Streit-Kultur

Unsere Gedankenwelt ist oft nur schablonenhaft, als ließe sich das Leben durch Wort-Formeln erklären. Der Mensch neigt zum Kollektivurteil. Das Vor-Urteil macht das Leben bequem. Schließlich sind wir an einem Punkt angekommen, wo nur noch ein Dummkopf behaupten kann es gäbe nicht nur dieses eine Leben.

Der Glaube im Besitz der richtigen Wahrheit zu sein, lässt den Menschen arglos werden. Vor Allem, wenn er das Gefühl hat von der Mehrheit getragen zu werden. Wie soll ihm da Gefahr drohen? Sicher nicht von dem Menschen, den er für schwach hält, weil er sich der Mehrheit entzieht. Da klopft man Dir nur mitleidig auf die Schulter und lässt Dich einfach stehen. Liegt in dieser Selbstgefälligkeit das schlichte Geheimnis von Stärke?

Aber im gleichen Augenblick offenbaren diese Menschen auch ihre Verwundbarkeit. Sie benutzen das Wort wie Schachspieler, die zwar die Figuren zu setzen wissen ohne jedoch von den Möglichkeiten des Spieles zu ahnen. Fantasielos werden die Figuren hin und her geschoben. Dabei verlässt man sich auf die Spielregeln und schweigt. Oder man versucht die gegnerische Figur aus dem Feld zu schlagen. Zu mehr scheint es nicht zu reichen. So kann sich nur ein ideenloses Spiel entwickeln. Und dieses „wie Du mir, so ich Dir Spiel“ reduziert den Bewegungsradius der Figuren. Der weitere Verlauf der Partie wird ohne Überraschungen bleiben. Ohne Konzept und stur geradeaus treffen die Figuren aufeinander. Wie sollen sich da komplexe Spielzüge entwickeln?
Auch das Paradoxon in seiner Banalität und die Ironie sind wichtige Stilmittel für eine spielerische Kommunikation. Man muss beim Schach nicht immer den besten Zug machen. Der beste Zug ist der, der den Gegner „zermürbt“.
Wenn "Dein" Spielpartner nur einmal bereit wäre, sich überraschen zu lassen, könnten wir „sprachlos“ nach neuen Worten suchen, um erneut das Spiel zwischen Schwarz und Weiß zu eröffnen...

Autor:

Dr. Mathias Knoll aus Arnsberg

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