Ausstellungseröffnung "Life-Size. Lebensgröße" Jana Sterbak im Lehmbruck Museum

11. März 2017
16:00 Uhr
Lehmbruck Museum, 47051 Duisburg
„Vanitas. Flesh Dress for an Albino Anorexic“ Foto zum Fleischkleid, Jana Sterbak im Lehmbruck Museum
  • „Vanitas. Flesh Dress for an Albino Anorexic“ Foto zum Fleischkleid, Jana Sterbak im Lehmbruck Museum
  • hochgeladen von Andrea Gruß-Wolters

Im Rahmen der 38. Duisburger Akzente wird am Samstag, 11.März 2017 um 16 Uhr die Ausstellung "Life-Size. Lebensgröße" der Künstlerin Jana Sterbak im Lehmbruck Museum eröffnet.

Der tschechisch-kanadischen Künstlerin Jana Sterbak (*1955 in Prag) geht es um große Themen wie Liebe, Leben und Tod. Ihre bevorzugten Materialien sind Fleisch, Haut, Haare, Leder, Brot und Eis. Materialien also, die vergänglich sind und uns unsere eigene Vergänglichkeit vor Augen führen. Die Ausstellung "Life-Size. Lebensgröße“ stellt den Körper und sein Maß in den Mittelpunkt. Insgesamt werden rund 40 Arbeiten aus über 30 Jahren künstlerischen Schaffens gezeigt.

Das Fleischkleid - ein Synonym für Vergänglichkeit

Für ihre im Jahr 1987 erstellte Arbeit „Vanitas. Flesh Dress for an Albino Anorexic“ vernähte Jana Sterbak rohes Fleisch zu einem Kleid. Die für ihre ausgefallenen Bühnenkostüme bekannte Popkünstlerin Lady Gaga kopierte das Motiv des Fleischkleides 2010 für einen ihrer spektakulären Auftritte und lenkte somit die Aufmerksamkeit auch auf Jana Sterbak. Das Fleischkleid wurde damit einer breiten Öffentlichkeit, auch außerhalb des musealen Kunstbetriebes, bekannt.
Im Lehmbruck Museum ist eine neu erstellte Kopie des Fleischkleides zu sehen. Es wurde vor Ort gefertigt. Unter Anleitung der Künstlerin wurde mit Hilfe der Museumsmitarbeiter rohe Fleischstücke ausgeschnitten, gesalzen und miteinander vernäht. Nun hängt das Kleid über einer Schneiderpuppe. Die Textur des Fleisches hat sich verändert. Da tropft kein Blut. Das gesalzene Fleisch wird immer mehr zu einer Lederhaut.

Gerade um diese Arbeit entbrennt immer wieder eine kontrovers geführte Diskussion. Was mögen Tierschützer und Vegetarier empfinden? Verschwendung von Lebensmitteln, "mit Essen spielt man nicht", diese Gedanken stellen sich rasch ein. Andere verstehen die Verwendung von Fleisch zu einem Kunstwerk als Aufwertung des so zubereiteten Fleisches. Jana Sterbak selbst sagt dazu:"...geht es für mich in dem Werk um den Schrecken des Alterns und das Ablaufen aller lebenden Dinge."

Vergängliche Materialien und Anspielungen

Es geht also um Vergänglichkeit, um die Veränderung der Textur. Jana Sterbak greift das Thema immer wieder auf. Da gibt es Stühle mit Lehnen und Sitzflächen aus Eis, die im Laufe der Zeit dahin schmelzen. Ein Bett mit einer Matratze aus Brot. Wie ein riesiger Keks liegt die Matratze auf dem Bettgestell. Ein Sessel aus Rinderfleisch sieht mittlerweile aus wie ein mit Fellflicken überzogenes Sitzmöbel. Gebeine aus Schokolade liegen in einer Grab ähnlichen Mauernische. Jede Arbeit wird einzeln in Kabinetträumen präsentiert. Ein Kabinett der Überraschungen, der Befremdlichkeiten und auch des Schreckens. Denn das Kleid aus Metallfäden, das unter Strom steht und anfängt zu glühen, wenn man sich ihm nähert, das möchte sich niemand überstreifen.

Jana Sterbak verfremdet. Ihre Kunst steckt voller Anspielungen. Sie verwendet unterschiedlichste, sich verändernde Materialien, bemüht Motive aus der Mythologie, der Literatur und Philosophie. Sie schafft groteske Situationen und das mit einer gehörigen Portion Ironie. Was bedeutet der Strichcode auf dem Nacken des kahlköpfigen Mannes? Ist es ein Preisschild inklusive Verfallsdatum? Ein Stein mit Schulterriemen, das ist ein mächtig schwerer Rucksack. Wer sich diesen auf den Rücken schnallt, hat schwere Last auf seinen Schultern zu tragen.

Jana Sterbak mag nicht so gern fotografiert werden. Und schon gar nicht inmitten ihrer Arbeiten. Die sollen für sich stehen. So kommt sie zur Vorstellung ihrer Ausstellung in grauem Ganzkörper-Strick, eine Arbeit mit Namen "Mask". Ein politisches Statement in Zeiten der Burka-Diskussionen? Kann man so sehen, muss man aber nicht. Doch eher ein Karnevalskostüm, denn der Musterstrick ist doch recht löchrig. Jana Sterbak lässt Raum für eigene Gedanken und Empfindungen. Diskussionen erwünscht - und die wird es sicher geben.

Jana Sterbak wurde 1955 in Prag geboren, emigrierte als Jugendliche mit ihrer Familie nach Vancouver. Nach Aufenthalten in New York, Barcelona und Paris kehrte sie nach Kanada zurück. Heute lebt sie in Montreal. Sie hat an zahlreichen, internationalen Gruppen- und Einzelausstellungen teilgenommen. Ihren künstlerischen Durchbruch hatte sie1990 mit ihrem Beitrag für die Biennale in Venedig, auf der sie ihre Wahlheimat Kanada vertrat.

Die Ausstellung läuft bis zum 11. Juni 2017

Mehr Infos, auch zum Begleitprogramm hier

Lehmbruck Museum
Friedrich-Wilhelm-Straße 40
47051 Duisburg
www.lehmbruckmuseum.de

Autor:

Andrea Gruß-Wolters aus Duisburg

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