Ein Zeichen für die Kultur

Erst verhindert der Rat der Stadt Düsseldorf durch eine Satzungsänderung den von den Freien Wählern für die Jury des Heinrich-Heine-Preises vorgesehenen österreichischen Schauspieler Peter Kern als Jurymitglied. Dann setzt sich Kern in einer eigens einberufenen Pressekonferenz scheinbar zur Wehr. Dabei hätte er auf eine Teilnahme an der Jury eh verzichtet. Stellt sich die Frage: Warum das Ganze?
2006 geriet der Heinrich-Heine-Preis in den Sog eines handfesten Skandals. Peter Handke, den die Jury bereits zum Preisträger auserkoren hatte, verzichtete nach einer öffentlichen Debatte um seine Haltung zum Bürgerkrieg des zerfallenen Jugoslawien. Sigrid Löffler und Jean-Pierre Lefèbvre erklärten ob der „Hetzjagd“ gegen Handke ihren Rücktritt aus der Jury.
2012 geht es nicht um einen Preisträger, sondern um ein kommunalpolitisches Provinztheater. Namentlich Oberbürgermeister Dirk Elbers und Bürgermeister Friedrich Conzen hatten ein Jury-Mitglied Peter Kern abgelehnt: „Er passt nicht in diese Stadt, nicht zu dem Preis, nicht in die Jury.“ Kern hatte jahrelang am Düsseldorfer Schauspielhaus gearbeitet und auch ein Theaterstück über die Düsseldorfer Galeristin Johanna Ey geschrieben, das er später selbst verfilmte.
Kern selbst nutzt den um ihn entstandenen Skandal zu einer Abrechnung mit dem Verhältnis von Politik zu Kutur. „Die Kultur“, ätzt Kern, „ist längst zur Eventkultur verkommen. Es heißt nicht mehr die ‚Kulturstadt Düsseldorf‘, heute heißt es ‚Bambistadt Düsseldorf‘.“ Durch finanzielle Zwänge, abzulesen an den Etatkürzungen für Theater, Opernhäuser und Museen, sei der letzte Freiraum fremdbestimmt, was zu einer Verharmlosung der Kultur führe. Kern fordert, dass der Heinrich-Heine-Preis aus den Händen der Politik in die Hände des Heinrich-Heine-Instituts übergehen solle. Säßen weiterhin Bürgermeister anstelle kompetenter Künstler in der Jury, werde es einen alternativen Heine-Preis geben.
Die Düsseldorfer Kulturschaffenden fordert Kern auf, Stellung zu beziehen und durch künstlerische Aktionen auf den Missstand der Politik aufmerksam zu machen. Für September plant Kern ein Heinrich Heine Lesefest.

Autor:

Sascha Ruczinski aus Schwelm

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