Sommerferien, höchste Zeit für Einbrecher / Zehn Fragen an die Kreispolizei Wesel

Foto: LK-Archiv
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Sommerferien! Viele Menschen fahren in Urlaub und lassen Haus und Hof zum Teil für Wochen allein. Das beobachten auch die Einbrecher und schlagen vielerorts unerbittlich zu. Doch auch außerhalb der Ferien scheinen sich die Kriminellen zurzeit mächtig wohl zu fühlen.

"Was tun?", fragt sich der unsichere Bürger und hofft auf schlüssige Antworten aus der Prävention-Abteilung der Kriminalpolizei. Die Redaktion "Der Weseler/Der Xantener stellte zehn Fragen an Wolfgang Clanzett (Kriminalhauptkommissar in der Abteilung Prävention) von der Kreispolizei Wesel.

Redaktion: Steigt die Einbruchsquote in der Ferienzeit gewöhnlich an?
Clanzett: Natürlich verzeichnen wir auch in den Ferienzeiten Einbrüche. Und natürlich brechen Täter hauptsächlich dort ein, wo es ihnen leicht gemacht wird. Aber in der Regel steigen die Einbruchszahlen erst wieder in der dunklen Jahreszeit an.

Redaktion: Was sind die wichtigsten Sicherungsmaßnahmen bei längerer Abwesenheit?
Clanzett: Zunächst einmal gilt, dass Türen und Fenster zu verschlossen und zusätzliche Sicherungseinrichtungen aktiviert werden sollten.
Hinweise, die erkennen lassen, dass die Bewohner längerfristig nicht zu Haus sind, sollten auf jeden Fall vermieden werden. Dazu gehört, dass der Briefkasten nicht überquillt, die Rollos regelmäßig hoch- und runtergelassen werden und, wenn möglich, Beleuchtungseinrichtungen durch Zeitschaltuhren oder Sensoren kombiniert gesteuert werden. Denn wenn verschiedene Räume bei Dunkelheit abwechselnd beleuchtet sind, wirken Haus oder Wohnung belebt.
Wertvolle Gegenstände sollten während der Abwesenheit in einem Bankschließfach aufbewahrt werden

Redaktion: Fährt die Polizei in den Sommerferien öfter Streife in Wohngebieten als sonst?

Clanzett: Die Polizei fährt/läuft das ganze Jahr über Streife in Wohngebieten, uniformiert und auch in ziviler Kleidung. Das liegt vor allem daran, dass wir nicht nur Einbrüche verhindern wollen, sondern auch eine Vielzahl von anderen Straftaten

Redaktion: Warum werden in letzter Zeit so viele Multivans geklaut?
Clanzett: Das ist eine gute Frage. Vermutlich ist es ein beliebtes Modell, das sich gut veräußern lässt.

Redaktion: Brechen Diebe in ihrem Heimatort ein oder fahren sie „Fremdklauen“?
Clanzett: Sowohl als auch. Im Laufe der letzten Monate ist es den Kolleginnen und Kollegen im Kreis Wesel gelungen, eine Vielzahl von Einbrechern festzunehmen. Bei den Tatverdächtigen handelte es sich sowohl um überörtliche agierende Täter, als auch um örtliche Einbrecher.

Redaktion: Welche sind die häufigsten Fehler späterer Einbruchsopfer?
Clanzett: Opfer berichten uns leider immer wieder, dass sie nur „kurz“ einkaufen oder mit dem Hund spazieren waren. Dabei wurden oft genug Haustüren nur ins Schloss gezogen und Fenster auf Kipp gestellt, was den Einbrechern das Eindringen erheblich erleichtert.

Redaktion: Spielt Facebook eine Rolle beim möglichen „Opferscan“ der bösen Buben?
Clanzett: Es kommt sicherlich vor, dass Einbrecher sich auch über soziale Netzwerke informieren. Daher gilt auch hier, dass Abwesenheiten nicht für Jedermann ersichtlich sein sollten.
Wir haben aber die Erfahrung gemacht, dass Einbrecher eher klassisch vor Ort „ausbaldowern“, also durch Wohngebiete fahren und nach möglichen Objekten schauen.

Redaktion: Wo bekommt man als Einbruchsgeschädigter Hilfe bei psychischen Beeinträchtigungen?
Clanzett: Neben dem materiellen Schaden sind Einbruchsgeschädigte möglicherweise dadurch belastet, dass eine fremde Person in ihrem engsten Lebensraum und damit in ihre Privatsphäre eingedrungen ist. Das kann das Sicherheitsgefühl beeinträchtigen und zu Angst, Albträumen, Panikattacken usw. führen. Opfer sollte sich nicht scheuen, Personen zu Rate zu ziehen, denen sie sich anvertrauen können. (siehe Infobox!)

Redaktion: Wenn ich Einbrecher in der Nachbarschaft bemerke – was tue ich?
Clanzett: Sofort die Polizei über den Notruf 110 verständigen, wenn möglich, am Telefon bleiben und sämtliche Beobachtungen schildern. Eine Konfrontation mit dem Täter sollte vermieden werden.

Redaktion: Sie dürfen einen Appell zum Thema an die Bevölkerung richten!
Clanzett: Über ein Drittel aller Einbrecher geben auf, wenn die mechanischen Sicherheitseinrichtungen unüberwindlich erscheinen - oftmals schon nach drei Minuten. Der Handel verfügt über ein vielfältiges Angebot an effizienten Einbruchssicherungen. Es sollten alle Möglichkeiten zum Schutz vor Einbrüchen genutzt werden.

Kontakt zur Prävention

Das Kommissariat „Kriminalprävention und Opferschutz“ der Kreispolizeibehörde Wesel berät kompetent, neutral und kostenlos unter der Telefonnummer: 0281 / 107 – 4420.

Opfer-Betreuer durch den Weißen Ring

- Die Opferschutzbeauftragten der Kreispolizeibehörde Wesel unterstützen erforderlichenfalls die jeweiligen Kontaktaufnahme zu den verschiedenen Opferhilfeeinrichtungen und sind Lotsen im Hilfe-Netzwerk.
- Fachkräfte der Trauma-Ambulanz können über die ersten Schwierigkeiten im Alltag hinweg helfen und so möglichen psychischen Langzeitfolgen vorbeugen.
- Beratungsangebote auf örtlicher Ebene können ebenfalls helfen. Hierzu steht ein online-Beratungsführer (www.dajeb.de) der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugend- und Eheberatung e.V. zur Verfügung.
- Nach Eingabe von Postleitzahlen oder Ortsnamen werden dort die Erreichbarkeiten der örtlichen Beratungsstellen angezeigt.
- Der gemeinnützige Verein WEISSER RING bietet den Kriminalitätsopfern Unterstützung und Hilfe an.

Autor:

Dirk Bohlen aus Hamminkeln

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