Die Knackfalte

Wenn ich jetzt von mir behaupten würde, dass ich jeden Morgen mit einem Lächeln aufstehe, weil ich mich ganz doll auf das Wiedersehen mit mir im hauseigenen Badezimmerspiegel freue…dann wäre das glatt gelogen.

Ich gehöre zwar zu der seltenen Spezies der „Gerne-Früh-Aufsteher“ und kann die stille Stunde am frühen Morgen so richtig genießen. Aber sehen will ich mich dabei nicht! Deswegen bin ich auch dazu übergegangen, mir und meiner Umwelt meinen Anblick zu ersparen, wenn das erste Tageslicht sich noch genauso vor mir versteckt wie ich vor ihm.

Es ist leider nicht mehr nachrechenbar, wie umfangreich diese Armada von Cremetöpfchen und Anti-Age-Tübchen war, die den Krieg in meinem Badezimmer verloren hat. An meinen Tränensäcken und Lachfalten hat sich die gesamte Kosmetikindustrie ganz sicher dumm und dämlich verdient. Dadurch war der natürliche Prozess des Älterwerdens im Hause K. zwar nicht aufzuhalten, aber es hat zumindest eine große Erkenntnis gebracht: je teurer das Zeug in der Tube, umso weniger kann es. Die einfache Creme in der blauen Blechdose tut´s auch. Und kann auch nix. Also: kann halt keine Wunder vollbringen.

Frau gewöhnt sich dran und denkt sich: jede Falte habe ich mir fröhlich erlacht.
Gelebtes Leben eben.
Und wer mich wegen meiner Falten nicht mag, der mag mich auch so nicht.

Heute Morgen aber der Supergau!

Das Programm lief ab wie immer: unter die Dusche hüpfen, den ersten Kaffee des Tages trinken. Und vielleicht besser auch noch den zweiten. Und dann mal eben in den Spiegel schauen, um fröhlich mit den Restaurationsarbeiten zu beginnen.

Und da sah ich sie dann: die größte und feindlichste Knackfalte, die sich in einem Gesicht überhaupt abzeichnen kann! Kennen Sie diese Art Falten auch? Das sieht dann aus, als hätte man die Nacht auf einem Buchdeckel geschlafen. Diese Falten hangeln sich unschön vom Ohr aus abwärts, touchieren kurz den Tränensack und rasen pfeilschnell Richtung Nasenspitze.

Was im Klartext heißt: Großalarm in Düsseldorf-Bilk!

Klopfen, zerren, streicheln, cremen, breit grinsen, Pausbacken pusten: nichts hat wirklich geholfen.

Irgendwann hatte mir mal eine Freundin geflüstert, dass die Iris Berbens und Hannelore Elsners dieser Welt morgens genauso aussehen. Und all die strahlend schönen Models. Dass die aber auch über einen Geheimtipp verfügen, der Lachsäcken die Luft rauslässt und Knackfalten glatt bügelt: sie haben Hämorrhoiden-Salbe im Haus.
Und tragen die auch immer und überall mit sich rum.
Hämorrhoiden-Salbe to go quasi.

Ganz ehrlich? Bisher war mir der Selbstversuch zu riskant.
Irgendwas hat mich davon abgehalten, mir das ins Gesicht zu schmieren, was sich andere Menschen…okay, lassen wir das.

Also bin ich dann heute mit sehr tief sitzender Mütze ins Büro und habe auf die selbstglättenden Kräfte meiner Lachattacken gehofft. Daraus wurde aber nichts. Die Knackfalte war auch zur besten Knoppers-Zeit noch da und grinste mich auch am Mittag noch hämisch an.

Also habe ich die Pause in einem Laden für Karnevals-Artikel verbracht.

Außer Ork-Ohren und Pinocchio-Nasen zum Aufkleben, gab es dort nichts, was mich annähernd hätte tarnen können. Keine hübsche Heidi-Klum-Maske oder so. In meinem dramatischen Spezialfall hätte ich aber auch eine Seal-Maske genommen, man ist dann nicht mehr so wählerisch.

Ein durchaus sympathischer Lösungsansatz wurde mir eben von einer Kollegin unterbreitet:
„Geh´ in die nächste Bäckerei und iss dir die Falten aus dem Gesicht!“

Und wissen Sie was?

Genau das werde ich jetzt auch tun!

;-)

Autor:

Annette Kallweit aus Düsseldorf

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