„…Helden der totalen Vernichtung…“ ( kleiner Exkurs I. Weltkrieg )

Um die Jahrhundertwende (19/20-igste Jahrhundert) plagte für Jahrzehnte
zwei Nationen, „Frankreich“ und das „deutsche Reich“, ein unerbittlicher Konkurrenzkampf. Solange aber weder die eine noch die andere Nation den Sprung über die Landesgrenzen wagen wollte, war davon auszugehen, dass der jeweilige Nachbar zur potentiellen Bedrohung heranwuchs.
Denn wie, mag sich die politische Klasse gefragt haben, wollte man sich sonst gegen diesen wilden Trieb, den Krieg, erwehren? Einen Trieb, der so urwüchsig war wie die Liebe und archaischer als der Handel?
Und schon wurde der Krieg zu einer gottgewollten Prüfung, die das Volk wie ein Joch ertragen musste, um später das Joch abzuschütteln.
Nicht nur selbstsüchtige Opportunisten hatten ein feines Gespür für das, was in der Luft lag, während sie ihr nationales Schaumbad nahmen. Und die phlegmatische Mehrheit des Volkes, da war man sicher, würde ihnen ohnehin blind vertrauen.
Ein derartiges Klima, das die Nationen künstlich, ja geradezu vorsätzlich in patriotische Fieberzustände versetzte, musste die Idee des Präventivkrieges hervorbringen. Denn in jenen Zeiten wurden die Worte nur noch nach ihrem metallischen Klang gemessen. Die vermeintliche Bedrohung durch den Feind aber wurde so plakativ und archaisch dargestellt, als könnte allein eine Art Faustkeilmentalität die eigene Nation vor dem Untergang bewahren.
Um also ein Volk auf den Krieg vorzubereiten, musste man den Instinkt des Jägers fördern, der nicht zum Wild werden wollte. Also musste der Jäger für diesen schicksalhaften Augenblick, in dem er auf das Wild traf, gerüstet sein. Denn dieser Moment war von lebenserhaltender Bedeutung.
Kurz, der Kampf mit der Waffe konnte nur ein Ausdruck von Vaterlandsliebe sein. Aber gleichzeitig wurde auch der Mensch in seiner Intoleranz gegenüber Andersdenkenden ausgenutzt. Da war der Sündenbock schnell gefunden und zum Schlachtfest freigegeben. Auf der anderen Seite wurde natürlich derjenige, der vor dem Krieg warnte, als Lump oder Verräter ausgegrenzt wie ein Mensch mit ansteckenden Krankheiten.
„…ich bin gespannt,“ schrieb der Großvater in sein Front-Tagebuch, „ wie wir später- falls wir überleben- unsere Erinnerungen verzerren? Wir Helden der totalen Vernichtung…“

Autor:

Dr. Mathias Knoll aus Arnsberg

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