Düsseldorf: 100 Jahre Spielmannszug Angermund
Auf der Zielgeraden abgefangen – Feier wird nachgeholt Angermund

Der Spielmannszug Angermund besteht in diesen Tagen seit 100 Jahren. Da die Feierlichkeiten heuer allerdings nicht stattfinden können, beabsichtigt man, diese im nächsten Jahr nachzuholen.  | Foto: Lisa Ebeling
  • Der Spielmannszug Angermund besteht in diesen Tagen seit 100 Jahren. Da die Feierlichkeiten heuer allerdings nicht stattfinden können, beabsichtigt man, diese im nächsten Jahr nachzuholen.
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Anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens hatte der Spielmannszug Angermund eine große Feier zum Tanz in den Mai sowie einen Festabend mit vielen geladenen Gästen am darauffolgenden Tag vorgesehen. Alles war minutiös schon lange vorher geplant und 70 Prozent der Karten bereits abgesetzt, es brauchte nur noch „aufgespielt“ zu werden. Doch das Coronavirus machte alles zunichte. Die Feierlichkeiten fallen allerdings nicht aus, sie werden lediglich um ein Jahr verschoben. „Die Karten behalten daher ihre Gültigkeit“, betont Philipp Stecher, Schriftführer des Spielmannszugs.

Von Volker Jipp

Gegründet wurde der Spielmannszug kurz nach dem ersten Weltkrieg im Jahr 1920, als die Sehnsucht nach Freiheit wieder aufflammte, als eine Abteilung des Turnvereins Angermund. Erster Korpsführer war Wilhelm Maaßen, der seine Ausbildung beim Königin Elisabeth Garde-Grenadier-Regiment Nummer 3 in Berlin erhalten hatte.
16 Angermunder übten sich anfänglich im Trommel- und Flötenspiel. Schon bald konnte der Angermunder Tambourkorps bei Vereinsveranstaltungen und Umzügen eingesetzt werden. Da die Spielleute damals Uniformen tragen mussten, hatten sie sich diese zunächst von der Duisburger Polizei ausgeliehen. Zehn Jahre später hatte der Spielmannszug allerdings schon so viel Geld eingespielt, dass die ersten eigenen Uniformen angeschafft werden konnten.
Beim letzten Angermunder Schützenfest im Jahr 1935 spielte das Tambourkorps noch auf, dann aber wurden die Auftritte immer weniger, bis sie 1938 ihren Spielbetrieb ganz einstellen mussten.
Nach Kriegsende wurde der Spielmannszug im Jahr 1946 dann erneut als Unterabteilung des Turnvereins wieder aufgestellt. Das allerdings entsprach nicht den Vorstellungen der Besatzungsmächte. Was bot sich daher näher an, als 1947 in die St. Sebastianus Bruderschaft einzutreten, zu denen sie heute noch gehören.

Geliehene Uniformen

Die Zahl der Aktiven, vor allem der jüngeren, nahm anfangs stetig zu. Die Instrumente konnten erneuert werden, und die Uniformen liehen sich die Spielleute zunächst von der Angermunder Feuerwehr, bis sie sich Anfang der 50er Jahre wieder selbst Uniformen beschaffen konnten.
Mit der heutigen Ausstaffierung (grünes Jackett und schwarze Hose) sind die Angermunder allerdings ‚heimisch‘ geworden, denn sie gibt es seit genau dreißig Jahren. 1955 gesellte sich dann noch ein Fanfarenkorps als selbständiger Zug dazu, der sowohl durch sein fachliches Können als auch durch die gediegene Ausstattung eine große Bereicherung für den Spielmannszug darstellt. Waren sowohl der damalige Turnverein als auch die Bruderschaft ein reiner „Männerbund“, so kam es 1987 zu einer Art „Zerreißprobe“, denn fortan durften auch Frauen als gleichberechtigte Mitglieder mitspielen und -marschieren – sehr zur Freude der Männergesellschaft. Wie sich herausstellte, ein Erfolgsmodell. Heute liegt der Frauenanteil bei zirka 30 Prozent.
Spielstärke und musikalische Leistung wuchsen nicht zuletzt auch deshalb an, weil die älteren Mitglieder ihr Können und ihre Begeisterung an den jungen Nachwuchs gerne weitergaben. Gerade die Freude am Musizieren prägt den inneren Zusammenhalt über die Generationen hinweg. So ist es dem Schriftführer eine besondere Freude, zusammen mit seinem Vater im Zug zu marschieren und zu musizieren.
Und dabei braucht man noch nicht einmal die Noten zu kennen – alles wird einem spielerisch beigebracht. Wählen können die Musiker zwischen verschiedenen Blas- (Fanfare und Flöte) und Schlaginstrumenten (Trommel, Becken und Pauke), wobei das Instrument, die Uniformjacke sowie Hemd und Krawatte gestellt werden. Ohne eine finanzielle Kostenbelastung heißt es einfach: Dabei sein ist alles. Rund 60 Märsche gehören heute zum Repertoire der insgesamt 65 Männer und Frauen, deren Alter von neun bis 68 Jahren reicht. Geübt wird normalerweise jeden Montag im Schützenhaus. Vor allem in den Sommermonaten ist der Spielmannszug bei den vielen Schützenfesten in der Umgebung sehr gefragt, aber auch natürlich auf Festabenden sowie bei Platzkonzerten.

Dabei sein ist alles

Nicht zu vergessen ist natürlich die Begleitung bei den Martinsumzügen in den Stadtteilen. Aber auch an auswärtigen Musikwettbewerben nehmen die Spielleute mit großem Erfolg teil. Darüber hinaus veranstalten sie aber auch noch Ausflüge und Schießen natürlich ihren Gruppenkönig aus. Der Spielmannszug ist eine Gruppe, die vor allem eins eint: Die Liebe zur Musik und die Freude in der Gemeinschaft. Wer nun Interesse hat, setzt sich bitte mit dem Schriftführer Philipp Stecher in Verbindung: schriftfuehrer.spielmannszug@gmail.com. V

Autor:

Andrea Becker aus Essen-Borbeck

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