Wohnraum-Mangel macht erfinderisch.
Bunkerst du schon oder wohnst du noch?

Bunkerst du schon oder wohnst du noch?  Das ist kein Werbegag des Möbel-hauses, bei dem ich mir die 1. Wohnungseinrichtung geleistet habe. Das weckt für viele von uns schöne Erinnerungen. Aber was  denken Sie, wenn Sie tagtäglich an einem hässlichen Bunker vorbeifahren? Sozusagen gar nicht anders können, weil die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten in Düsseldorf, immer die ist, wo sich dann auch wirklich der Verkehr zurückstaut.  So hatte ich viel Zeit, mich an den Schandfleck zu gewöhnen. Ich fuhr berufsmäßig eine Zeit lang von den Erkrather Alpen kommend über Vennhausen in Richtung Gerresheim. Da gibt es ja wirklich nur eine Verbindung, wie wir alle wissen. Genau, links am alten, ehemaligen Gerresheimer Glashüttengrundstück vorbei, ein Riesen-Areal was jetzt noch auslüftet, bevor es als neuer Stadtteil von Düsseldorf knapp 5000 Menschen ein neues Zuhause beschert. Genau auf dieser Straße bewegte ich mich monatelang im Schritt-Tempo auf den Bunker zu. Als ich plötzliche eine Veränderung feststellte. Leisten wurden von oben nach unten mit einem Laser ausgerichtet und verschraubt. ( Ich kenne mich da aus, ich komme aus der Werbetechnik.)  Gut, dachte ich damals, endlich wird der Schandfleck neu verschalt und bekommt ein hübscheres Outfit. Dachte ich. Bis an dem Tag, wo jemand mit einer Riesensäge von oben nach unten in diesen quadratischen Block Schlitze reinschnitt, die, wenn man näher ran fuhr, breiter waren, als aus der Entfernung angenommen. Erst war es nur ein Schlitz, dann zwei, dann drei und zu guter Letzt auf der mir zugewandten Seite vier Schlitze. Nach dem 4. Schlitz ertappte ich mich dabei, wie ich an den Dornröschenschlaf dachte, wo der Prinz  die Prinzessin wach küsst. Als ich wenige Wochen später wieder auf den aufgeschlitzten Bunker zufuhr, hatte er  jeweils rechts und links  neue Schlitze bekommen. Und die Blöcke die da nur so rumlagen, waren riesig. Weil ich nicht der Einzige sein kann, dem diese Veränderung von Tag zu Tag aufgefallen ist, machte ich mich daran, über Google Maps ein paar Zeilen mit Foto zu verfassen. Und deswegen kann ich ja jetzt aus dieser, meiner Quelle berichten. Dort wo man die quadratischen Klötze heraussägt, entstehen große Fensterflächen und ich bin mir sicher, dass den kreativen Köpfen dieser Idee, jetzt schon ein großes, öffentliches Interesse und Dankeschön  gebührt. Es wird auch nicht der letzte Bunker sein, der in seinem neuen Leben eine besondere und außergewöhnliche Funktion einnimmt. Ich erfreue mich also jeden Tag an den kleinen Veränderungen dieses Bunkers, die da für uns alle augenscheinlich werden. Einem Relikt aus dem 2. Weltkrieg so eine neue Seele einzuhauchen, wo man in Friedenszeiten drin wohnen kann, ist schon etwas ganz Besonderes. Aber ganz bestimmt ist diese Idee dem Wohnraum-Mangel geschuldet. Oder was meinen Sie dazu?

Autor:

Joachim H. Hartung aus Monheim am Rhein

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