Kommentar: "Wie 100 Roma in Ennepetal als Bürger integriert werden"

Am 19. April erschien in dem Lokalteil der Westfalenpost der Artikel „100 Roma in Ennepetal eingezogen“ von Stefan Scherer, welcher sich mit dem Zuzug von 100 Rumäninnen und Rumänen in den Ennepetaler Stadtteil Hasperbach beschäftigte.


Link zum Artikel: http://www.derwesten.de/staedte/ennepetal/wie-100-roma-in-ennepetal-als-buerger-integriert-werden-id9256475.html

Dieser Artikel, in dem es sowohl um das sogenannte „Problemhaus“ in Duisburg-Rheinhausen, als auch um die Integrations-Strategien der Stadt Ennepetal geht, löste in einigen Gruppen auf Facebook (bspw. „Du bist Ennepetaler wenn.....“) hitzige „Diskussionen“ aus. Obwohl in der Printversion der Zeitung auch ein Kommentar von Herrn Scherer abgedruckt wurde, welcher sich eindeutig gegen die Stimmungsmache von Rechts wendet, wurde der Artikel Scherers, als Grundlage für menschenfeindliche Äußerungen von nicht wenigen Facebook-Besuchern genutzt. Dabei wurden die im Artikel gemachten Aussagen wie: „Generell geht niemand davon aus, dass die Rumänen in Ennepetal für Ärger sorgen […] weil davon auszugehen sei, dass mögliche kriminelle Machenschaften aus den Reihen der Roma nicht direkt vor der eigenen Haustür stattfinden.“, oder die aufgeführten Zitate, wie: „Wie sollen wir Probleme in Ennepetal lösen, die die Großstadt Duisburg über Jahre nicht in den Griff bekommen hat?“ als Steilvorlage für die Reproduktion vieler Vorurteile über Sinti und Roma gesehen.

Die Kommentare in den Facebook-Gruppen waren dabei nicht selten menschenverachtend und bedienten sich jeglicher Ressentiments über Sinti und Roma, die Mensch sich denken kann. Da war von "Kriminalität" und "Sozialschmarotzertum" die Rede. Auch wurde davon gesprochen, dass die Roma gar nicht Willens oder in der Lage seien sich zu integrieren. Dass hierbei das mögliche Verhalten einzelner Personen auf eine als homogen wahrgenomme Gruppe übertragen worden ist, ist Ausdruck von vorurteilsbehafteten Denkstrukturen.  

Die Vorurteile über Sinti und Roma sind so alt wie die Geschichte der Minderheit in Europa. Sie existieren bereits seit der Zeit des Mittelalters. Tatsache ist, dass eben jene Minderheit die größte diskriminierte Minderheit in Europa ist und dies u.a. auch ein Grund dafür ist, dass Roma aus ihren "Heimatländern" flüchten. Viele Roma werden gerade in den osteuropäischen Ländern stark diskriminiert und auch von staatlicher Seite ausgegrenzt. Kinder werden auf separate Schulen geschickt, ohne Aussicht auf eine zukünftige Erwerbstätigkeit. Oft leben Sinti und Roma ausgrenzt von der Mehrheitsbevölkerung in "slum-artigen" Zuständen und müssen Angst um ihr Hab und Gut und auch um ihre körperliche Unversehrtheit haben. Gewaltsame Übergriffe auf Sinti und Roma sind dabei kein seltenes Phänomen.

Die Motive der Täter sind dabei die selben, wie sie auf Facebook dieser Tage von einigen geäußert wurden. Wir alle sollten uns darüber im Klaren sein, dass Stimmungsmache gegen die Neu-hinzugezogenen gefährliche Konsequenzen haben kann. Nicht nur, dass dies ein gefundenes Fressen für rechte Parteien ist (wie das, aus ehemaligen NPD-lern bestehende “Bündnis Zukunft Ennepe-Ruhr”), sondern auch Nährboden für konkrete menschenfeindliche Handlungen bietet. Eine Stimmungsmache gegen Sinti und Roma, macht ihnen einen Neustart in Ennepetal verdammt schwer. Wir sollten mit ihnen, anstatt über sie reden. Wir sollten ihnen zeigen, dass unser Denken und Handeln nicht durch Vorurteile bestimmt wird, die uns von klein auf suggeriert worden sind! Wir sollten ihnen zeigen, dass wir anders handeln, als ihre Nachbarn in Duisburg-Rheinhausen und ihnen helfen sich schnell zurecht zu finden, anstatt sie als „Fremde“ und „Unanpassungswillige“ abzustempeln und auszugrenzen.  

Marie Bußmann und Chris J. Demmer

Autor:

Chris D. aus Gevelsberg

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