Glaubensbekenntnis

ungefähr so - nur goldener, gleißender ...

credo, ergo sum

Wissen Sie was?
Ich glaube nicht an Gott.

Letztens im Herbst fuhr ich von einer Freundin nach Hause, da sprach er zu mir, ganz unvermittelt, durch einen unglaublichen Sonnenuntergang. Alles war rotgolden und silbern, gleißend. Der Himmel erstrahlte in einem warmen Licht, wie ich es noch nie vorher gesehen hatte. Die Wolken türmten sich rechts und links, wie marmorne Säulen entlang eines Zubringers direkt ins Paradies. „Holy“ tönte es aus dem Autoradio und ich konnte nicht weiterfahren. So stand ich eine ganze Weile am Straßenrand. Da sagte er zu mir: „Ich bin. Ja, ich bin da.“
„Toll“ dachte ich, „Du da, ich hier.“ Und trotzdem, auch wenn ich es nicht genau erklären kann, spätestens seitdem glaube ich nicht mehr an Gott. Ich WEIß, dass er da ist.

Ich habe oft in meinem Leben erfahren dürfen, dass Gottes Möglichkeiten weit über meine Vorstellungskraft hinausgehen. Wie oft drehten sich meine Gedanken und trat ich auf der Stelle. Bis ich auf die Idee kam, ein Gebet zum Himmel zu schicken. Die meisten kamen zurück „Return to sender“ – hilfreiche Impulse eingeschlossen. Und wenn ich um mich schaue, in die Natur, wenn ich beobachte, wie die Dinge, die im Winter tot erscheinen, im Frühjahr neu zum Leben erwachen, dann kann ich nicht anders als anzuerkennen, dass Gott da ist. Ich habe keinen Zweifel mehr an Gottes Allmacht. Es ist eher so, dass ich nicht mehr verstehen kann, wie man leugnen kann, dass es eine höhere Macht gibt, die dieser unglaublichen Vielfalt an Leben, Struktur und Ordnung verleiht.

Doch, doch. Auch ich werde regelmäßig von Zweifeln geplagt.
Als mein Kleiner anderthalb war, beispielsweise und im menschenüberfüllten Einrichtungshaus wie am Spieß brüllte, weil er auf genau die Verkaufsobjekte klettern wollte, die mit dem „Bitte-nicht-klettern-Schild“ versehen waren. Als ich endlich wieder im Auto saß, brach ich verzweifelt in Tränen aus. Oder der Opi, der mir im Supermarkt den Einkaufswagen in die Hacken rammt, weil Kasse 3 gerade für ihn geöffnet wurde. Oder ich selbst, wenn ich mal wieder meinen Schwächen erliege…
Dinge wie diese machen mir regelmäßig schmerzhaft bewusst, dass er da ist und ich hier.

Aber wissen Sie was?
Ich glaube, dass Gott lebt.
Mein Kleiner klettert nicht mehr auf Ausstellungsstücken herum und den Opi bitte ich freundlich, mir nicht in die Hacken zu fahren, woraufhin er vielmals um Entschuldigung bittet und mir ein Sträußchen Nelken in den Einkaufswagen legt, das ich dann selber bezahle. Ich erfreue mich auch jetzt noch daran, auch wenn sie längst vertrocknet und im Müll gelandet sind.
Ich glaube, dass Gott in den Schwachen mächtig ist, weil ich das gelesen habe (vgl. 2. Kor. 12,9), und es glauben will.
Hier, schon jetzt, und nicht nur da.

Autor:

Femke Zimmermann aus Düsseldorf

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

5 folgen diesem Profil

17 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.