Lobbyismus und Fracking auf der Spur

23. April 2015
20:00 Uhr
Kulturhaus Thealozzi, 44793 Bochum

Theaterstück "Gloster" feiert am 23. und 24. April Uraufführung im Thealozzi

Richard Gloster ist Manager und Lobbyist eines internationalen Konzerns, ein Befürworter des Frackings. Er ist reich, attraktiv und symphatisch. Und hat ein Problem: Er hat sich in die junge Elisabeth verliebt, die wiederum mit den Machenschaften des Konzerns so gar nichts zu tun haben möchte. Das ist die Ausgangslage für das Stück "Gloster" aus der Feder der Bochumer Autorin Anja Liedtke, das am 23. und 24. April im Thealozzi seine Uraufführung feiern wird.

Auf die Idee zum Stück kam die ehemalige Gewinnerin des Bettina-von-Arnim-Literaturpreises bei einem Treffen der Bochumer Literaten. "Anlässlich des Shakespeare-Jahres habe ich Richard III. nochmal gelesen und gedacht: Der Typ wäre heutzutage Lobbyist", so die Autorin. Anja Liedtke recherchierte in dem Gebiet weiter, und so entstand das Stück.

Doch "Gloster" soll keine Moral einhämmern, kein Schimpflied auf die aktuelle Gesellschaft sein. Denn bei dem Theaterstück kommen nicht nur die Gegendemonstranten zu Wort, sondern auch die Manager, die scheinbaren Buhmänner. Eine Dichotomie entsteht zwischen dem stereotypen Bild des Lobbyisten und dem Bild eines Menschen, der an das glaubt, was er tut. Zwar stellt sich der Verlauf der Handlung am Ende klar gegen das Fracking, doch beide Seiten kommen zu Wort, die Entscheidung bleibt am Ende beim Zuschauer. "Was verleitet einen Menschen dazu, etwas so offensichtlich Gefährliches wie das Fracking zu befürworten? Ist es nur Macht und Geld? Oder steckt da mehr dahinter? Das sind die Fragen, die uns in der Produktion beschäftigen", sagt Regisseur Nathanael Ullmann.

Für die Umsetzung des Stücks hat sich Anja Liedtke an Studenten der Ruhr-Universität gewandt, die wiederum bereits seit mehreren Produktionen im Musischen Zentrum und Thealozzi zusammenarbeiten (beispielsweise bei Stücken wie "Theater der Verachteten" oder "Der Horla"). Die jungen Erwachsenen waren schnell begeistert, mittlerweile ist "Gloster" zu einem Projekt aus mehreren Generationen geworden. An dem Stück arbeiten zur Zeit acht Personen zwischen 22 und 64 Jahren. So treffen sich Erfahrung und frische Ideen.

Der Ringkampf um Gesundheit und Macht wird ausgetragen auf der Bühne des Thealozzi, die klein genug ist, dass das Publikum mittendrin ist, anstatt nur zuzuschauen. Das Schicksal der beiden Protagonisten soll der Zuschauer nicht nur betrachten, sondern erleben. Gloster soll Angst machen, soll aufrütteln – aber auch Spaß machen. "Zu einem großen Teil wollen wir den Zuschauer auch unterhalten. Er soll einen schönen, wenn auch denkwürdigen Abend haben", sagt Ullmann. So wird es immer wieder amüsante oder einfach nur schöne Szenen geben. Die Ästhetik steht für die Macher dabei sehr im Fokus: "Wenn alles klappt, haben wir bis zu 60000 Geldscheine auf der Bühne. Mit Licht und Projektionen kann man dann wunderbar spielen."

"Gloster" behandelt das aktuelle Thema Fracking, das immer mehr auch in NRW eine Rolle spielt, aber auf eine frische und unverbrauchte Weise. Politik stößt auf Ästhetik, im Ganzen entsteht so ein Abend, der unterhält und nachdenklich macht, ob wir nicht alle ein Richard Gloster wären, wenn wir es nur könnten.

Die Uraufführung ist am 23. und 24. April, jeweils um 20 Uhr im Thealozzi, Pestalozzistraße 21. Der Eintritt kostet zehn Euro, ermäßigt fünf Euro, für Studenten ist der Eintritt frei. Reservierung unter projekt.gloster@gmail.com

Autor:

Anja Liedtke aus Bochum

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