Sitzung der Bezirksvertretung 5
230 Millionen Euro für 1,9 Kilometer U81

In einem weiten Bogen wird die Brücke für die U81 über den Nordstern führen. | Foto: Visualisierung: Landeshauptstadt Düsseldorf
  • In einem weiten Bogen wird die Brücke für die U81 über den Nordstern führen.
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Die Bezirksvertretung 5 lehnte in der Sitzung am 27. November die Beschlussvorlage der Verwaltung zur Herbeiführung eines Ausführungs- und Finanzierungsbeschlusses für die U81 ab. Nur die SPD unter Führung ihres Fraktionsvorsitzenden Dieter Horne stimmte für das Projekt. Letztlich wird die Entscheidung im Stadtrat fallen.

Düsseldorf plant seit den 1990er Jahren eine Stadtbahnverbindung Ratingen–Flughafen–Messe–Lörick–Neuss/Krefeld, die für Messe und Flughafen von großer Bedeutung ist. In der Sitzung der BV ging es um den ersten Bauabschnitt vom Freiligrathplatz zum Flughafen. Die neue 1,9 Kilometer kurze Trasse soll auf einer 480 Meter langen und 12 Meter hohen Brücke über den Nordstern führen, um dann ebenerdig zwischen Flughafen und A44 Richtung Osten in einem neuen U-Bahnhof „Flughafen Terminal“ zu enden. Die Anwohner fürchten noch mehr Lärm und lehnen den Brückenschlag ab. Zur Erinnerung: Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) und die Ratsfraktionen von SPD, Bündnis 90/GRÜNE und FDP hatten im Oktober 2014 die gemeinsam am runden Tisch erarbeitete Lösung – Tunnel unter dem Nordstern statt Brücke – gekippt. Zum damaligen Zeitpunkt hätte der Tunnel nur 30 Millionen Euro mehr gekostet.

Kostenexplosion
Mittlerweile schießen die Kosten in die Höhe: Ursprünglich waren es 154, jetzt sind 230 Millionen Euro Brutto-Baukosten geplant. Gründe sind unter anderem Baupreissteigerungen, höhere Honorare und Entschädigungszahlungen. So verlangt der Flughafen einen Ausgleich für den Entfall von Parkplätzen. Trotz der höheren Kosten ist laut dem Amt für Verkehrsmanagement die Förderfähigkeit weiter gegeben. Der errechnete Nutzen-Kosten-Faktor beträgt 1,05 und liegt damit gerade eben mal über den förderfähigen Kosten-Nutzen-Faktor von 1,0. Somit würden 90 Prozent der dem Grunde nach förderfähigen Ausgaben, also rund 130 Millionen Euro netto von Bund und Land finanziert. Der Anteil, den die Stadt Düsseldorf selbst bezahlen muss, beträgt dann etwa 60 Millionen Euro. Außerdem fallen jährliche Folgekosten von mindestens 7 Millionen Euro an.

Zum Schutz der angrenzenden Wohngebiete soll südlich der A44 und westlich der B8n eine Lärmschutzwand zwischen Gleisanlagen und Lilienthalstraße errichtet werden. Auf der Brückenrampe und der Brücke Nordstern sind beidseitig Lärmschutzwände sowie auf der Brücke Unterschottermatten geplant. Zusätzlich bestehen „Anspruchsvoraussetzungen auf passiven Schallschutz“ an sieben Gebäuden in den oberen Etagen.

Die Mehrheit der Bezirkspolitiker kritisierte die hohen Kosten und das verschlechterte Kosten-Nutzen-Verhältnis, das auch den Faktor der Förderfähigkeit mindere – ursprünglich lag dieser bei 1,3. Zudem wollen sie, dass beim Bau der Brücke am Nordstern eine mögliche Verbreiterung der Danziger Straße berücksichtigt wird. Bemängelt wird auch, dass die Grafiken nicht zeigten, wie nah die Brücke an den Häusern der Wohngebiete vorbeiführt. Verwunderlich sei auch, dass die Stadt bereits jetzt enorme Geldsummen im Haushalt binden will, obwohl noch kein Baurecht vorliege. Die Anwohner bezeichnen die Brücke als zu monströs. Mehrere Hundert Bürger haben Einwendungen an die Verwaltung gerichtet. Der Heimatverein hat bereits angekündigt zu klagen, sobald die Bezirksregierung die Freigabe erteilt hat. Die Proteste bündeln sich im „Aktionsbündnis U81 contra monströser Hochbahnbrücke“. Doch die Tunnellösung erscheint der Stadt – ähnlich wie beim RRX in Angermund – als zu teuer. Diesem Argument kann die CDU-Fraktion jedoch nicht folgen: Sie sieht sich in ihrer Befürchtung bestätigt, dass die Kosten für die Brücke schon damals im Vergleich zur Tunnellösung „schöngerechnet“ worden seien.

Auch alle Ratsvertreter, die in der BV beratend tätig sind, brachten sich in die Diskussion ein. Die Debatte im Stadtrat zur U81 wird ja entscheidend sein. „Es ist für uns Bürger im Norden eine Ohrfeige, wenn der Oberbürgermeister auf dieser Monsterbrücke besteht. Er hat den Tunnel wegen 30 Millionen Euro Mehrkosten abgelehnt, obwohl Düsseldorf nur einen Bruchteil hätte bezahlen müssen. Nun nimmt er 76 Millionen Euro klaglos hin“, kritisiert Ratsherr Andreas-Paul Stieber (CDU).

U82 soll U78 ergänzen
Nach Fertigstellung des ersten Bauabschnittes soll die U81 zunächst als U82 im 20-Minuten-Takt zwischen Hauptbahnhof und Flughafen pendeln. Zeitgleich soll die heute im Zehn-Minuten-Takt verkehrende U78 (Hbf bis Arena/Messe Nord) ebenfalls auf einen 20-Minuten-Takt umgestellt werden, da sonst die Kapazität des innerstädtischen U-Bahntunnels nicht ausreichen würde. Durch die zeitversetzten Fahrten zwischen U78 und U82 bleibt der bisherige Zehn-Minuten-Takt zwischen Hauptbahnhof und Freiligrathplatz erhalten. Für Veranstaltungen ist – je nach Veranstaltungsfall – vorgesehen, zusätzliche Fahrten auf der Linie U78 zwischen Düsseldorf Hbf und Merkur Spielarena/Messe Nord (Linien-Nr. E78) und ein Shuttleverkehr zwischen Flughafen Terminal und Merkur Spielarena/Messe Nord durchzuführen (Linien Nr. E81).

Vorbereitende Maßnahmen – Baumfällungen, Leitungsverlegungen, provisorische Signalanlage U79, Gleisbaumaterial für vorgezogene Maßnahmen – sind bereits ab Sommer 2019 geplant. Hierfür soll die Genehmigung eines zuwendungsunschädlichen Baubeginns beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) erwirkt werden. Bei einer Bauzeit von etwa fünf Jahren – inklusive der vorbereitenden Maßnahmen – wird mit dem Start der U81 bis Mitte 2024 gerechnet. Dies wäre dann rechtzeitig zur Fußball-WM 2024, bei der auch Düsseldorf Spielort ist.

Autor:

Norbert Opfermann aus Düsseldorf

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