis 2009 aktiv. Mit Mechthild Köhne, Liesel Schleimer, Ursel Müller und Maike Eisermann haben wir aber Frauen, die mit über 70 Jahren sehr aktiv mitarbeiten. Eine hospizliche Begleitung mit Hunden haben Inge Pasternack und Barbara Blankenagel übernommen. „Gerne hätten wir noch mehr Menschen, die sich eine solche Aufgabe vorstellen können. Wir wünschen uns auch Männer, die ehrenamtlich mitarbeiten. Mit Harald Lücke, Werner Lutzke und Wieland Naß begleiten im Moment nur drei Männer. Jeden Montag und jeden Mittwoch zwischen 15 und 18 Uhr ist unser Büro im Bürgerzentrum Holschentor, Talstraße 8, in Hattingen besetzt. Unsere Arbeit hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Neue Aufgaben wie die Begleitung mit Hunden sowie die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sind dazu gekommen. Ehrenamtler wie Birgit Reinecke (sie arbeitet mit Menschen mit Demenz) machen sogar eine PalliativeCare-Ausbildung, Barbara Blankenagel hat sie bereits“, erzählt Silvia Kaniut. Dahinter verbirgt sich ein international anerkanntes Gesamtkonzept für Menschen mit einer nicht mehr zu heilenden Grunderkrankung.
Um das Thema Tod und Sterben nicht aus dem Leben zu nehmen, entwickelte sich das Projekt „Hospiz macht Schule“. Hier engagieren sich Hospizlerinnen in der Grundschule mit einem mehrtägigen Schulprojekt, um bereits jungen Kindern Möglichkeiten der Trauerbewältigung und des Verstehens an die Hand zu geben. Bald wird das Projekt auch an weiterführenden Schulen eigesetzt. Mit dem Berufskolleg gibt es entsprechende Kontakte. Sogar für Vorschulkinder gibt es Möglichkeiten, wenn beispielsweise ein Eltern- oder Großelternteil verstorben ist. Das ist der Schwerpunkt von Heike Uphues. Die Erzieherin hat viele Fortbildungen zum Thema absolviert, trauern Kinder doch anders als Erwachsene. Dabei kann der Kontakt auch schon dann beginnen, wenn der Erwachsene oder das Geschwisterkind noch lebt. „Warum zum Beispiel die Mama nicht mehr Toben kann oder ob man selbst vielleicht Schuld an der Krankheit hat – ein Kind hat viele Fragen“, so Heike Uphues. Kindergartenmitarbeiter sind hier gezielt angesprochen, sich bei Bedarf an den Ambulanten Hospizdienst zu wenden.
Die offizielle Jubiläumsfeier zum Silberjubiläum des Ambulanten Hospizdienstes findet statt am Samstag, 18. November.
Das sind die aktiven Hospizler: Mechthild Köhne, Liesel Schleimer, Ursel Müller, Maike Eisermann, Inge Pasternack, Barbara Blankenagel, Anne Bentmann, Moni Eilers, Karin Klemt, Werner Lutzke, Heike Uphues, Andrea Naß, Barbara Fröber, Renate Koch, Sabine Krause, Giesela von Reeken, Marlies und Harald Lücke, Wieland Naß, Bärbel Plümer-Sibum und Brigitte Reinecke.
Kontakt: Ambulanter Hospizdienst Witten-Hattingen e.V., Regionalgruppe Hattingen, Bürgerzentrum Holschentor, Talstraße 8, Telefon 0774/9797029, E-Mail AHD-Hattingen@gmx.de; Regionalgruppe Witten, Pferdebachstraße 99a, Telefon 0174/9726265 oder 02302/1752605, E-Mail ahd@diakonie-ruhr.de

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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