Interaktiver Adventskalender / Düsseldorf

Die Perlenkette

Etwas lustlos trottete ich dieses Mal zum Weihnachtsmarkt.
Es war einfach nicht mein Tag, trübe, öde und rabenschwarz.
Durch die enge Gasse zwischen den schön gestalteten Buden
schaute ich nur mal nach rechts oder links, ohne daß mich
irgendetwas genau interessierte. Gebrannte Mandeln, Holz-
schnitzereien, Lebkuchenherzen, unzählige Kerzen, überall
herrliche Düfte, aber nichts konnte mich aufhellen.

Plötzlich erblickte ich am Ende der Gasse eine große Leucht-
schrift. "ES WAR EINMAL" war dort zu lesen, und sogleich zog
es mich wie ein Magnet dorthin. Als ich immer näher kam, war
unter der Leuchtschrift der Hinweis auf stündliche Märchen-
Vorlesungen zu entdecken. Das war für mich gerade das Richtige!

Und ich hatte Glück, daß zugleich die nächste Vorstellung begann.
Hinten im Zelt waren noch einige Plätze frei. Und während ich mich
setzte, ging auch schon der Vorhang auf. Auf der Bühne saß ein
bärtiger Mann, welcher nach einer kurzen Begrüßung sogleich
zu lesen begann:

"Es war einmal eine Perlenkette, die aus vielen edlen Perlen
bestand, und an welcher ein Jeder, der sie anschaute, seine reine
Freude hatte. Doch nach etlichen Jahren riss mit einem Mal jäh
die Schnur, welche ebenfalls sehr kostbar, weil aus einem sehr
wertvollen Material war.

Viele der kleinen und großen Perlen sprengten plötzlich durch die
Gegend, kullerten wie wild umher, so daß sogar einige verschwanden
und sodann nicht wieder aufzufinden waren. - Was nun?

In aller Eile musste ein Reparateur ausfindig gemacht werden, um
den Schaden beheben zu lassen. Dieser erklärte sich auch direkt
dazu bereit, sein Mögliches zu tun. Aber leider gab es kein rechtes
Band, welches dem ursprünglichen gleich kommen konnte. Es fehlte
die gewisse Flexibilität. Und außerdem waren ja auch etliche Perlen
verloren gegangen.

Als dennoch peu à peu die Kette instand gesetzt worden war, da
spürte gar Mancher direkt, daß sie wohl nie wieder so wirken werde,
wie dies im ursprünglichen Zustand einmal der Fall war. Und somit
konnte man sich unmöglich in der Öffentlichkeit zeigen. Deshalb
wurde die Kette einstweilen eingeschlossen. Von nun an fehlte ihr
sowohl die Luft zum atmen wie auch die gewohnte Beachtung und
Bewunderung............."

Das Ende der Geschichte konnte ich leider nicht mitbekommen.
Denn just in diesem Moment grölte ein Randalierer im Zelt so heftig,
daß die letzte Passage leider bei mir nicht ankommen konnte.

Auf dem Heimweg machte ich mir also meine eigenen Gedanken
darüber. Jedenfalls muss es sich um eine Parabel gehandelt haben,
die uns zu Überlegungen anregt, und die uns sagen möchte, daß es
immer wieder einen neuen Anfang geben wird.

Man muss nur das richtige "Material" zur Verfügung haben.

@B. Bogers

Autor:

Brigitte Bogers aus Düsseldorf

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

9 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.