Erdbeerjunkies und Gurkentruppen - Sommerbiathlon in Alpen-Bönninghardt

AS3 vor dem Start
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Schnelle, durchtrainierte, ausdauernde und ruhige Athleten auf Skiern, das verbindet man gemeinhin mit Biathlon. Im Sommer sieht das etwas anders aus. Auch in der Bönninghardt sieht man an diesem Wochenende vereinzelt durchtrainierte Körper beim zum vierten Mal ausgetragenen Sommerbiathlon. Die Mehrheit sind aber Freizeitsportler wie du und ich, die ab und an mal die Laufschuhe schnüren oder in die Pedalen treten.

Und so wundert es auch nicht, dass die Teilnehmer teils sehr kreativ sind, was die Namen der Staffeln und die Bekleidung angeht. Da tummeln sich dann eben schon mal Erdbeerjunkies mit Gurkentruppen oder Beasty Boys mit Bergziegen. Und das bei solchen Namen der Spaß im Vordergrund steht und nicht die Jagd nach neuen Bestzeiten sollte klar sein.

Aber wie geht das überhaupt? Biathlon im Sommer? Ganz einfach: Man ersetzt die Skier durch die bereits erwähnten Laufschuhe bzw. Pedalen. In Alpen-Bönninghardt werden 4er-Teams gebildet. Diese Teams laufen entweder 500m zwischen den liegenden Schießeinlagen oder fahren eine 1km-Runde mit dem Rad. Damit die Chancengleichheit gewährleistet ist, bekommen alle Radmannschaften ein einheitliches Mountainbike gestellt. Man startet mit der Lauf- bzw. Radrunde und kommt dann zum ersten Mal an den Schießstand. Hier sollten tunlichst alle 5 Scheiben mit dem Lasergewehr getroffen werden. Gar nicht so einfach, 10m können bei einem Puls von 160 verdammt weit weg sein und man darf sich nur einen Fehlschuss erlauben. Bleiben nach den max. sechs Schuss noch Scheiben stehen, bleibt auch der Sportler stehen. Und zwar für jede verfehlte Scheibe 20 Sekunden. Dann wieder auf die Piste. Insgesamt vier Runden sind zu absolvieren, dann wird an den nächsten aus dem Team übergeben. Die Staffel die als erste alle Teilnehmer im Ziel hat hat gewonnen. Der gesamte Wettbewerb zieht sich über zwei Tage. Anders lässt sich bei 96 Staffeln organisatorisch auch kaum ein Sieger küren. Samstag steht also die Vorrunde an. Erst die 48 Laufstaffeln und nachmittags dann die Radstaffeln zu der auch wir gehörten. Unser ganz unkreativer Name war AS3.

Wir waren ins letzte Startfeld gelost worden. Das bedeutete erst um 20.00 Uhr starten. Na toll, und um 20.45 war Anstoß für das Viertelfinale bei der Frauen-Fußball WM mit deutscher Beteiligung. Aber da mussten wir jetzt durch. Vorgenommen hatten wir uns nichts außer ins Ziel zu kommen und mal diese Atmosphäre zu schnuppern. Eine gewisse Nervosität machte sich trotzdem breit. Wie ist die Radstrecke? Wie schieße ich am besten? Durch das Probeschießen an gleicher Stelle beim Schützenfest wussten wir nämlich was auf uns zukommen würde. Und damals hatten wir keinen Puls, zumindest keinen erhöhten. Die Reihenfolge innerhalb unserer Staffel hatten wir nach Körperlänge sortiert. Die Kleinste zuerst, der größte zum Schluss. So mussten wir das Sattelrohr am MTB bei den Wechseln nur kurz ein Stück höher ziehen und weiter ging es. Eine ganz schön ausgefeilte Strategie für ein Team was nur Spaß haben wollte. Wir hatten im Vorfeld auch mal unsere Chancen ausgelotet ins Halbfinale zu kommen. In unserem Startfeld waren vier reine Männerteam, vier Mixed-Teams und vier Frauenteams. Die Vermutung war, dass die Männerteams sowieso überlegen sind, weil schneller auf dem Rad und überwiegend die besseren Schützen. Wir als Mixed-Team rechneten also dann flugs mit dem siebten Platz, weil zwei Mixed-Teams sicher noch besser sein würden. Die Aussicht auf einen freien Sonntag war zu verlockend. Dies schien sich auch nach den ersten beiden Wechseln zu bestätigen. Unsere Frauen räumten acht von 30 möglichen Scheiben ab und wir Kerle freuten uns auf das Bier und eine lange Nacht. Irgendwie packte uns dann aber doch der Ehrgeiz. Diese Schmach konnten wir nicht auf uns sitzen lassen. Am Ende und nach 27 von 30 getroffenen Scheiben haben wir uns bis auf den vierten Rang vorgeschoben, das Halbfinale war geritzt und der freie Sonntag gestrichen. Bereits um 10.00 Uhr ging es mit dem ersten Halbfinale weiter. Da wir diesmal tatsächlich keine Chance hatten in das Finale einzuziehen, war unser Minimalziel für den Sonntag: Vorletzter
Vor dem Start hieß es wieder die Nerven zu beruhigen, sich von den Profis des Schützenvereins nochmal den Einen oder Anderen Tipp holen, dann zum Einschießen, noch das Fahrrad abholen und schon ging es los. Über Nacht muss sich irgendwas verändert haben, denn unsere Schussleistungen wurden durch die Bank besser, die Wartezeiten am Schießstand entsprechend geringer. So sprang am Ende sogar Platz 9 in diesem hochkarätigen Halbfinale heraus. Und unsere Einschätzung mit den reinen Männerteams war so schlecht nicht. Im Finale am Nachmittag standen nämlich nur noch Männer und wir waren mit unserer Platzierung das beste Mixedteam. Auch wenn es dafür keinen Preis gab, dürfen wir darauf zu Recht stolz sein.

Fazit: Für uns wird der Biathlon in dieser Form wohl zu einer festen Einrichtung. Wir werden nicht nur 2012 in die Bönninghardt zurückkehren, sondern ebenfalls an einigen anderen gleichartigen Veranstaltungen teilnehmen. Der Biathlon-Cup in Kevelaer am 21.1.2012 wird auch dazu gehören.

Danke an den Bürgerschützenverein Bönninghardt für diese durchweg gelungene Veranstaltung. Behaltet den Charakter bei. Gerade die Atmosphäre und das familiäre Umfeld machen den Sommerbiathlon im "Waldstadion" einzigartig. Wir sehen uns 2012.

Autor:

Markus Fabri aus Neukirchen-Vluyn

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