Die Sorgen aller ernst nehmen

Informationsveranstaltung der FDP zum Thema Einrichtung einer Erstaufnahme für Flüchtlinge auf dem Gelände der Bergischen Kaserne
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SSV Knittkuhl-Sportheim für die Bürgerversammlung viel zu klein

Zur dritten großen Bürgerversammlung zum Thema Unterbringung der Asylbewerber und Flüchtlinge im Bezirk 7 der Stadt Düsseldorf waren die Räumlichkeiten erneut zu klein. Das Sportheim des SSV Knittkuhl platzte aus allen Nähten und so mancher interessierte Bürger musste stehen. Das Bedürfnis nach Informationen ist groß und die Wogen schlagen hoch. Die Stimmung ist aufgeheizt, teils aggressiv, doch gelang es der Frontfrau der Düsseldorfer FDP, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, dass die Versammlung über die ganze Zeit ruhig und ohne Zwischenfälle blieb.

Es gibt an diesem Abend kein Parkplatz auf der Straße am Püttkamp in Knittkuhl. Das Sportheim des SSV Knittkuhl ist zum Bersten voll. Es gibt weder Sitz- noch Stehplätze. Man hatte das Gefühl, als wenn der gesamte Bezirk 7 auf den Beinen ist, um sich über die Planungen zur Errichtung der Erstaufnahmestelle für Asylanten und Flüchtlinge unterrichten zu lassen. Die beiden ersten Bürgerversammlungen haben bereits gezeigt, wie sensibel das Thema ist und wie beunruhigt die Bürger sind. So auch im Sportheim des SSV, wo sich erneut der Leiter des Amtes für soziale Sicherung und Integration, Roland Buschhausen den Fragen stellte. Moderiert wurde das Geschehen von der Kreisvorsitzenden der FDP Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Ihr war es auch zu verdanken, dass die Bürger der Reihe nach ihre Fragen stellen konnten. Außerdem glättete sie bei doch so mancher anbahnenden zänkischen Auseinandersetzung souverän die sich aufbauschenden Wogen. Wie brisant das Thema ist, zeigt auch das Unverständnis der Bürger für den scheinbaren Alleingang von OB Thomas Geisel in der Frage der Erstaufnahmestelle in der ehemaligen Kaserne – er soll sich bereits dafür entschieden haben, obwohl hier seitens der Bundeswehrverwaltung noch kein Entschluss vorliegt -, als auch die großen Sorgen der Bürger bei einer Anzahl von bis zu 600 Menschen auf dem Kasernengelände und jeweils 200 Personen, die in den beabsichtigten mobilen Bauten auf der Blanckertz Straße und Am Bongard unterkommen sollen.
Ein Bürger widerspricht den Äußerungen des Amtsleiters Buchhausen, die Menschen würden sich nur 14 Tage bis drei Wochen in der Kaserne aufhalten. „Allein, dass sie die Möglichkeit des Widerspruchs beim Asylbescheid haben, lässt eine Verweildauer von drei Monaten und mehr vermuten“, meint der Bürger. Auch die Kosten des Umbaus der Kaserne zum Wohnheim war ein Aspekt der Diskussion. So behauptet eine Bürgerin, dass allein der erforderliche Zaun, der zur Trennung vom zivilen zum militärischen Bereich erforderlich ist, eine Million Euro kosten soll und der Umbau für ein Erstaufnahmelager sogar acht bis zwölf Millionen. Antworten bleiben aus. So richtig scheint keiner etwas zu wissen. Andere Bürgerinnen und Bürger machen sich Sorgen um ihre Kinder. Sie wollten wissen, ob die Schulklassen vergrößert werden oder ob die Fahrten der Kinder zur Schule oder Kita gesichert sind, zumal die Busse jetzt schon viel zu voll sind und man, wie man sagt, mit 130 schulpflichtigen Kindern rechnen muss. Buschhausen versichert, dass die Standartklassen nicht mit Flüchtlingskindern aufgefüllt werden und dass die schulpflichtigen Kinder, wenn es erforderlich ist, in jede andere Schule gebracht werden, egal wie weit der Weg ist. Fragen über Fragen: „Wir helfen gern, aber müssen es gleich fast tausend Menschen auf so einem knapp bemessenem Raum sein. Gibt es keine anderen, größeren Flächen in Düsseldorf. Müssen es gleich zwei Container Dörfer sein. Wie steht es um die Sicherheit der Bürger. Woher kommen die Flüchtlinge – sind es nur Syrer. Wie viele kommen vom Balkan. Was machen die Asylbewerber den ganzen Tag. Wo sollen sie einkaufen. Wie ist die logistische Versorgung. Wie die ärztliche. Wie das Verhältnis von Einwohner und Flüchtling/Asylbewerber.“ So richtig zufrieden waren die Bürger mit den Antworten in den meisten Fällen nicht. Doch konnten so manche Fragen auch nicht beantwortet werden, zumal es an Praxis fehlt. Es gibt momentan kein Konzept – an dem soll aber nach Aussage der Stadt und der Diakonie gerade gearbeitet werden. Misstrauen überall. Die leitende Oberärztin der Klinik für Psychosomatische Medizin, Dr. L. Joksimovic, warnt eindringlich: „Die misstrauische Haltung tut keinem gut. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht in die Situation kommen, wo der eine gegen den anderen ausgespielt wird. Wir müssen die Sorgen aller ernst nehmen.“

Autor:

Peter Frank aus Düsseldorf

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