Spurensuche mit Raymund Hinkel: Jan Wellem

Er ist der beliebteste Düsseldorfer: Jan Wellem, wie der Kurfürst Johann Wilhelm II. liebevoll in Düsseldorf genannt wird. Er ist ein echter Düsseldorfer Jong, am 19. April 1658 im Düsseldorfer Stadtschloss geboren.

1679 trat er als Kurfürst von der Pfalz das Erbe seines Vaters an. Eigentlich hätte er in die Kurpfalz übersiedeln müssen, aber dort hatten die Franzosen das Heidelberger Schloss seiner Familie durch Sprengungen schwer beschädigt. Hierzu gibt es übrigens auch eine interessante Ausstellung in Mannheim. So blieb er also in Düsseldorf und baute die Stadt zur Residenz aus. Er hatte ehrgeizige Erweiterungspläne. Teile der neuen Stadtbefestigung entdeckte man jüngst beim Bau des Köbogens.

Hier vor dem Rathaus steht sein Reiterstandbild. In Bronze gegossen, hoch zu Ross, blickt er auf das bunte Treiben in der Altstadt. Das mächtige Reiterstandbild gab Jan Wellem schon zu Lebzeiten 1711 bei seinem Hofkünstler, dem Flamen Gabriel de Grupello in Auftrag. Hierzu gibt es die Sage vom Gießerjungen, über die ich später berichte. Die Sockelinschrift behauptet zwar, die „Dankbare Bürgerschaft“ habe das 8.000 Kilogramm schwere Reiterstandbild gestiftet. Aber die Bürger setzen im 19. Jahrhundert Ross und Reiter nur auf den Sockel. Seitdem hat Jan Wellem einen besseren Überblick und mag wohl auch dem Oberbürgermeister ab und zu mal ins Fenster schauen. Im Zweiten Weltkrieg schafften die Düsseldorfer das wertvolle Kunstwerk im November 1944 nach Gerresheim und stellten es sicher in einem Bergstollen unter. Im Herbst 1945 feierten die Bürger freudig die Rückkehr des Kurfürsten, obwohl ringsumher noch eine Trümmerwüste war.

Jan Wellem förderte Kunst, Handwerk und Handel
Jan Wellem förderte während seiner Regentschaft die städtische Wirtschaft. Viele Künstler, Kunsthandwerker und Kaufleute ließen sich in der Stadt nieder. Damit verbunden war das Aufblühen der Zünfte, ein besonderes Anliegen des Herrschers. Schon Jan Wellems Vorgänger hatte damit begonnen, den von den Zünften abgeschotteten Arbeitsmarkt zu liberalisieren. Die 1689 bestätigten Ordnungen der Schneider und Schuhmacher behielten dem Landesherrn das Recht vor, so genannten „Freimeistern“ den Weg in diese Innungen zu ebnen. Gleichzeitig legte er auch Wert auf eine bessere Qualifizierung der Gesellen. Das war sozusagen eine erste Reform der Handwerksordnung, um die Zahl der Handwerker zu erhöhen.

Jan Wellem führte auch das Reinheitsgebot für das Bier ein - lag doch der Stammsitz seiner Familie in Neuburg an der Donau - und legte damit den Grundstein für das leckere Düsseldorfer Altbier und die längste Theke der Welt. Er sorgte auch dafür, dass Tiere, die in der Stadt geschlachtet wurden, lebend in die Stadt geführt werden mussten. Angesichts der neuesten Fleischskandale eine durchaus vorausschauende Anordnung.

So sehr sich der Kurfürst seiner Würde bewusst war, so volkstümlich gab er sich. Zusammen mit seinen Künstlern zechte er gerne im Lokal „En de canon“. Als Jan Wellem am 8. Juni 1716 im Alter von 58 Jahren ohne Nachfahren verstarb, endete auch für Düsseldorf eine glanzvolle Episode. Sein Sarkophag befindet sich im Mausoleum in der Andreaskirche, der einstigen Hofkirche.

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Autor:

Norbert Opfermann aus Düsseldorf

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