Kolumne Olympia: Wo ist Behle?

Smalltalk in der Redaktion. Thema Wochenend-Sport, wie immer Fußball. Aber was ist eigentlich mit Olympia? Allgemeines Achselzucken. Wie kommt es bloß, dass die olympischen Spiele nahezu unmerklich an uns vorbeiziehen?

Ein Kollege begründet sein grundsätzliches Desinteresse mit Hinweis auf die zweifelhaften Vergabekriterien und die eben solchen Verhältnisse im Gastgeberland. Der andere beschäftigt sich lieber mit Musical-Premieren und der dortigen Dschungel-Camper-Dichte. Aber was ist mit mir, dem Sportredakteur? Wo ist die Begeisterung früherer Tage?

Mit Sportlern wie Markus Wasmeier, Gunda Niemann oder dem Hackl Schorsch wurde mitgefiebert, auch wenn man sich selbst weder auf Skiern noch auf Schlittschuhen besonders lange halten konnte, und die Hügel von Knittkuhl schon die größtmögliche Rodel-Herausforderung darstellten.

Wo ist der mitreißende Kampfgeist gegen winterliche Naturgewalten eines Peter Angerer? Oder, um es mit dem legendären Bruno Moravetz und seinem nicht minder legendären Ausruf auszudrücken: Wo ist Behle?

Mit diesen unbeantworteten Fragen im Kopf schalte ich abends den Fernseher an. Skispringen, meine Liebling-Wintersportart! Gerade geht der spannende Wettkampf in seine heiße Phase. Der letzte Sprung entscheidet: Deutschland holt Mannschafts-Gold!

Einer der neuen Olympiasieger: Andreas Wellinger. Der wird im August 19 – so alt, wie Jochen Behle war, als sich vorübergehend seine Spur verlor. Der tauchte damals schnell wieder auf, wurde später der erfolgreichste Langlauf-Bundestrainer.

Wo Behle heute ist? Keine Ahnung. Aber Zeller ist heute ganz bestimmt wieder vor dem Fernseher – beim Olympia-Schauen.