Podiumsgespräch zu "Bruckhausen - Beispiel oder Machtspiel?"

21. März 2017
19:30 Uhr
Liebfrauen-Kulturkirche, 47051 Duisburg
Einladungskarte zur Ausstellung mit Foto von Katrin Gems

Podiumsgespräch mit dem Publikum rund um den Abriss im Duisburger Stadtteil Bruckhausen vor den Toren von Thyssen Krupp Steel.

Auf dem Podium:
Pfarrer Michael Höhn (ehemaliger Gemeindepfarrer in Bruckhausen), Prof. Dr. Christoph Zöpel ( u.a. in der Funktion als Lehrbeauftragter an der Technischen Universität Dortmund, Fakultät für Raumplanung im WS 2008/2009), Prof. Dr. Roland Günter (Deutscher Werkbund, Kunst- und Kulturhistoriker und Pionier bei der Rettung von Industriebauten vor dem Abriss, so bei der Siedlung Eisenheim in Oberhausen), Turhan Senel (ehem. Bruckhausener Unternehmer), Katrin Gems (Historikerin, dokumentierte den Stadtteil vor und während der Abrisses), Heiner Maschke (Entwicklungsgesellschaft Duisburg)
Moderation: Prof. Heinrich Theodor Grütter, Direktor des Ruhr Museums Essen

Zur Ausstellung:
Die mahnende Ausstellung zum Abriss im Stadtteil Bruckhausen ist sehr sehenswert.
Nicht nur die zahlreichen Fotografien, auch die Filme haben mich betroffen gemacht. Es ist beschämend wie mit den Bewohnern des Stadtteils umgegangen wurde, wie sie "bewegt" wurden, ihre Häuser zu verlassen. Nicht nur Schrottimmobilien, auch intakte Straßenzüge mit Baumalleen, Schrebergärten und Häuser mit gepflegten Jugendstilfassaden wurden dem "Rückbau" also dem Abriss geopfert, zu Gunsten eines "Grüngürtels", eine mit Lärmschutzwänden einbetonierte Rasenfläche, die den Namen Park nicht verdient. Auf eine Seite der Lärmschutzwand wurde das "Bruckhausenlied" in Beton gemeißelt. Ironischer geht es wohl nicht mehr.

Im Programmheft der Akzente steht zur Ausstellung folgender Text:
"Der "Grüngürtel" im Duisburger Stadtteil Bruckhausen ist das umstrittene "Pflaster" über dem Flächenabriss, dem ersten in Nordrhein-Westfalen seit den 70-er Jahren. Er stellt in doppelter Hinsicht einen Umbruch dar: Für die Bewohner des Stadtteils, die ihre Häuser und Wohnungen verlassen mussten, aber auch in der Politik des Städtebaus, für die Flächenabrisse lange tabu waren.

Überregional und unter Fachleuten hat diese euphemistisch genannte "Sanierung" Bruckhausens viel Kritik ausgelöst. Die Stadt Duisburg bewirbt sie dagegen als erfolgversprechende Strategie der Stadterneuerung. Der Bauminister spricht davon, Duisburg leiste "Pionierarbeit in Bezug auf den Rückbau".

Die Ausstellung "Bruckhausen - Beispiel oder Machtspiel?" hinterfragt dieses Geschehen.
Die Fotografen Bernd Langmack und Katrin Gems haben die Jahre des Abrisses im historisch einzigartigen Stadtteil dokumentiert. Frank Napierala zeigt Panorama-Aufnahmen inzwischen abgerissener Straßenzüge. Prof. Dr. Jörg Boströms Fotos dokumentieren die Stimmung in den 70er Jahren und den Widerstand der Bürgerinitiative BIB gegen die damals bereits bestehende Abrissabsicht. Ergänzend sind historische Fotos aus der Postkarten-Sammlung der Zeitzeugenbörse Duisburg zu sehen. Die Bilder werfen Fragen auf, die die Ausstellung mit Dokumenten und weiteren Veranstaltungen, wie einer Podiumsdiskussion und einem Filmabend (Kinemathek im Ruhrgebiet) ergänzt.

Welche Folgen hat ein solcher Eingriff in gewachsene Strukturen und Gemeinschaften für die betroffenen Menschen? Wie sieht das Leben aus in einem Stadtteil, der zur Hälfte dem Abriss preisgegeben wird? Welche Rolle spielt die historische Bausubstanz einer Stadt für deren Identität und Zukunft - welche die Demokratie?"

Eine Ausstellung von pressler-events und Geschichtswerkstatt DU-Nord in Kooperation mit dem Ruhrmuseum, Essen, Zeche Zollverein.
Die Ausstellung ist ein Beitrag zu den 38.Duisburger Akzente

Die Ausstellung ist noch bis zum 18. April 2017 zu sehen
täglich von 13:00 bis 18:00 Uhr
Eintritt frei

Achtung: am 24. März wird es hier einen Abend mit Protest-und Heimatliedern geben: "...reißen unseren Stadtteil ab als wäre es ein Kalenderblatt. Ich hab´es satt!"

Ausstellung und Veranstaltungen in der
Kulturkirche Liebfrauen
König-Heinrich-Platz / gegenüber Theater Duisburg
47051 Duisburg

Autor:

Andrea Gruß-Wolters aus Duisburg

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