Haben sie zu Weihnachten ein beheiztes Heim?

Kerstin Hendel
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Familienvater Costel (28), seine Frau Georgeta (24) und der kleine Kristian (10 Monate) aus Rumänien hoffen noch darauf

Die Emmericherin Kerstin Hendel (35), Vertriebsassistentin einer Düsseldorfer Bank und zehn weitere Frauen und zwei Männer - im Alter zwischen 20 und 57 Jahren - opferten ihren Urlaub für einen ganz bestimmten Zweck.

emmerich/Rumänien. Sie traten am 3. Oktober ihre erste „Baureise“ nach Rumänien an. Der ursprünglich über das Forum der deutschen Homepage der Band Bon Jovi gegründete, gemeinnützige Verein „Benefit & Joy“ und deren Gründerin Daniella Groothuis, gewannen Ende 2009 den von Jon Bon Jovi ins Leben gerufene „Circle of Change Award“. Dieser Preis wurde mit 10.000 Euro dotiert.

Das Geld wurde von der Stiftung Benefit & Joy - die nach dem Vorbild ihres Idols Bon Jovi sich ebenfalls in Zusammenarbeit mit der „Habitat for Humanity“ für den Ausbau von Häusern in den ärmsten Regionen in Rumänien einsetzt - sofort investiert. Die erste Baureise wurde geplant.Da ein Haus in Rumänien circa 18.000 Euro kostet, konnte mit dem Geldpreis ein großteil für das Projekt beigesteuert werden. Kerstin Hendel war von Anfang an Feuer und Flamme. „Es tut jedem Einzelnen von uns gut, sich einmal mit dem Leid anderer Menschen konfrontiert zu sehen. Wenn man dann auch noch etwas tun kann um dieses zu mildern, macht einen das umso glücklicher “, so die Emmericherin. Der Bauleiter vor Ort in dem kleinen Dorf Bechet in der Region Craiova, war wohl beim ersten Treffen enttäuscht, da die Gruppe zum größten Teil aus Frauen bestand. „Man konnte seinem Gesicht ansehen, dass er nicht sehr begeistert war“, schmunzelt Kerstin Hendel. Was diese Damen dann allerdings leisteten, sorgte in dem kleinen Ort in Rumänien für sehr viel Respekt, Begeisterung und vor allem Erstaunen. Das Ziel dieser einwöchigen Reise war es, das neue Heim von Costel, Georgeta und ihrem Kristian, mit der Innenisolierung und -dämmung zu bestücken.

Elf Damen und zwei Herren als Bauarbeiter

Die elf Damen und zwei Herren sind diesbezüglich jedoch übers Ziel weit hinausgeschossen. Was keiner erwartet und für möglich gehalten hatte, wurde trotz allem umgesetzt. Nach nur zwei Tagen, teilte sich die Gruppe auf und machte sich sofort an den Innenausbau des Nachbarhauses. Es wurde gehämmert und genagelt, isoliert und verputzt und das bis spät in die Nacht hinein. Das „Vorurteil“ der deutschen Disziplin und Gründlichkeit wurde vollends bestätigt. Gleichzeitig wurde dieser ehrgeizige und aufopferungsvolle Einsatz mit einer Herzlichkeit der Familien belohnt, die man in unserer „Welt“ weniger als selten zu spüren bekommt. „Es ist einfach unvorstellbar in welchen Verhältnissen die Menschen in dieser Region leben. So würden wir noch nicht einmal unsere Tiere unterbringen“, erzählt Kerstin Hendel. „Nicht nur, dass es selten fließendes oder gar warmes Wasser gibt, die „Behausungen“ sind völlig undicht. Alles ist klamm, es gibt keine Heizung und man ernährt sich von dem was man anbaut. Du fährst in diese Region und hast das Gefühl, hier wurde vor hundert Jahren die Zeit einfach angehalten. Da kommen dir ganze Familien mit ihren kläglichen Pferdekarren entgegen. Der kleine Kristian und seine Eltern lebten auf 8 qm. Wenn man so etwas sieht, wird einem bewusst, dass wir in Deutschland wirklich auf hohem Niveau jammern. Diese Reise hat die Prioritäten und Werte der Teilnehmer - die alle aus völlig unterschiedlichen Berufsfeldern kommen, erst einmal ordentlich zurecht gerückt. Diese Menschen dort - speziell die Familie denen wir geholfen haben - besitzen nichts und selbst das wird noch geteilt. Sie gaben sich so viel Mühe, uns ihre Kultur und ihr Land näher zubringen. Sie entschuldigten sich sogar bei uns für das Bild, welches einige ihrer Landsleute in Deutschland erzeugen.“

Das Leben von Kerstin Hendel
hat sich durch diese eine Woche völlig verändert. „Es ist unbeschreiblich wie glücklich leuchtende Kinderaugen machen können. Als wir die von uns mitgebrachten Sachspenden (500 kg) in Form von Spielzeug und Kleidung in Schulen und Kindergärten verteilten, war es unfassbar wie sehr sich gerade die Kinder für so „banale“ Sachen wie Stofftiere begeistern konnten.

Atmosphäre sorgte für Gänsehaut

Das hat eine Gänsehaut und ein Glücksgefühl bei uns hervorgerufen, wie wir es anderweitig noch nicht erlebt hatten. So etwas lässt dich alle Strapazen einer solchen Reise vergessen. Du merkst keine Grippe oder Müdigkeit mehr. Es wird einem sehr schnell bewusst, dass es Menschen auf dieser Welt gibt, die weitaus größere Probleme und Sorgen haben, als wir und die trotzdem glücklich und herzlich sind.“

Helfen sie das Werk zu vollenden

Wenn sie auch helfen wollen, können sie sich auf www.benefit-joy.de über alle weiteren Aktivitäten und Aktionen informieren. Das begonnene Werk soll vollendet werden. Dem Haus fehlt noch ein Heizungs- u. Warmwassersystem, damit Costel und seine Familie zu Weihnachten endlich in das neue Heim einziehen können. „Das wäre unser größter Wunsch und dafür suchen wir nun nach Sponsoren oder Spendern.“

Kerstin Hendel freut sich schon auf die nächste Reise und wird wohl fortan ihre Urlaubszeiten mit anderen Dingen füllen, als faul im Bikini irgendwo am Strand zu liegen.

Autor:

Betty Schiffer aus Emmerich am Rhein

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